Kitschmas is coming

Warum wir diesen Winter alle ein bisschen glitzern – ein Kommentar in eigener Sache.

Bevor wir loslegen: Ja, wir wissen alle, dass Weihnachten inzwischen so sehr nach Konsum riecht wie ein Einkaufscenter am Black Friday. Und trotzdem lassen wir uns jedes Jahr wieder reinziehen – in Glitzer, Lichterketten, Deko-Eskalationen und Trends, die so mainstream sind, dass sie selbst Menschen in Strickpullovern mit Rentiergesicht vereinen, die sonst nur „Schwarz ist mein Lifestyle“ posten. Aber genau diese Mischung macht’s irgendwie spannend.

Trend der Saison: Hauptsache süß, Hauptsache viel

In den Herbst-Winter-Kollektionen taucht überall derselbe Look auf: riesige Schleifen, Federn, Pastellfarben, Glitzer, Rüschen – vom Luxusmodehaus bis zur Fast-Fashion-Kette. Acne Studios, Prada, Gucci, Miu Miu, Chanel. Sie alle präsentieren Outfits, die aussehen, als hätte jemand einem Kinderbuch Einhorn-Staub übergezogen. Selbst Valentino und H&M sind ästhetisch gerade BFFs.

Das Ganze wirkt wie eine kollektiv abgesprochene Rückkehr zu Märchenromantik. Nach Jahren von Quiet Luxury und minimalistischen „Ich-besitze-nur-3-Farben“-Outfits sagt die Modewelt jetzt: „Okay, wir hatten genug Beige. Macht Platz für Glitzer-Overload.“

Natürlich kann man fragen: Ist das wirklich kreative Freiheit oder einfach der nächste Konsumzyklus, der uns nochmal die gleichen Ideen verkauft, nur mit mehr Federn? Die Antwort ist vermutlich: beides.

Weihnachten macht’s offiziell: Kitsch Season is OPEN

Sobald der erste LED-Elch im Garten steht, beginnt die ästhetische Vollgasphase. Alles glitzert, alles glänzt, und plötzlich finden selbst Minimalisten bunte Zuckerstangen irgendwie… süß.

Auch die legendären Ugly Christmas Sweater – kollektiv peinlich, aber kollektiv geliebt. Die berühmten Weihnachtspullis sind das beste Beispiel: Je hässlicher, desto ikonischer. Von Taylor Swift bis Lidl sind inzwischen alle dabei. Und irgendwie fühlt sich das gut an. Vielleicht, weil wir’s eben zusammen tun.

Warum Kitsch gerade jetzt so gut funktioniert

Kitsch ist simpel. Er fragt nicht, ob du darüber nachgedacht hast, warum du etwas kaufst. Er will nur eins: Emotionen. Nostalgie, Sentimentalität, Wärme – genau die Art Gefühle, die sich in einer Welt voller Nachrichten-Chaos manchmal wie eine Wärmflasche fürs Gehirn anfühlen.

Modeforscher sagen, dass Kitsch die Kompliziertheit rausnimmt. Und genau deshalb lieben wir ihn gerade. Aber: Genau dieselbe Einfachheit ist es, die Konsum auch so verführerisch macht.

Zum Schluss ein bisschen Ehrlichkeit

Wir können uns über Kitsch lustig machen, wir können ihn feiern, aber die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Wir mögen ihn, weil er uns kurz rauszieht aus dem Ernst der Welt. Aber er ist eben auch Teil dessen, was uns jedes Jahr wieder in dieselben Konsumspiralen zieht. Vielleicht ist es genau diese Mischung, die den Dezember so besonders macht. Wir geben uns kollektiv der Glitzer-Übertreibung hin, wissen gleichzeitig, dass es ein Mainstream-Spiel ist und genießen es trotzdem.

Solange wir im Januar wieder checken, dass das Leben mehr ist als Goldlack und Geschenkboxen, ist alles okay. Bis dahin gilt: Glitzer hilft nicht gegen Weltprobleme, aber manchmal gegen Winterblues.