GESELLSCHAFT

Ho Chi Minh lässt grüßen

img_4357Vietnam ist ein Land voller Kontraste. Zwar wehen noch die roten Fahnen aber der Übergang von Marx zu Money ist nicht zu übersehen. Einstige Schlachtfelder der Revolutionen und Kriege sind zu touristischen Schauplätzen geworden. Vietnam und Kambodscha zählt zu den spannendsten Regionen Asiens, die es neu zu entdecken lohnt. Beeindruckend sind die Zeugnisse großer Kulturen, die Landschaften von atemberaubender Schönheit und Menschen mit zuvorkommender Freundlichkeit und Sympathie. Doch die Folgen des rasanten Fortschritts und die Probleme der Globalisierung sind bei alledem nicht zu übersehen.

Hat Vietnam den Kampf um politische Selbstbestimmung gewonnen und verliert den Kampf um soziale Gerechtigkeit? Sind Heineken, McDonald’s und andere Unternehmen die wahren Sieger im Kampf um Südostasien? Wie politisch ist die heutige Jugend? Wie sozialistisch ist Vietnam noch? Wie kann man von der Halong-Bucht bis zum Mekong-Delta reisen?

Das sind Fragen, die man sich als Reisender durch Vietnam und Kambodscha stellt…

Gemeinsam mit Laos gehörten Vietnam und Kambodscha im 18. Jahrhundert zur französischen Kolonie Indochina. Ihre Kulturen und politischen als auch wirtschaftlichen Entwicklung sind geschichtlich, kulturell und religiös eng miteinander verbunden, aber durch viele Konflikte und Kriege – auch zwischen Vietnam und Kambodscha, beeinflußt worden. Das daraus entstandene Misstrauen und die Empfindlichkeiten sind heute noch im Alltag und auf politischen Ebenen spürbar.

Von Ho Chi Minh bis Hanoi

kdar7030Eine Reise durch Gegenwart und Vergangenheit ist die Vietnam- Kambodscha-Tour von Süd nach Nord. 54 ethnische Bevölkerungsgruppen und 91 Millionen Einwohner prägen auf unterschiedlichste Weise das Land Vietnam. Die Erkenntnisse aus Gesprächen mit den Reiseführern sind vielschichtig. Zu den erstaunlichen gehört, dass Vietnam als ehemaliges Agrar-Land die 1986 eingeleitete Öffnung mit umfangreichen marktwirtschaftlichen Reformen („Doi Moi“/Neues Denken) mit viel Energie umsetzt. Am deutlichsten wird dies in der Landwirtschaft, im Handel und Gewerbe sowie im Wohnungsbau und im Tourismus sichtbar.

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img_4326qcea2378Die Marktwirtschaft im real sozialistischen Einparteienstaates ist erstaunlich. Seit 2000 liegen die jährlichen verkündeten Wachstumsraten bei 6% und die niedrige Inflationsraten bei 0,6 %. Investitionsgesetze und gut ausgebildete Vietnamesen, die zum Beispiel 1989 als DDR-Vertragsarbeiter ausgebildet wurden, sorgen für ein positives Wirtschaftsklima. 70% der Einwohner zählen aber zur  Landbevölkerung.

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img_8544Auffällig ist auch der Kontrast zwischen Nord und Süd. Hier sind die Wirtschaftssysteme unterschiedlich organisiert: Planwirtschaftlich und kollektiviert im Norden, marktwirtschaftlich und mit US Unterstützung im Süden. Unterschiede in Nord und Süd sind auffallend, auch die Armut außerhalb der Ballungsräume, vor allem jedoch im ländlichen Raum und in den Grenzgebieten zu Kambodscha.

Zwischen Siem Reap, Angkor und Tonle Sap

fkwd3382Kambodscha gehört mit seinen 15 Mio Menschen zu einem der ärmsten Länder der Welt. So steht Kambodscha laut UN-Entwicklungsindex auf Rang 115 von 175 Staaten.

Die meisten Touristen beginnen ihre Reise in der Provinzhauptstadt Siem Reap. Die Stadt liegt zwischen dem SüsswasserTonle Sap- See und den monumentalen Tempelanlagen von Angkor. Hier ist die Bevölkerungsgruppe der Khmer vertreten, die ca. 90% des Landes ausmacht. Vor mehr als 1000 Jahren gehörte die Hochkultur des Khmer-Königreiches Kambuja mit seinem Zentrum in Angkor zu den mächtigsten Staaten der Erde.

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Das sichtbare Erbe dieser Hochkultur sind die weltbekannten Tempelanlagen wie z.B. Angkor Wat oder der Tempel von Ta Prohm, der in seiner Naturberlassenheit und den überwuchernden riesigen Würgefeigen einen einzigartigen Zauber ausübt. Tortürme mit imposanten Monumentalgesichtern und kunstvollen Reliefs spiegeln die Geschichte von Angkor wider. Über Jahrhunderte bis in das 15. Jahrhundert waren die Stadt und die hindustischen bzw. buddhistischen Tempel Zeichen von Macht und kultureller Hochzeit.

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Das damalige Reich zeichnete sich wegen seiner innovativen Ideen zu einem ausgeklügelten Bewässerungssystem aus, das bis zu drei Reisernten im Jahr ermöglichte. Der 500km lange „kambodschanische“ Mekong und der fischreiche Tonle Sap-See dienten über die Jahrhunderte als gigantische Wasserspeicher mit hochgelegenen Dämmen und Kanälen zur Bewässerung und Trinkwasserversorgung des Reiches.

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Die Gegenwart ist ernüchternder: Die geniale Wasserversorgung existiert nicht mehr und das Land kann als ehemals größter Reisexporteur der Welt die Versorgung seiner Bevölkerung nicht mehr sichern. Nach dem Ende des Terrorregimes der Roten Khmer sind die vielversprechenden Perspektiven hinsichtlich des Lebensstandards und der Entwicklungschancen im Land, die Kambodscha vor dem Putsch Lon Nols im Jahre 1970 hatte, verkümmert.

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Zahlen, die auf einer Reise durch ein faszinierendes Land zu denken geben:

  • das Gesundheitssystem ist korrupt, es gibt keine staatliche Krankenversorgung, es fehlt an medizinischen Fachkräften und Geräten. Die Lebenserwartung liegt bei 59 Jahren, die Kinder- und Säuglingssterblichkeit bei 4 %
  • das Bildungssystem ist nicht für alle zugänglich: es gibt keine Schulpflicht, es mangelt an qualifizierten Lehrern und Lehrmaterialien. 40 % der Frauen und 20% der Männer sind Analphabeten
  • die Energieversorgung ist unterentwickelt und nicht für alle zur Verfügung: nur 50 % der Kambodschaner haben Zugang zu sauberem Wasser, nur 35% besitzen einen Stromanschluss, 90% der Agrarfläche des Landes sind Reisfelder mit geringen Erträgen
  • durch Waldrodungen, illegalen Holzeinschlag wird das Ökosystem des Landes nachhaltig geschädigt: Bodenerosion zerstört Mangrovenwälder und versandet die Binnengewässer
  • das Umweltbewusstsein ist fast gar nicht vorhanden bzw. unterentwickelt: Müllentsorgung ist nur partiell oder ungenügend vorhanden. Plastikabfälle werden gerade auf dem Lande ignoriert oder nur vergraben
  • durch Einbeziehung Kambodschas in den Vietnamkrieg gab es schwerste US-Bombardements, die mehr als 5 Mio Minen und Granaten hinterließen, die Anzahl von Mienenopfern und Kriegsinvaliden ist sehr hoch
  • die Auswanderungsrate junger Kambodschaner steigt stetig wegen fehlender Perspektiven und Unzufriedenheit über die gesellschaftlichen  Verhältnisse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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