In der weiteren Etappe des mehrteiligen Comenius-Projekts besuchen deutsche Schülerinnen und Schüler aus Mönchengladbach Hardt, sowie Delegationen aus Frankreich und Spanien, ihre polnische Austauschgruppe in Warschau. Im Gepäck haben sie ihre individuellen Projekte, die in diesem Jahr ein Architekturthema aus ihrem sozial kulturellen Raum ihrer Heimatstadt betreffen. Unter dem Leitthema „Redesign your town“ sind die Ideen nicht fiktiv und visionär, denn sie werden unter realen Bedingungen und Voraussetzungen geplant.
Einen englichen Pub auf dem ehemaligen JHQ Gelände etablieren, ein verfallenes Theater in Warschau als Kulturzentrum wiederbeleben, einen maroden Bahnhof in Lion zum modernen mobilen Knotenpunkt auch für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel umbauen oder in Talavera ein altes Café in einen multifunktionalen Kommunikationsort verwandeln – das sind die Aufgaben, die in Warschau vorgestellt und diskutiert werden.
Mit Warschau lernen sie eine faszinierende Stadt, ihre Architektur und Geschichte kennen. In gemeinsamen Unternehmungen, Gesprächen und Workshops findet mehr als nur ein europäischer Projektaustausch statt.
Bei Warschau denkt man eher an die schlimmen Zerstörungen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und Willy Brandts Kniefall. Die jungen Austauschschüler erlebten eine überraschende Stadt voller Gegensätze.
Warschau ist wunderschön und gegensätzlich. Stadtteile, die anmuten wie historische Kulissen, und die Modernität einer 1,7-Millionen-Metropole treffen in Warschau aufeinander. Jung und erzkonservativ, alt und neu, grau und glänzend, sozialistisch und futuristisch, funktional und kreativ sind die spannenden Kontraste, die die Jugendlichen in dieser Stadt erleben konnten.
Warschau heute, das ist eine Metropole im Aufbruch. Viele postmoderne Hochhäuser sind entstanden, darunter Wolkenkratzer der Stararchitekten Norman Foster und Daniel Libeskind. Sie haben das gesamte Panorama grundlegend verändert. Mittendrin beherrscht aber noch immer der Kulturpalast, ein Geschenk Stalins, die Szenerie.
Die Altstadt mit ihrem historischen Zentrum mutet wie eine Bühnenkulisse an. Sie sieht zwar alt aus, ist es aber nicht, denn vor gut 60 Jahren war sie völlig zerstört. Da die Baupläne ebenfalls vernichtet waren, wurde sie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nach Gemälden des venezianischen Malers Canaletto aus dem 18. Jahrhundert wieder aufgebaut. Mit pastellfarbenen Häusern auf dem Altstadtmarkt, die aussehen, als stammten sie aus dem 16. und 17. Jahrhundert, den Kirchen, dem Königsschloss, der Sigismund-Säule und den prachtvollen Palästen zeigt sich die Stadt in alter Schönheit.
Im Stadtviertel Praga an der östlichen Seite der Weichsel kann man noch das authentische Warschau mit seinen kleinen, alten Gassen, renovierungsbedürftigen Häusern und Hinterhöfen erleben. Mit diesem besonderen Charme zieht es viele Künstler und junge Menschen an.
In der ganzen Stadt findet man Dinge, Räume, Szenen und Details, die gar nicht wissen, wie cool sie sind. Warschau ist voll von authentischem Retro-Chic, der mit den Ideen der hippen Galerien und Clubs in Berlin oder New York durchaus konkurrieren könnte.
Warschau und Musik ist auch Chopin. Die Spuren des großen Komponisten Frédéric Chopin kann man überall in der Stadt verfolgen. Selbst die schwarzen Marmorbänke in der Innenstadt spielen auf Knopfdruck Chopin-Klassiker. Bewundern kann man Chopin auch als Denkmal im Lazienki-Park oder im Chopin-Museum.
Faszinierend sind auch die grünen Oasen dieser Stadt, die zum Verweilen und Entspannen einladen. Der Lazienki-Park gehört zum Beispiel mit seinen künstlichen Seen, Kanälen, Palästen und romantischen Spazierwegen zu den prächtigsten Gartenanlagen Europas.
Die Gladbacher Schülerinnen und Schüler waren bei polnischen Familien untergebracht und konnten so mit ihren Gastschülern auch das junge und kreative Warschau mit seinen Klubs, coolen Cafés und Einkaufsmalls erleben. Livemusik oder DJs gibt es in vielen Bars, Teehäusern oder Restaurants.
Der Aufenthalt in Warschau hat alle Beteiligten auf den Geschmack gebracht, mehr über Polen zu erfahren. Selbst auf die legendäre traditionelle Küche hat keiner der Gäste verzichten müssen. Die „Polnische Piroggen“, eine Art große Ravioli, gefüllt mit Kartoffeln und Quark oder Pilzen und Sauerkraut oder Hackfleisch und Zwiebeln haben schon Kultstatus. Das Rezept wird sicher beim Gegenbesuch im Januar schon nachgekocht.
Impressionen aus den Workshops und dem Rahmenprogramm:
…und zur deutschen Projektidee auf dem Projektblog www.pubinmg.wordpress.com