Lesen junge Leute nur noch online? Ist ein gedrucktes Magazin für junge Menschen, überhaupt noch sinnvoll? Ja, fanden die jungen Redakteure des ausgezeichneten crossmedialen Schülermagazins MITTELPUNKT aus Mönchengladbach. Während viele Verlage und Medienmacher über zukunftsfähige Modelle für Online-Journalismus nachdenken, hat die mehrfach ausgezeichnete Schülerzeitungsredaktion MITTELPUNKT ein neues Print-Magazin entwickelt, das für Digital Natives, also jungen Leuten, die mit dem Internet aufgewachsen sind, gemacht wird. In einem Gespräch reden die Initiatoren über ihr einzigartiges Medienprojekt, wie aus einem Schülermagazin ein Jugendmagazin wird und über ihre Visionen in der Medienlandschaft.
Warum wolltet Ihr neben dem Schülermagazin ein neues Print-Magazin entwickeln?
Linus Bahun: Der Hauptgrund für die Idee war, dass es außer Mode-, Musik- oder Sportzeitschriften kein Magazin an den Bahnhofskiosken oder in der Medienlandschaft gibt, das junge Menschen zwischen 16 und 24 anspricht. Wir haben uns daher gefragt, wie so ein Magazin aussehen könnte, das uns selbst begeistern würde. Das so ein Heft auch andere Jugendliche interessieren würde, haben wir schnell zu spüren bekommen. Die Resonanz außerhalb der Schule von anderen Schulen, ehemaligen Schülern, Studenten und Auszubildenden auf das Projekt war sehr groß. Das Ziel des Magazins ist es, interessante Online Beiträge, Reportagen oder Verlinkungen nachhaltig zu veröffentlichen und gleichzeitig Ideen von Digital Natives, also der Zielgruppe, mit einfließen zulassen.
Was hat Euch bei anderen Print-Magazinen gefehlt?
Mark Offermann: Die engere Verknüpfung mit dem Netz, also der crossmediale Aspekt, der auch bei unserem Schülermagazin ausschlaggebend für den Erfolg ist. Es muss ein Printprodukt sein, das sich mit seinen Inhalten in anderer Weise auch im Netz wiederfindet z.B. als Hör- oder Videobeitrag oder als Fotoreportage. Und von dort vielleicht wieder zurück ins Heft kommt, weil es sich dort durch die Community und Onlineleser weiterentwickelt hat. Es gibt natürlich schon einige wenige Magazine für junge Erwachsene, die sich crossmedial informieren, aber die haben keine Themen, die Jugendliche interessieren. Denn, wenn man sich als Jugendlicher politisch, gesellschaftlich und kulturell interessiert, möchte man vielleicht eine Art Nachrichtenmagazin für Jüngere lesen wollten. Es gibt momentan kein Magazin, das dies anbietet. Mit dem STANDPUNKT-Magazin haben wir unser Schülermagazin einfach um ein Jugendmagazin in Form eines Wendeheftes ergänzt. Wir wollen neben dem Schülermagazin ein „Jugendmagazin für wahre Werte“ schaffen, das nicht sofort weggeworfen wird.
Wie seid Ihr auf den Namen STANDPUNKT gekommen?
Linus Bahun: Uns war es wichtig, einen Namen zu finden, der einen Bezug zum Schülermagazin MITTELPUNKT hat. „Standpunkt“ verdeutlicht am ehesten unser Konzept und die Weiterentwicklung von MITTELPUNKT. Für eine Meinungsbildung muss man
Perspektiven kennenlernen, man muss Position beziehen und entwickelt dann einen eigenen Standpunkt. Es erschien uns als der ideale Name, weil er gleichzeitig auch unsere Entwicklung in der Schülerzeitungsredaktion verdeutlicht. MITTELPUNKT ist eben
auch erwachsener geworden.
Ihr habt QR-Codes eingebunden, Links zu Audioversionen von Artikeln oder ein
Video-Interview. Das machen auch andere Magazine. Was findet man bei
„Standpunkt“, was man sonst nirgends bekommt?
Linus Bahun: Wir kooperieren neben Schülern anderer Schulen und Studenten auch mit bekannten Autoren und Redaktionen über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Wie zum Beispiel mit der Fluter Redaktion, die ein Magazin für politische Bildung herausgeben. Oder die Bloggerinnen von „This is Jane“ der momentan angesagteste Fashion- und Gesellschaftsblog aus Berlin. Wir suchen gezielt nach guten Inhalten, sprechen die Autoren oder mögliche Interviewpartner an, um für STANDPUNKT Beiträge zu
veröffentlichen, die online schon längst nicht mehr auf der ersten Seite stehen, aber sehr wertvoll für unsere Leser sind. Wir können sie durch eine Online-Veröffentlichung noch einmal aktivieren oder auch im Printheft konservieren. Einzigartig ist dabei auch unser Anspruch an das ausgefallene Layout, das von Jugendlichen gestaltet wurde und das hochwertige gedruckte Ergebnis. Das soll natürlich Interesse bei den Lesern wecken, Autoren überzeugen, hier mit zu veröffentlichen und Sponsoren begeistern, wertvolle Jugendarbeit zu unterstützen.
Wie finanziert Ihr Euch?
Dorothée Vollmer: Gesucht werden natürlich immer Sponsoren und Partner, die unsere Printausgaben mit finanzieren, da wir komplett auf Werbung im Printheft verzichten. Das Druckmanagementunternehmen impress media aus Mönchengladbach und Silberdruck aus Kassel haben uns beim Druck des 164-seitigen Magazins sehr unterstützt – zumal das nachhaltige Druckverfahren und ein besonders Papier und Format nicht das günstigste sind. Natürlich gibt es im Gegenzug für die Sponsoren auch eine Verlinkung oder wenn sie aus den Bereichen Gesellschaft und Kultur kommen auch einen redaktionellen Beitrag, der sie unterstützt, wie z.B. die Filmdokumentation über die Druckproduktion oder ein Interview mit einem Jugendlichen im Freiwilligen Jahr, der in einer Einrichtung arbeitet, die uns unterstützt hat.
Hinter dem Heft stecken 21 Autoren, aber Ihr ward gemeinsam mit Euerer
Koordinatorin Dorothee Vollmer für die inhaltliche Ausrichtung verantwortlich. Wie
habt Ihr die Themen ausgewählt?
Mark Offermann: Wir haben uns einfach die Aktivität der letzten drei Jahre auf unserer Homepage angeschaut und an den Clickzahlen sehr schnell erkannt, welche Themenbereiche in unserer Schülerzeitung MITTELPUNKT am häufigsten gelesen
werden. Heraus kamen neben einer Umfrage Themen, die Jugendliche besonders interessieren. Und die haben wir Rubriken zuordnen können: Gesellschaft, Kultur, Medien, Musik, Sport und Kunst. Auffallend war, dass diese Themenbereiche auch nach dem Schulabschluss so lange interessant bleiben, bis man seine Interessensschwerpunkte als junger Erwachsener entwickelt hat. So kam auch das Wendeheft zustande: MITTELPUNKT berichtet allein in diesen Rubriken zu Themen aus unserer Schule und für den Wendeteil STANDPUNKT werden diese Rubriken um eigene und recherchierte Themen, die außerhalb der Schule stattfinden,
erweitert, vertieft und für ältere Jugendliche aufbereitet. STANDPUNKT könnte man als eine Mischung aus Kultur- und Gesellschaftsmagazin für Jugendliche beschreiben, das Lesenswertes nachhaltig konserviert.
Seit Ihr die Schülerzeitungsredaktion MITTELPUNKT vor 5 Jahren ins Leben
gerufen habt, habt Ihr durch Eure Ideen ziemlich viele anerkannte Medienpreise
gewonnen. Gehen Euch die Ideen nie aus?
Dorothée Vollmer: Zu beobachten, wie sich Gesellschaft, Kommunikation und Technik entwickeln und sich dabei immer wieder neu zu erfinden zu müssen, macht unglaublich Spaß und ist für uns extrem motivierend. Die Idee, ein Schülermagazin zu einem Jugendmagazin weiter zu entwickeln, kam insbesondere von den Schülern selber, die nach dem Abitur weiter machen wollten. Natürlich haben wir noch einiges „auf Lager“. Entspannt ist es aber, dass wir keinen Stress dabei haben, damit Geld verdienen zu müssen. Neben dem Studienbeginn, den Abiturvorbereitungen und dem Unterrichten kann man sich da die ein oder andere Idee
schon gut aus dem Alltag holen, aber man muss sie auch nicht morgen schon umgesetzt haben. Unser Traum ist es natürlich, das Magazin auch mal im Kiosk oder einfach nur in Kommission in Läden oder Kultureinrichtungen verkaufen zu können, um laufende
technische Kosten zu finanzieren und um „up to date“ bleiben zu können.
Wo und wann kann man die neue Ausgabe erwerben?
Mark Offermann: Auf unserer MITTELPUNKT Website oder auf facebook kann man schon einmal einen Eindruck vom neuen Heft bekommen oder auch hinter die Kulissen schauen. Wegen der begrenzten Auflage von 800 Stück nehmen wir Vorbestellungen gerne per Mail. entgegen: redaktion@mittelpunktonline.com
Zu kaufen gibt es die Ausgaben dann ab dem Tag der offenen Tür am 23.11. in der Gesamtschule Hardt, Vossenbäumchen 50. Danach täglich in den Mittagspausen von 13.30 bis 14 Uhr vor dem Forum oder im Sekretariat.