Faktenchek zu den Kandidaten der Kommunalwahl in Mönchengladbach

Am 5. September verwandelte die Bezirksschülervertretung das Huma-Gymnasium in Mönchengladbach in eine kleine Wahl-Arena: Die OB-Kandidat*innen traten zur Podiumsdiskussion an – und zeigten, wie sie sich den Chefposten im Rathaus vorstellen. Heraus kam ein Mix aus klaren Ansagen, kleinen Schlagabtauschen und überraschend lockeren Momenten.

Schon beim Einstieg herrschte ungewohnte Einigkeit: Mit der AfD will niemand gemeinsame Sache machen. Punkt. Die FDP erklärte zwar, sie habe kein Problem damit, mit der AfD auf einer Bühne zu stehen, aber mehr sei nicht drin. Danach ging’s direkt zur ersten Kontroverse: Die Linke warf der CDU vor, im Bundestag schon mit der AfD abgestimmt zu haben. CDU-Kandidat Wellens konterte empört, sprach von „Märchenstunde“ und setzte noch einen drauf: Die Linke arbeite mit der Antifa zusammen. Das Publikum reagierte gespalten – von Kopfschütteln bis Applaus war alles dabei.

Bei den schulnahen Themen zeigte sich, dass es durchaus gemeinsame Nenner gibt. Beim „Bring your own device“-Modell waren alle einig: Das kann unfair werden, wenn nicht alle Familien die Ausstattung bezahlen können. SPD-Kandidat Heinrichs sah die Ideallösung in einer städtischen Versorgung aller Schüler*innen mit Geräten – nur leider fehlt das Geld. Beim Dauerstreitthema „Handyverbot“ herrschte ebenfalls Konsens: Komplett verbieten ist Quatsch. Die FDP wollte immerhin zwischen Unterricht und Pausen unterscheiden.

Ernster wurde es beim Thema JHQ Rheindalen und dem geplanten Abschiebegefängnis. CDU und SPD gaben sich machtlos: Die Stadt habe da keinen Einfluss. Grüne und Linke widersprachen entschieden – politische Haltung zeigen sei sehr wohl möglich.

Damit das Ganze nicht zu trocken wurde, lockerten Spiele die Diskussion auf. Ein Emoji-Ranking zu verschiedenen Themen sorgte für Lacher, weil nicht alle die Emojis richtig deuteten. Klar wurde trotzdem: Fast alle Parteien sind z.B. offen was das Thema Gendern betrifft, nur die CDU positionierte sich klar dagegen. Ein weiteres Spiel mit dem Titel „Jung geblieben“ brachte auch gute Stimmung in den Saal.

Unterm Strich hinterließen die Kandidat*innen sehr unterschiedliche Eindrücke: FDP-Kandidat Gutowski wirkte etwas reserviert, setzte aber liberale Akzente, etwa beim differenzierten Blick auf Handys. Heinrichs von der SPD trat souverän, präsent und lösungsorientiert auf – vor allem beim Thema Digitalisierung. CDU-Kandidat Wellens wirkte zurückhaltend, reagierte aber scharf auf Kritik. Linken-Kandidat Merkens kam sachlich, gut vorbereitet und jugendnah rüber. Grünen-Kandidat Klotz punktete mit Klimaschutz und Radwegen, ließ aber durchblicken, dass er viel Eigeninitiative von jungen Menschen erwartet.

Die Diskussion zeigte: Manche haben klare Ideen für die Zukunft, andere verteilen eher Abwehrparolen. Für die Schüler*innen im Saal war es jedenfalls spannend, Politik mal live und ungeschönt zu erleben – zwischen ernsthaften Zukunftsfragen und Momenten, die fast Comedy-Potenzial hatten. Am 14. September wird’s ernst, und dann entscheidet ihr, wer im Rathaus das Sagen hat.

Ein Faktencheck zu den Kandidaten im Überblick:

Zur Wahl stehen auch noch Martin Sonneborn, der für „Die Partei“ antritt. Er betont in seinem Wahlkampf, dass er keine lokalen Themen ansprechen werde. Er möchte stattdessen mit Humor und Ironie die politische Landschaft bereichern. Er verfolge keine politischen Ziele und wolle lediglich die Wahlbeteiligung erhöhen.

Außerdem tritt noch der parteilose 28-jährige Jannik Kontalis an. Es stechen Themen wie gratis ÖPNV an Samstagen oder Kiosk am Sonntag hervor.

Mein Kommentar In eigener Sache:

…denn ich möchte nochmal etwas zur Situation der Jugendlichen loswerden. Wenn man sich mit viel Geduld und Sorgfalt durch die einzelnen Wahlprogramme und Versprechen der Kandidaten gearbeitet hat, wird man feststellen, dass man bis auf einzelne Punkte wie „Mutig in die Zukunft“ (Die Grünen,), in dem es um das sichere Umfeld für Jugendliche geht oder andere klassische Aussagen und Standpunkte der CDU, es müsse mehr in die Bildung und Ausbildung investiert werden, nicht wirklich etwas Brauchbares für die Zukunft finden wird. Es ist und bleibt ein dünnes, sperriges und enttäuschendes Spielfeld.

1. Bildung/Ausbildung: Was für Maßnahmen werden geplant um Berufsausbildung, Praktika etc. für Schüler attraktiver zu gestalten? Wäre es nicht längst Zeit die sich schleppende Digitalisierung umzustrukturieren?

2. Freizeit: Wäre es nicht sinnvoll Jugendliche stärker in politische Entscheidungsprozesse einzubinden?

3. Zukunft/Perspektive: Was für Ideen gibt es, um Jugendlichen langfristige Perspektiven in Mönchengladbach zu bieten? (Arbeitsplätze, Wohnraum, Kulturangebote…)Hoffentlich wird dieses Thema in Zukunft etwas weniger halbherzig angegangen und somit auch das politische Interesse der Jugendlichen etwas aktiver.

Egal ob 15 oder 19 Jahre alt – jede Stimme, jede Meinung zählt. Die Zukunft Mönchengladbachs wird auch von den Jugendlichen mitgestaltet. Es lohnt sich, informiert zu bleiben und sich einzubringen.

Nikos Kosmeridis