Museen sind langweilig? Ja klar – und Einhörner parken bei Saturn.
Das Format der „Museumstester“ wurde vor mehr als 10 Jahren vom damaligen Standpunkt-Team entwickelt und passt heute besser denn je. Schulen haben oft keine Zeit für Kunst-Exkursionen, Fach-Lehrkräfte fehlen, Kunstunterricht rutscht irgendwo nach hinten und versteht sich oft eher als Basteln und Dekorieren. Gleichzeitig gibt’s in den Museen immer mehr Angebote, die Kunst für Kinder „ganz easy“ und verständlich machen sollen. Aber wer kümmert sich eigentlich um Jugendliche? Um die, die genau zwischen „Kinderprogramm“ und „kulturell wertvoller Erwachsenenführung“ hängen? Genau dahin wollen wir.
Keine Belehrung, keine Vorträge, kein „Schaut mal, Kinder, das ist Kunst“. Sondern Räume, in denen man sich wohlfühlt, lachen darf, Fragen stellen kann und am Ende rausgeht mit dem Gefühl, etwas erlebt zu haben, das hängenbleibt. Eben neugierig, direkt, offen – und gerne mit Humor.
Und dass das funktioniert, hatten die Museums-Tests 2014 bereits mit dem ersten Testlauf ziemlich eindeutig gezeigt. Denn wer bitteschön steht freiwillig an einem Samstag um acht Uhr auf, um ein Museum zu besuchen? Genau: 13 Jugendliche damals zwischen 14 und 17, die nicht länger glauben wollten, dass Museen spießig sind, Kunst langweilig oder Führungen einschläfernd. Also: Köln, Kolumba, los.

Im Museum erwartete alle nicht die befürchtete „Kirchenkunstschwere“, sondern eine Mischung aus Überraschung, Irritation und „Wow, hätte ich nicht gedacht“. Die Ausstellung „playing by heart“ war zunächst komplett unklar, also perfekt. Denn die Gruppe merkte schnell, dass gerade dieses „Hä?“ am Anfang ein Türöffner sein kann. Architektur, Licht, Stimmung, Kunstwerke, Gespräch hinterher – jede Person nahm etwas anderes für sich mit. Und am Ende fiel ein Satz, den niemand erwartet hatte: „Das Kolumba ist einfach göttlich.“ (Ja, wortwörtlich.)
Und nein, es waren nicht fancy Touchscreens oder interaktive Gadgets, die den Unterschied machten. Sondern das gemeinsame Erleben. Das Reden. Das Staunen. Und dieses „Krass, ich hätte nie gedacht, dass…“. Genau da will das Projekt weitermachen.

Damit Museumsbesuche für Jugendliche wirklich Sinn machen, hatte das Team damals eigene Kriterien entwickelt – nichts Offizielles, einfach aus echten Bauchgefühlen und Beobachtungen. Wie wirkt die Website? Fühlt man sich im Eingangsbereich willkommen oder wie ein Alien? Werde ich als Jugendlicher ernst genommen und genauso wertgeschätzt wie erwachsene Besucher? Sind Beschriftungen verständlich oder eher „Ich brauche ein Wörterbuch“? Ist die Führung spannend oder eher Vorlesung-shortcut? Und das Wichtigste: Habe ich Bock, wiederzukommen?
Jetzt seid ihr dran. Wir wollen das Projekt größer machen, cooler machen und langfristig am Start halten. Dafür suchen wir Jugendliche, die Lust haben, Museen zu checken, Kunstorte zu entdecken, Künstlerinnen und Künstler kennenzulernen und darüber zu berichten – in Texten, Videos, Sprachnachrichten, Memes oder was auch immer zu euch passt. Vorkenntnisse? Null nötig. Geschmack? Muss nicht „kultiviert“ sein. Meinung? Sehr willkommen.
Wenn ihr herausfinden wollt, was ein Museum wirklich richtig gut macht oder was total nervt, dann macht mit. Entdeckt mit uns die Kunstorte der Region, bringt eure Sicht rein und werdet Teil eines Projekts, das Kultur endlich jugendlich denkt. Wir freuen uns auf neue Gesichter, neue Fragen und jede Menge „Hätte ich nicht gedacht“-Momente. Wir teilen uns in kleinen Gruppen auf und bestimmen gemeinsam mit der Projektkoordinatorin unsere Exkursionsziele und Termine.
Museen sind nicht nur Räume zum Anschauen. Sie können „Kult“-Orte werden, die man erlebt. Diese Erfahrungen haben wir auch in unseren Konzert-Projekten und der Zusammenarbeit mit dem Theater Mönchengladbach gemacht: Kultur kann unverstaubt, überraschend und ein gemeinsames Erlebnis sein – und vor allem verständlich.
Ein Beitrag vom 22.September 2014:
Das ideale Museum ist nicht mehr nur Bewahrer und dem Aussteller seiner Sammlung, sondern es muss seine Inhalte vermitteln und mit dem Besucher in einen Dialog treten. Es muss dabei für ganz unterschiedliche Zielgruppen zugänglich und attraktiv sein. Es genügt nicht mehr, primär wissenschaftlich tätig zu sein, Sammlungskataloge herauszugeben oder Ausstellungen zu organisieren. Das Museum soll vielmehr Kommunikationsplattform sein, offen für unterschiedliche Disziplinen, ob intermedial oder analog.
Standpunkt hat es sich zur Aufgabe gemacht, Museen auf ihr Verfallsdatum zu untersuchen. Unsere Redakteure fragen bei Künstlern, Kunstliebhabern, Kuratoren, Kunstsammlern und Museumspädagogen nach, welche Kriterien sie für entscheidend halten, damit ein Museum Zukunft hat. Was Jugendliche und junge Erwachsene genau von einem Museum oder einer Kunstsammlung erwarten, wird die Umfrage sein, die standpunkt gegenüber stellt.
standpunkt wird den ersten „Museumstester“ für junge Besucher entwickeln, der ihnen einen Überblick über Kunstorte bietet, die sie überzeugen werden.
