KULTUR

„Also ich sehe da einen Schwanz. Irgendwie.“ – Die NACHT der Museen Düsseldorf

Es gibt Museen, die man mit Fug und Recht hassen kann. Hassen, weil sie einem Angst vor der Kunst machen. Weil sie die Kunst vor den Besuchern verstecken wollen. Und weil sie hinter jeder Säule eine Mitarbeiterin verstecken, die bei jeder falschen Bewegung zetert: „Bitte nicht so nah.“ Das Museum hat ein schlechtes Image und das schlimme daran ist: manchmal entspricht dieses Image sogar der Realität.

Ein Glück, dass es Ausnahmen gibt. Düsseldorf ist ein guter Ort, um Museen lieben zu lernen und einmal im Jahr ist es ein noch besserer Ort. Dann nämlich, wenn die Museen ihre Türen bis 2 Uhr Nachts für die Besucher öffnen und sich 40 Galerien und Ausstellungshallen in eine einzige Art-Meile verwandeln. Unter den Besuchern ist jeder Typ vertreten: der Kultur-Nerd, der schon Zuhause seine Route plant und ab 19 Uhr sieben Stunden am Stück an der Kunst-Nadel hängt. Die Studentin, die gerade aus einer Biologie Vorlesung kommt und den Abend zwischen Kandinsky und Malewitsch ausklingen lassen will (oder wo es sie sonst so hintreibt). Der Hipster, der sich zwischen Galeristen und Kult-Szene vor allen Dingen selber präsentieren will (und wo ginge das besser als im Innenhof des Museum Kunstpalast?).


Und natürlich auch die ein oder anderen normalen Menschen, die eine Stunde in entspannter Atmosphäre moderne Kunst und eine Performance konsumieren um anschließend eine Runde in einer der vielen Lounges und Clubs zu entspannen. Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es unzählige Mischungen: Hipster trifft Renter, Intellektueller trifft Supermarktkassiererin. Genau das macht diese Nacht aus. Kunst wird zum unmittelbaren Erlebnis und zwar für jeden. Wirklich jeden.

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Eben dieser Mischung sind auch die gnadenlosen Begegnungen zu verdanken, die man spontan an allen Locations erleben kann. Eine Episode vor einem Kandinsky. Eine junge Frau bemerkt bei einer Führung lauter als sie es eigentlich wollte: „Also ich sehe da nur einen Schwanz. Irgendwie…“. Und ein Mann, der gut Bänker sein könnte, beteuert seiner Frau: „Das kann ich auch.“ Das ist ehrlich und man muss es lieben.

Etwa so um 11 Uhr werden die Besucher ein bisschen müde. Dann geht es richtig los. In die großen Museen tritt dann eine Atmosphäre ein, wie sie sich schwerlich beschreiben lässt: entspannt, zwanglos, eben, wie sie im Museum sonst nie ist. Natürlich schafft man es nie auch nur die Hälfte aller Locations zu besuchen (darum geht es in diesem Text auch nur um Kunst obwohl das Themenspektrum bis ins unendliche reicht). So vieles Herrliches gibt es da, das man es schwerlich schafft auch nur einen Bruchteil zu sichten. Wenn man das aber einsieht kann man eine Auswahl treffen und diese in vollen Zügen genießen.

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Zum Beispiel die Lichtinstallation von Ólafur Elíasson in der Kunstsammlung; die gesellschaftskritische Installation zum mitmachen, die Facebook und Apple auf den Arm nimmt (beim Kunstverein); und natürlich die klassische, viel besuchte Ausstellung zum Thema „Alchemisten“ in der Kunstsammlung. Eine Nacht voller Stimmungen & Typen, voller Gegensätze und Erlebnisse. Herrlich.

von Linus L. Bahun

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