Warum die Merz-Debatte zeigt, wie wichtig echter Austausch für unsere Demokratie ist.
Als Friedrich Merz in Berlin seine umstrittene Bemerkung über das „Stadtbild“ mit der Sicherheit von Frauen verteidigte, war klar: Das Thema würde hochkochen.
Viele empfanden seine Worte als pauschalisierend und verletzend. Innerhalb weniger Stunden organisierten sich Menschen unter dem Motto „Wir sind die Töchter“ zu Protesten vor der CDU-Zentrale. Frauen und Unterstützer*innen wollten damit zeigen, dass sie sich nicht als Argument für ausgrenzende Aussagen instrumentalisieren lassen.
Auch Politiker*innen wie Ricarda Lang und Aktivist*innen wie Luisa Neubauer kritisierten, Merz’ Worte lenkten vom eigentlichen Problem ab: von echter Gleichberechtigung und Sicherheit im Alltag. Sie machten deutlich, dass Sprache Verantwortung trägt – besonders, wenn sie von einem Bundeskanzler kommt. Die Kritik kam zudem aus den eigenen Reihen. CDU-Politiker Dennis Radtke betonte, dass Abschiebungen Probleme wie Obdachlosigkeit, Drogensucht oder Jugendgewalt nicht lösen könnten. Die Integrationsbeauftragte Natalie Pawlik (SPD) warnte davor, Migration mit vereinfachten Aussagen zu erklären – das spalte die Gesellschaft, statt sie zu verbinden.
In einem offenen Brief forderten Politiker*innen von Grünen und Linken eine Entschuldigung. Sie nannten Merz’ Aussage diskriminierend und gefährlich, weil sie Menschen ausschließe, die längst Teil dieser Gesellschaft sind.
Die Reaktionen darauf zeigen, dass unsere Demokratie lebendig ist. Viele Menschen widersprechen, hinterfragen, diskutieren – und genau das ist notwendig. Kritik, Protest und öffentlicher Widerspruch sind keine Zeichen von Spaltung, sondern Teil einer gesunden demokratischen Kultur. In dieser heißt Politische Verantwortung, Komplexität auszuhalten, statt einfache Antworten zu geben. Demokratie braucht nicht mehr Lautstärke, sondern mehr Austausch – Gespräche, die Unterschiede aushalten und nach Lösungen suchen. Sonst werden Debatten in der Öffentlichkeit schnell zu leeren Schlagzeilen und Stimmungsmache. Dabei ist echter, offener und respektvoller Austausch das, was unsere Gesellschaft gerade mehr denn je braucht.

Genau das steht im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe „Vier Feiertage für die Demokratie“ der Stadtbibliothek Mönchengladbach so wichtig. Am Donnerstag, 6. November um 19:30 Uhr geht’s im WandelSaal der Zentralbibliothek unter dem Titel „Unter Druck“ genau darum: Wie steht’s um unseren öffentlichen Dialog? Warum fällt es so schwer, miteinander im Gespräch zu bleiben? Und was läuft eigentlich noch gut?
Unter der Moderation von Sema Kouschkerian diskutiert Denisa Richters (leitende Redakteurin der Rheinischen Post) mit Kommunalpolitiker*innen darüber, wie wir den Dialog wiederbeleben können – und warum das Engagement für Demokratie heute wichtiger ist denn je.
Wir als junge Redaktion, die sich regelmäßig in den Räumen der Zentralbibliothek trifft, sind natürlich dabei. Weil wir überzeugt sind: Zukunft entsteht nicht durch Schweigen, sondern durch Gespräche. Nicht durch Likes, sondern durch Austausch. Und weil Meinung ohne Haltung nur Lärm bleibt. Also: Kommt vorbei, redet mit, stellt Fragen – oder hört einfach zu.
Donnerstag, 6. November, 19:30 Uhr im WandelSaal, Zentralbibliothek Carl Brandts Haus (Eintritt frei, keine Anmeldung nötig)

