„Im Schatten des Orangenbaums“ – Ein Film, der unter die Haut geht

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Drei Generationen, eine Geschichte

Der Film „Im Schatten des Orangenbaums“ erzählt die Geschichte einer palästinensischen Familie, die sich über drei Generationen zieht. Es geht um Verlust, um Erinnerungen und darum, wie sehr Geschichte das Leben von Menschen beeinflusst, auch wenn sie selbst nichts dafür können.

Am Anfang steht das Jahr 1988. Der Jugendliche Noor wird bei einer Demonstration schwer verletzt. Seine Mutter Hanan beginnt daraufhin, die Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Sie geht zurück bis ins Jahr 1948. Damals lebt Noors Großvater Sharif in der Stadt Jaffa. Obwohl Kämpfe näher kommen, bleibt er, weil er sein Haus und seine Orangenbäume nicht verlassen will. Am Ende verliert er trotzdem alles. Die Familie wird vertrieben und muss ins Westjordanland fliehen. Dort wachsen die Kinder und Enkel mit dem Gefühl auf, keine richtige Heimat zu haben.

Der Film zeigt, wie Traumata weitergegeben werden. Dinge, die eine Generation erlebt, verschwinden nicht einfach, sondern wirken in der nächsten weiter. Gleichzeitig geht es aber auch um Hoffnung. Die Hoffnung, irgendwann in Würde leben zu können oder dass sich etwas ändert. Die Regisseurin Cherien Dabis hat sich dabei an der Geschichte ihrer eigenen Familie orientiert. Sie wollte zeigen, wie palästinensisches Leben aussieht, weil das sonst oft kaum vorkommt oder nur sehr einseitig dargestellt wird.

Hanan spricht im Film direkt in die Kamera. Es fühlt sich so an, als würde sie mit uns Zuschauern reden. Sie sagt, dass viele Menschen wenig über Familien wie ihre wissen. Deshalb erzählt sie alles von Anfang an. Der Film konzentriert sich stark auf die Familie und ihren Alltag. Soldaten tauchen meist nur am Rand auf, oft ohne Gesicht. Politik ist da, aber eher im Hintergrund.

Eine besonders starke Szene spielt 1948. Sharif steht zwischen seinen Orangenbäumen, als Soldaten auf ihn zukommen. Er hebt die Hände und sagt, dass er kein Kämpfer ist. Trotzdem wird er vertrieben. Später gibt es eine ähnliche Situation: Salim, Noors Vater, wird mit seinem Sohn von Soldaten angehalten, während sie Medikamente holen wollen. Salim wird vor seinem Sohn gedemütigt und bittet am Ende nur noch darum, dass Noor gehen darf. Die Szene ist schwer auszuhalten und bleibt lange im Kopf.

Meiner Meinung nach lohnt sich der Film. Man versteht besser, wie sich der Konflikt auf das Leben einzelner Menschen auswirkt. Die Schauspieler spielen sehr überzeugend, besonders der Junge, der Noor spielt. Er wirkt sehr echt. Der Film wurde auch als Kandidat für den Oscar als bester internationaler Film eingereicht, was gut zeigt, wie stark er ist.