…eine Erkenntnis von Raoul Hausmann. Die wenigsten Menschen werden ihn oder seine Erkenntnisse kennen, dafür kennen die meisten seinen Kopf: der „Mechanische Kopf“, später „Geist unserer Zeit“ genannt, ist auch fast 100 Jahre danach noch Zeitgeist genauso wie die Bewegung in der er entstand.
Ein hölzerner Modellkopf, wie er früher zum Unterricht in Kunstakademien verwendet wurde, den Raoul Hausmann 1918 mit einer Reißschiene, einem Uhrwerk, einem Zentimetermaß, einem zusammenschiebbaren Reisebecher, einem aufgeklappten Etui und der Zahl 22 versehenen hat.
Dieser „Geist der Zeit“ wirkt nüchtern und mechanisch, er ist keine Abbildung oder Nachbildung der Natur, sondern ein Dummy, der durch Fundstücke und Altmaterial ergänzt wird. Er kann vermessen und numeriert werden. Mit dieser Plastik stellt Hausmann die bürgerlichen Vorstellungen und Werte von der Kunst auf den Kopf.
Hausmann war ein Intellektueller und wollte aufrühren. „Wir wünschen die Welt bewegt und beweglich, Unruhe statt Ruhe“, hatte Hausmann in seinem Werk „Der deutsche Spiesser ärgert sich“ geschrieben, „fort mit allen Stühlen, weg mit den Gefühlen …“ Und her mit dem Unsinn und der exzentrischen Empfindung!
Er übte Kritik an der Kunst und Literatur sowie deren elitären und vergeistigten Betrachtungs- und Umgangsformen. Mit Grenzüberschreitungen in Kunst und Literatur erschuf er neue Methoden und Formen wie z.B. der Fotomontage, die es der Kunst ermöglichte, sich anders und künstlerisch anspruchsvoll mit der Realität auseinanderzusetzen.
Er gilt als ein Pionier der Fotocollage. Dieser neuen Technik hatte er sich während des 1. Weltkrieges angeeignet. Auch experimentierte er mit Lautgedichten und Typographie. Vom 30. Juni bis zum 25. August 1920 veranstaltete er zusammen mit George Grosz und John Heartfield die Erste Internationale Dada-Messe in Berlin, zugleich Höhepunkt und letzter großer öffentlicher Auftritt der Berliner Dada-Gruppe.
Als Dadaist brachte er sich hier mit all seiner antibürgerlichen Aggression in seine Kunst ein. In Collagen, Photomontagen und Schriftplakate zeigte sich der antibürgerliche revolutionäre Geist und der bösartige Witz der Dadabewegung. Hauptsächlich waren es aus Zeitungsmaterial, ausgeschnittenen Photos und typographischen Elementen zusammengesetzte ironische oder kritische Portraits und Plakate. Anders als seine dadaistischen Freunden ist Hausmann bis zu seinem Tod 1971 Dadaist geblieben.
Alles Dada oder was…Jugendliche haben sich in einem Kunstprojekt von Raoul Hausmann’s „Mechanischen Kopf“ inspirieren lassen und ihn in ihre Zeit geholt. Kaum zu glauben das die schon vor 100 Jahren so „schräg“ waren: http://youtu.be/YVM5C5-Z7_g
Titelbild: Der Kunstkritiker1919-20 von Raoul Hausmann 1886-1971.