Ukrainekrise von Maidan bis Minsk

21. November 2013: Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch stoppt ein unterschriftsreifes Assoziierungsabkommen mit der EU. Russland hatte zuvor damit gedroht, hohe Zölle auf ukrainische Waren zu erheben.

In den Tagen danach demonstrieren Tausende Ukrainer gegen die Entscheidung, sie fordern einen proeuropäischen Kurs.

Im Januar und Februar 2014 werden die Proteste gegen Präsident Janukowitsch auf dem Maidan in Kiew immer heftiger. Mehr als 100 Menschen sterben bei Straßenkämpfen.

20./21. Februar 2014: Die Außenminister Steinmeier, Fabius (Frankreich) und Sikorski (Polen) vermitteln in Kiew zwischen den Konfliktparteien. Nach einem 30-stündigen Gespräch unterschreiben Opposition und Regierung ein Abkommen, durch das der blutige Konflikt in dem Land beigelegt werden soll. Damit akzeptiert Janukowitsch unter anderem vorgezogene Präsidentenwahlen bis Ende des Jahres

Der Maidan gleicht am 20. Februar einem Kriegsschauplatz. Die Waffenruhe, die in der Nacht geschlossen worden war, wurde am Vormittag gebrochen.

Menschen trauern an einer Mauer um die Opfer der schweren Auseinandersetzungen der vergangenen Tage. Über 80 Menschen – Demonstranten und Polizisten – kommen ums Leben.

21. Februar 2014: Janukowitsch flieht überhastet in den Osten der Ukraine (und später nach Russland). Die Abgeordneten des Parlaments erklären Janukowitsch am 22. Februar für abgesetzt und rufen für Mai Präsidentschaftswahlen aus. Die Demonstranten jubeln über die Absetzung, Russland hält sie dagegen für verfassungswidrig.

Ende Februar 2014: Auf der Halbinsel Krim kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern der neuen Führung in Kiew. Bewaffnete besetzen Regierungsgebäude in der Hauptstadt der Krim, in Simferopol, um die russische Bevölkerung auf der Krim zu verteidigen, wie sie sagen.

1. März 2014: Russlands Präsident Putin lässt sich vom Parlament zu einem Militäreinsatz in dem Nachbarland ermächtigen – mit der Begründung, möglicherweise dort ethnische Russen schützen zu müssen. Zwar schickt Moskau keine Truppen. Doch auf der Halbinsel tauchen uniformierte Kämpfer ohne Abzeichen auf. Zunächst streitet Moskau ab, dass es sich um russische Soldaten handelt. Monate später räumt Präsident Putin aber ein, dass russische Soldaten früh auf der Krim im Einsatz waren.

16. März 2014: Die Krim stimmt in einem umstrittenen Referendum für einen Beitritt zu Russland. Die EU und die USA sowie die Übergangsregierung in Kiew kritisieren die Abstimmung als Bruch internationalen Rechts und sprechen von einer Annexion der Krim durch Russland. Die EU und USA machen mit Sanktionen Druck auf Russland.

Anfang April 2014: Prorussische Separatisten besetzen Verwaltungsgebäude in mehreren ostukrainischen Städten und rufen in Donezk eine „unabhängige Volksrepublik“ aus.

14. April 2014: Die Übergangsregierung in Kiew entsendet Truppen und Freiwilligenverbände als „Anti-Terror-Operation“ gegen die Separatisten in die Ostukraine. Bei einer Militäroffensive in Slawjansk am 2. Mai gibt es zehn Tote, in der Hafenstadt Odessa sterben mindestens 42 Menschen bei Straßenschlachten und einem Brand.

17. April 2014: Die Außenminister Russlands, der Ukraine, der USA und der EU einigen sich in Genf unter anderem auf eine Entwaffnung „illegaler Kräfte“. Ob dies nur die Kämpfer im Donbass betrifft oder auch auf dem Maidan, bleibt umstritten. Der Vorstoß wird nicht umgesetzt.

11. Mai 2014: In höchst umstrittenen Referenden in Donezk und Lugansk stimmen die meisten Teilnehmer für eine Unabhängigkeit von der Ukraine.

25. Mai 2014: Der proeuropäische Politiker und Milliardär Petro Poroschenko wird zum neuen Präsidenten der Ukraine gewählt. Er strebt einen EU-Beitritt der Ukraine an. Viele Wahllokale in der Ostukraine, wo die Separatisten de facto die Macht haben, bleiben geschlossen. Ende Juni unterzeichnen die Ukraine und die EU das Assoziierungsabkommen, das der alte Präsident Janukowitsch gestoppt hatte.

17. Juli 2014: Eine Passagiermaschine der Malaysian Airlines mit 298 Menschen an Bord stürzt über der Ostukraine ab, alle Insassen sterben. Regierung und Rebellen beschuldigen sich gegenseitig, es abgeschossen zu haben.

22. August 2014: Russische Hilfskonvois treffen im ostukrainischen Lugansk ein – ohne Genehmigung der ukrainischen Regierung. Die wirft Russland eine „direkte Invasion“ vor.

5. September 2014: Regierung und Separatisten einigen sich im weißrussischen Minsk auf eine Waffenruhe, die jedoch nicht eingehalten wird. Das Minsker Abkommen unterzeichnen (von links nach rechts): der Separatistenführer Alexander Sachartschenko, der russische Ukraine-Botschafter Michail Surabow, der Separatistenführer Igor Plotnizki, die OSZE-Gesandte Heidi Tagliavini sowie der frühere ukrainische Präsident Leonid Kutschma. Das Abkommen wird am 20. September durch eine Vereinbarung ergänzt, die eine demilitarisierte Pufferzone entlang der Frontlinie vorsieht.

26. Oktober 2014: Parlamentswahlen in der Ukraine. Die proeuropäischen Parteien siegen. Die Separatisten boykottieren die Wahl.

2. November 2014: In den international nicht anerkannten „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk halten die Separatisten eigene Wahlen ab. Die Ukraine erkennt die Wahl nicht an und spricht von illegaler „Machtübernahme“, Russland verteidigt die Abstimmung als legitim.

12. November 2014: Die NATO beschuldigt Russland, die Separatisten mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen.

24. Januar 2015: Zu Jahresbeginn nehmen die Kämpfe wieder an Intensität zu. Auch der Raketenbeschuss von Wohnhäusern in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol mit vielen Toten sorgt für eine Eskalation des Konflikts.

5. Februar 2015: Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident François Hollande starten eine neue diplomatische Intiative. Sie reisen nach Kiew und sprechen mit Präsident Poroschenko.

Am nächsten Tag treffen sich Merkel und Hollande in Moskau mit Präsident Wladimir Putin. Zwei Tage später vereinbaren Merkel, Hollande, Poroschenko und Putin telefonisch, sich am 11. Februar erneut in Minsk zu treffen.

12. Februar 2015: Putin, Hollande, Poroschenko und Merkel einigen sich nach stundenlangen Verhandlungen auf eine Waffenruhe ab dem 15. Februar für das Kriegsgebiet Donbass. Außerdem sollen schwere Waffen abgezogen und das ursprüngliche Minsker Abkommen umgesetzt werden.

(Quelle: Tagesschau.de)