Das Smartphone braucht in der Herstellung fünf bis zehn Mal so viel Energie und CO2 wie in der Nutzung. Text: Seán Levey
Mit mehr als 109.000 Besuchern, Tendenz steigend, ist der Mobile World Congress die Größe Mobilfunk Messe Europas. 2400 Aussteller stellten 2019 in Barcelona die neusten Trends, darunter faltbare Smartphones, der interessierten Masse vor. Auch wenn der MWC als größte klimaneutralste Messe ausgezeichnet wurde, wird bei den Herstellern und Konsumenten oft die Folgen ihrer Branche und Leidenschaft hinten angestellt. Allein in Deutschland ist seit 2007 die Zahl der verkauften Smartphones mit 23 Millionen um 2091 % in 2017 gestiegen. Was ein positiver Fortschritt für die Bedürfnisse der Konsumenten und die Wirtschaftslage der führenden Unternehmen ist, stellt jedoch größtenteils einen Rückschritt für die Umwelt dar. Doch wo genau liegt das Problem? Besonders umweltschädigend ist die Produktion der Smartphones sowie ihre Entsorgung. In einem Gerät stecken 60 verschiedene Stoffe, allein 30 davon sind Metalle. Darunter sind begrenzt vorhandene Edelmetalle wie Gold und Silber und sogenannte seltene Erden, wie Lanthan, ein Metall welches in Ladeakkus verarbeitet wird. Ihre Beschaffung und Verarbeitung führt hierbei nicht nur zu einer Ressourcenknappheit der seltenen Stoffe, vor welcher die Europäische Kommission bereits 2010 warnte, sondern auch zu immensen Umweltschäden. Ebenso besorgniserregend ist der Energieaufwand bei der Produktion: In den letzten Jahren verbrauchte die Smartphone-Produktion laut Greenpeace weltweit 968 Terawattstunden Strom, so viel die komplette jährliche Energieversorgung Indiens. Als Teil der Befragung zu standpunkt 4.0 ergab sich, dass der Durchschnitt der befragten Schülerinnen und Schüler vier Stunden pro Tag am Smartphone surft, der weltweite Durchschnitt beträgt zwei Minuten. Verursacht werden dabei jährlich 5000 kg CO2 pro Schülerin oder Schüler, äquivalent zu der gesamten jährlichen CO2 Emission dreier Menschen aus Indien, darunter Ernährung, Strom und Freizeit. Und hier ist der CO2 Verbrauch der Rohstoffgewinnung noch nicht einmal mit einberechnet, welche bei jedem neuen Smartphone entstehen. Doch wie genau lässt sich einem zu großen CO2 Verbrauch entgegenwirken? Zum einen lässt sich der Kauf eines neues Smartphones überdenken. Das, was Forscher als psychologische Obsolenz bezeichnen, bedeutet nichts anderes als das Wechseln eines Smartphones, weil es dem Verbraucher zu uninteressant wurde; zwar völlig funktionstüchtig, aber out. Wenn man an die Klimakrise denkt in der die Welt sich befindet, und man zwischen den neusten Trends und der Zukunft der Erde abwägt, lohnt es sich, erneut über die eigentliche Ausgangssituation nachzudenken: Bin ich nicht eigentlich mit den Funktionen meines Smartphones zufrieden? Liegt die Überlegung eines neuen Smartphones jedoch daran, dass das alte Gerät defekt ist, rät das Umweltbundesamt zu einer Reparatur.