Wecker, Kalender, Kamera, Notizbuch, Wegweiser, Freizeitbeschäftigung – all diese Rollen haben Smartphones neben ihrer Funktion als Kommunikationsmedium mittlerweile im Alltag der meisten Menschen. Eine Bildschirmzeit von über 4 Stunden ist nichts außergewöhnliches mehr.
Im Bus, in der Pause, im Bett und mal ganz ehrlich oft auch dann wenn wir eigentlich gerade etwas anderes tun sollten, greifen wir zum Smartphone und verlieren uns in den endlosen Spiralen von auf unsere Vorlieben zugeschnittenem Content auf Socialmedia.
Ich habe mich gefragt, wie abhängig bin ich eigentlich wirklich von meinem Smartphone und habe 6 Wochen lang auf mein Smartphone verzichtet. Das wollte ich zu mindestens – doch dann kam alles anders als geplant.

Es ist Donnerstag der 6.03.2025, ich posten einen Status auf What’sApp, dass ich in den nächsten Wochen nur per SMS, Anruf oder Mail zu erreichen bin, dann schalte ich mein Handy aus und stecke meine SIM-Karte in ein altes Klapphandy, das ich mir für die folgenden Wochen besorgt hatte. So würde ich erreichbar bleiben und weiterhin mit meinen Freunden Kontakt halten können. An diesem Tag war ich noch ganz euphorisch und freute mich auf die nächsten Wochen, hätte ich gewusst wie schwierig das ganze werden würde, wäre ich wahrscheinlich nicht so positiv gewesen
Am nächsten Tag folgt dann direkt die erste Herausforderung – Mit Bus und Bahn nach Aachen fahren. Ich hatte mir zwar vorher Züge rausgesucht und in meinem Notizbuch notiert, aber nicht die Adresse von dem Ort wo ich hin musste. Das konnte ich aber glücklicherweise mit einem kurzen Telefonat mit meinem Klapphandy lösen. Als auf der Rückfahrt mein Zug ausfiel, fragte ich einfach einen anderen am Gleis wartenden Menschen ob er für mich eine andere Verbindung raussuchen könnte.
Im Zug viel mir auf, dass fast alle Menschen am Handy sind, viele Tragen Kopfhörer, manche arbeiten sogar am LapTop. Ich saß da und schaute aus dem Fenster und ließ meine Gedanken treiben. Das war am Anfang der 6 Wochen noch ganz toll, doch irgendwann wurden die Bus- und Zugfahrten der Moment an dem mir das Handy am meisten fehlte und so fing ich an immer ein Buch mit mir herum zu tragen um die Zeit sinnvoll nutzen zu können. Trotzdem finde ich meine Beobachtung erschreckend – nicht nur die, die alleine Bus fahren sonder oft auch Gruppen, die gemeinsam Unterwegs sind, sind die meiste Zeit ihrer Busfahrt am Handy. Man beachtet die anderen Fahrgäste kaum, unterhält sich nicht mit der Freundin, die neben einem Sitz sondern starrt auf sein Handy und verschwindet in einem Paralleluniversum.
Aber nicht nur beim Bus und Bahn fahren sondern auch allgemein ist mir aufgefallen, wie viel mehr Zeit man auf einmal hat, wenn man das Handy weg lässt. Diese Zeit war für mich in der Abiturvorbereitungszeit mehr als hilfreich. Trotzdem stellte mein Verzicht auf mein Smartphone, gerade im Bezug auf Schule einige Herausforderungen dar. Um an Präsentationen und anderen Gruppenarbeiten zu arbeiten oder Absprachen für einige anstehende Termine zu treffen, musste ich regelmäßig mein Smartphone wieder einschalten, manchmal fast täglich. Denn solche Absprachen mit einem Tastenhandy zu treffen ist einfach zu zeitaufwendig – auch wenn ich mit der Zeit immer schneller im Tippen geworden bin…
Das führt auch schon zu einer weiteren Beobachtung – Die Kommunikation mit Freunden und Bekannten. Zwar hatte ich allen vorher Bescheid gegeben, dass ich in den 6 Wochen per SMS und Mail erreichbar sein würde. Trotzdem hatte ich, dass Gefühl weniger als sonst per Nachrichten zu kommunizieren. Das lag vielleicht daran, dass ich keine Sozialen Medien, wie Snapchat, Insta und co verwendet habe über die man normalerweise nur mit ein paar Clicks mit Freunden kommunizieren kann. Vielleicht aber auch daran, dass es schlichtweg komplizierter und zeitaufwendiger ist eine Nachricht mit dem Tastenhandy zu tippen und ich daher immer genau überlegt habe ob ich das der Person nicht einfach wenn wir uns das nächste mal sehen erzählen kann oder ich habe sie einfach angerufen.
Man könnte jetzt vermuten, dass ich mich in dieser Zeit abgeschottet und einsam gefühlt habe, aber dem ist nicht so. Denn ich habe den direkten Kontakt mit den Menschen um mich herum viel mehr genossen. Jetzt frage ich mich, ob die Möglichkeiten des Smartphones zu einem Kommunikationsüberfluss führen und so die Zeit, die wir physisch mit den Menschen die wir gerne haben verbringen an Wert verliert.
6 Wochen (fast) ohne Smartphone haben mir also gezeigt, welche große Rolle (m)ein Smartphone im Alltag einnimmt. Ich stieg zwar wieder auf mein Handy um und verwendetet es nicht mehr nur regelmäßig von Zuhause aus, trotzdem versuchte ich meine Beobachtungen und Reflexionen aus den vorhergegangenen Wochen beim nutzen meines Smartphones im Hinterkopf zu behalten. Ich schätze die vielen Alltagserleichterungen die uns Smartphones bringen, aber ich genieße sie mit Bewusstsein. Das heißt ich bin auch mal ohne Handy unterwegs, treffe mich lieber mit Freunden als Stundenlang zu schrieben oder telefoniere um absprachen zu treffen. Ich lebe mehr im Moment und verliere mich nicht in dem Leben anderer auf Social Media.
Können wir also noch ohne Smartphone leben? Ja, aber wir müssen es nicht. Wir sind alle mehr oder weniger abhängig von unserem Smartphone, das unser Leben in vielerlei Hinsicht einfacher machen kann. Aber wir sollten die reale Welt hinter dem Bildschirm nicht vergessen, reale Begegnungen und Erlebnisse wertschätzen und priorisieren. Denn ganz ehrlich, Dein Leben wartet nicht, während Du durch die Erlebnisse anderer auf Social Media scrollst.
Charlotte Schmitz
