Wir haben die Zeit angehalten und uns eine Minute Zeit für Kunst, Sinn und Unsinn genommen. Angelehnt an Erwin Wurms One Minute Sculptures, haben wir in Sekunden aus Schülerinnen und Schülern eine Sofortskulptur kreiert, die nach fotografischer Dokumentation sofort wieder ins Schulleben entlassen wurde. Noch mehr Minuten Kunst von uns und Infos über den Künstler Erwin Wurm gibt es hier zu sehen.
„Ruhmreich in die Geschichte der Kunst eingehen? Interessiert ihn nicht! Er möchte glücklich sein, respektiert werden, seine Kunst machen, gut von ihr leben können, seine Kinder wohlauf wissen, die Frau, mit der er lebt, friktionsfrei lieben, verlässliche Freunde haben – er möchte, gesund, vor allem produktiv sein…Erwin Wurm. Jahrgang 1954. Bildhauer, Plastiker, Filmer, Fotograf. Erfinder der One Minute Sculpture, die in Sekunden aus einem Museumsbesucher eine Sofortskulptur kreiert, die nach fotografischer Dokumentation unmittelbar wieder ins bürgerliche Leben entlassen wird.
Einem Mann steckt er Spargel in die Nase, einem zweiten klemmt er Bananen unter die Achsel, dem dritten rammt er einen Labello in den Mund. Eimer kommen auf Köpfe, Gurken zwischen Zehen, Blumenvasen in die Hand, Besen untern Hintern. Was geschieht vor, in, hinter diesen Augen, die die verwendete Welt wenden, biegen, beugen, knicken und verrücken? Was geht in einem vor, der den Frauenkörper als Fahrradständer benutzt, nackte Schenkel aus dem Fenster streckt, Gebisse in Tischplatten beißen lässt? Stühle stehen auf Karotten, Sofas auf Streichhölzern, Wandtische auf Wurstsemmeln. Was passiert in einem, der im Porsche einen schmelzenden Fettkloß fantasiert, der einen Golf an der Wand entlangfahren lässt, einen Kleinbus um die Ecke knickt?
Ist Erwin Wurm bei Sinnen? Oder ist die Welt nur noch Unsinn?“ Quelle: DIE ZEIT Nr.18 vom 26.04.2007, S.53
Mehr und über Erwin Wurm gibt es nicht nur im Kunstunterricht sondern auch im Musikvideo von Red Hot Chili Peppers – Can’t Stop:
Info: Skulptur und Plastik sind grundlegende Kategorien in der bildenden Kunst und werden häufig synonym verwendet, obwohl der Schaffensprozeß unterschiedlich ist: ›plastos‹ (griech.) bedeutet geformt, während ›sculptum‹ (lat.) gemeißelt heißt. Plastiken entstehen durch den Prozeß des Hinzufügens, Skulpturen hingegen durch den Akt des Wegnehmens.
Erwin Wurm erschafft einen erweiterten Skulpturbegriff, indem er alle seine Werke – auch Zeichnungen, Bücher, Fotografien und Videos – Skulpturen nennt. Wurm verwendet keine traditionellen bildhauerischen Materialien, er formt heute auch kein dreidimensionales Kunstwerk mehr, sondern verbindet mit seinen ›One Minute Sculputures‹ einen Menschen und einen alltäglichen Gegenstand zu einer zeitlich befristeten Stellung, Haltung und Position, die nur in Fotografien und Videobildern überdauern. Die bewegungslose Aktion wird zu einer Skulptur auf Zeit, die sich nach einer Minute wieder auflöst und verschwindet. Nur durch das mediale Abbild wird die Skulptur überliefert. Fotografien und Videosequenzen halten die figurative, lebendige und zugleich bewegungslose Live-Performance eines Moments fest und werden damit zur Skulptur.