GESELLSCHAFT, MEDIEN

Analoge vers digitale Kommunikation?

Eine reibungslose Kommunikation kann nicht stattfinden, wenn entweder die analoge oder die digitale Kommunikation fehlen. Erst wenn beide zusammenpassen, ist es eine erfolgreiche Kommunikation. Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick schrieb als viertes Axiom nieder: „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.“

Diese Erkenntnis konnten die Diskussionsteilnehmer und Zuhörer am Ende einer interessanten Podiumsdiskussion zum Thema „Herausforderungen für Politik und Berichterstattung in Zeiten von „Fake News“ und Social-Media-Filterblasen“ am vergangenen Montag nur bestätigen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte zu dieser Veranstaltung in die Gesamtschule Hardt eingeladen und dazu als Vertreter aus Politik André Kuper (Landtagspräsident) und Jochen Klenner (MdL) als Redner und Diskussionsteilnehmer zu Gast. Perspektiven und Erfahrungen als Medienmacher brachten Horst Thoren (stellv. Chefredakteur der RP), Lara Mund (Chefredakteurin Standpunkt) und Dorothée Vollmer (Lehrerin und Projektkoordinatorin Schülermagazin) in die Podiumsdiskussion ein. Am Diskurs über die Verbreitung von Informationen und die Meinungsbildung in Zeiten digitaler Kommunikation teilnehmen konnte auch das zahlreich erschienene Publikum. Die Moderation führte dabei Michaela Rensing vom WDR.

Foto: Sven Heß

Es war nicht nur ein Austausch zwischen Generationen, sondern auch zwischen analogen und digitalen Lebenswelten. Ausgangspunkt der Diskussion waren soziale Netzwerke und Internetdienste, die eine immer bedeutendere Rolle als Informationsquelle und Austauschplattform bekommen und deren Einfluss auf unsere Gesellschaft und die Meinungsbildung noch nicht absehbar sind.

Zwischen einem Mediennutzer heute und einem Mediennutzer vor 50 Jahren liegen Welten. Mediennutzer sind heute längst nicht mehr nur Konsumenten, die als Empfänger Nachrichten und Informationen aufnehmen, sondern gleichzeitig auch Sender. Mediennutzern standen früher nur wenige Formate zur Verfügung, um zu Wort zu kommen. Zeitungsleser konnten ihrer Meinung in Leserbriefen Luft verschaffen, Radiohörer sich per Telefon an Live-Sendungen beteiligen, Fernsehzuschauer konnten, wenn sie zu den Ausgewählten gehörten, als Gäste in einer Sendung Wortbeiträge liefern. Junge Digitale Mediennutzer konsumieren ihre Nachrichten zunehmend über Soziale Medien, allen voran You Tube und Instagram. Viele Journalisten der traditionellen Medien und Parteien arbeiten daher zunehmend auf diesen Plattformen, um ihre Nutzer und Wähler zu erreichen. Internetunternehmen wie Google und Facebook spielen somit eine immer größere Rolle bei der Nachrichtenvermittlung.

Die vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten ermöglichen dabei auch inhaltliche Veröffentlichungen und Debatten, die nicht immer qualifiziert oder sogar antidemokratisch sind. Heute kann jeder Artikel und Meinungen zu eigenen Themen im Internet veröffentlichen – auch ohne journalistische Ausbildung und jenseits des Pressekodex. Daher müssen Mediennutzer heute über Grundkenntnisse zur Verbreitung von Informationen im Internet verfügen und zum Beispiel einschätzen können, welche Effekte Filteralgorithmen haben können, was es mit dem Begriff Echokammer auf sich hat, wie es zu sogenannten viralen Aufregern kommt oder was Social Bots sind. 

Bei zunehmender Geschwindigkeit der Nachrichtenveröffentlichung geraten vermehrt ungesicherte bzw. unbestätigte Informationen in Umlauf. Die Zeit, zweifelhafte Quellen zu überprüfen, wird immer geringer. Spekulationen und Hypothesen stehen gleichermaßen wie Fakten im Raum. Einige Stimmen sind lauter als andere. Intoleranz und Hasskommentare in Sozialen Netzwerken sind eine zusätzliche Herausforderung für die eigene Positionierung.

Es ist einleuchtend, dass eine Demokratie den Meinungsaustausch braucht, aber Filterblasen dazu führen können, dass sich politische Meinungen polarisieren und der jeweils anderen Meinung kein Glaube mehr geschenkt wird. Erst das Wissen um die Komplexität der Faktoren hinter den Informationen, Themen, Meinungen und Algorithmen im Netz trägt zu einem souveränen Umgang mit der Bildung und Kommunikation eigener Meinung bei.

Zum demokratischen Umgang miteinander gehört es, Standpunkte immer wieder neu zu verhandeln, Haltungen zu überdenken und Meinungen zu revidieren. Vor dem Hintergrund veränderter Medienlandschaft braucht es dabei nicht nur das Wissen um die Mechanismen digitaler Kommunikation. Mitmachen und Mitbestimmen scheint auf digitalem Weg leichter geworden zu sein und gerade der jungen Generation wird gern eine quasi angeborene Digitalkompetenz und Medienaffinität unterstellt. Zum „Mitmachen und Mitbestimmen“ braucht es bei jungen Menschen aber auch die Fähigkeit, kritisch nachzufragen sowie die Courage, Netzbeiträge von Freunden anzuzweifeln und auch Äußerungen von Anderen selbstbewusst entgegenzutreten – und nicht zuletzt die Kompetenz, deeskalierend zu kommunizieren und zu moderieren.

Jugendliche müssen die Erfahrung machen, dass ihre Wünsche und Vorstellungen gehört, respektiert und wertgeschätzt werden, um sie für Beteiligung und Mitbestimmung an demokratischen Prozessen zu motivieren. Und sie müssen insbesondere analog erleben, dass Engagement etwas bewirken kann, um Demokratie als lebendige Staatsform zu begreifen, die sie als verantwortungsvolle Bürger*Innen mitgestalten können. 

Deshalb brauchen die Jugendlichen nicht nur Wissen um Zusammenhänge und Kenntnis darüber, wie sie sich engagieren können, sondern auch den Mut, ihre Ideen und Utopien zu formulieren, daran zu glauben und dafür einzustehen.

Hier geht es zur Pressemeldung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Rheinischen Post

Quellen:

www.medien-in-die-schule.de

„Meinung im Netz gestalten“ Bundeszentrale für politische Bildung

„Digitale Öffemtlichkeit, Social Media und ich.“ Bundeszentrale für politische Bildung, 

 www.bmbf.de/de/soziale-medien-eine-gefahr-fuer-die-demokratie

service.zeit.de/schule

www.klicksafe.de