Eine kleine Insel, weiße Sandstrände mit türkis blauem Wasser, Palmen, einen Blumenkranz um den Hals, im Schatten liegen und ein paar Surfern auf den perfekten Wellen zuschauen. Die Malediven oder doch Hawaii? Wenn man von der perfekten Auszeit träumt, dann sind es diese Bilder und Gedanken, die uns für kurze Zeit ins Paradies versetzen, während wir in der Schule oder auf der Arbeit sitzen. Aber wie sieht dort der Alltag mit Schule und Arbeit aus?
Oft wirken diese Orte sehr fern und nur für wenige Menschen zugänglich. Somit ist es umso spannender mit einer Person reden zu können, die dort lebt und aufgewachsen ist. Diese Möglichkeit bot sich dem Standpunkt-Team, das die Hawaiianerin Olivia Strong interviewen konnte, die im Rahmen eines Austauschprogramms der Gesamtschule in Hardt ein Schuljahr in Deutschland verbringen konnte. Sarah Strauch und Jaron Riedl sprachen mit ihr nicht nur über ihr Leben in ihrer Heimat, sondern auch über die Verschiedenheiten zwischen der deutschen und hawaiianischen Kultur, die Haltung der Inselbewohner zum Klimawandel und über die Unterschiede in der Schule und Bildung.
Jaron Riedl hat das Gespräch mit Olivia zusammengefasst.
Als wir Olivia nach einem Interview fragten war sie sofort dabei und erzählte uns ausführlich von ihrem Leben auf den Inseln. Für die Austauschschülerin waren die ersten Wochen in Deutschland geprägt von einem regelrechten Kulturschock und natürlich auch der Sprachbarriere, da sie in ihrer Schule in Hawaii kein Deutsch als Fremdsprache unterrichten. Mit der Chance jeden Tag in der Woche mit seinen Freunden an einen paradiesischen Strand zu gehen (welche Olivia auch so oft es geht nutzt), kann kaum ein Land unterschiedlicher sein als Deutschland.
Hawaii und Deutschland sind die beiden Enden eines kulturellen Spektrums.
Für Olivia „sind Hawaii und Deutschland kulturell die beiden Enden des Spektrums“, erklärte uns Olivia, als wir sie nach ihren Eindrücken über Deutschland fragten. Gleichzeitig betonte sie, dass sie die deutsche Kultur total interessant findet und versucht so viel wie möglich davon aufzunehmen. Auch manche Vorurteile schienen zu stimmen, wie zum Beispiel das gute Brot in Deutschland, allerdings sagte Olivia, dass Deutschland , entgegen der Vorstellung der meisten Amerikaner, viel mehr als nur das bayrische Deutschland mit dem Oktoberfest, Dirndln und Bier ist.
Die Schule in Hawai ist mehr als nur ein Ort zum lernen und Arbeiten.
Neben den kulturellen Unterschieden gibt es auch große Verschiedenheiten zwischen den Schulen der Länder. Aufgrund von schulischen Aktivitäten, AG’s, Sportevents etc. verbringen die meisten Schülerinnen und Schüler in Hawaii deutlich mehr Zeit in ihrer Schule als die Deutschen. Olivia meinte, dass sie oft von 7-19 Uhr in ihrer Schule, beziehungsweise in schulischen Aktivitäten verbringt, die in Deutschland größtenteils außerhalb der Schule stattfinden. Damit ist die Schule in Hawaii mehr als ein Ort, den man nur zum Lernen und Arbeiten besucht.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass in Deutschland sehr viel Wissen in Büchern und Texten vermittelt wird, hingegen auf den Inseln sehr viel öfter mit Präsentationen, Experimenten und Videos gearbeitet wird. Die Schülerin aus Hawaii erzählte uns auch, dass sie zu Beginn ihres Austausches nach Wasserspendern zum wieder Auffüllen ihrer Wasserflasche gesucht und gefragt hat, bis sie bemerkt hat, dass es so etwas bei uns nicht gibt. Dieses Prinzip mit dem Wiederverwenden hat in Amerika und vor allem in Hawaii einen tieferen Sinn, als den, das die Schüler weniger zu tragen haben. Denn an den Küsten der Inseln wird täglich Plastik angeschwemmt, was auch mit der großen Plastikinsel im Pazifik zusammenhängt, die sich momentan zwischen dem amerikanischen Festland und Hawaii befindet. So nutzen die Inselbewohner jeden Ausflug zum Strand um Plastik wegzuräumen und veranstalten Aufräum-Aktionen, um die Sauberkeit an ihren Stränden zu erhalten.
Hawaii muss vor dem Klimawandel geschützt werden, um es als Paradies zu erhalten.
Ebenso merkt man, dass das Wetter unbeständiger, wärmer und die Stürme heftiger werden, erklärt uns Olivia. Viele Inselbewohner schenken dem Thema Klimawandel große Aufmerksamkeit, auch weil manche den schon merklich gestiegenen Wasserspiegel fürchten, welcher die nahe am Strand gebauten Häuser nun bedroht. Organisationen innerhalb und außerhalb der Schule gegen den Klimawandel sollen helfen, Hawaii als das Paradies zu erhalten, als das wir es kennen. Viele AGs und Aktivitäten der Schule zielen vor allem auf das Umweltbewusstsein und die Nachhaltigkeit der Schülerinnen und Schüler und versuchen damit ihren Umgang mit der Umwelt zu verbessern.
Als wir Olivia interviewten ahnten wir nicht, dass wir unseren Termin gut gewählt hatten, da sie wegen dem Ausbruch des Corona-Virus danach zurück nach Amerika fliegen musste.
Die Schülerin besuchte uns mithilfe des „Congress Bundestag youth exchange“ (auf Deutsch PPP-Parlamentarisches Partnerschafts-Programm), welches die Beziehung zwischen Deutschland und den USA erhalten und fördern soll. Am Ende des Austausches war auch ein Treffen im Bundestag vorgesehen, in der die Schülerinnen und Schüler aus Hawaii über die Unterschiede diskutieren, beziehungsweise alles was ihnen aufgefallen ist und neue Ideen austauschen konnten, welches leider nicht stattfinden durfe.
Zum Schluss baten wir Olivia Deutschland und Hawaii jeweils in drei Wörtern zu beschreiben. Zu Hawaii nannte sie die Wörter „peace“, „vibrancy“ und „community“ (Frieden, Lebendigkeit, Gemeinschaft) und zu Deutschland „historical“, „beautiful“ und „alive“ (historisch, wunderschön, (kulturell) lebendig).
Wir hoffen, Olivia bald wiedersehen zu können und am liebsten würde jede Schülerin oder jeder Schüler aus Deutschland sie direkt besuchen gehen.
Das Interview führten Sarah Strauch, Jaron Riedl