Schulpolitik? Klingt oft nach Experimentierlabor – nur ohne Plan

Alle vier Jahre wird in NRW wieder irgendwas „Neues“ in Sachen Schule ausprobiert – neue Lernmethoden, andere Bewertungssysteme, Digitalisierungsversuche. Klingt erstmal nach Fortschritt, ist aber oft nur ein Pflaster für tiefere Probleme wie Lehrermangel oder marode Schulen. Langfristige Konzepte, die wirklich zur heutigen Gesellschaft und den digitalen Anforderungen passen? Fehlanzeige. Stattdessen wird Bildungspolitik meist fernab vom echten Schulalltag gemacht – von Leuten, die oft selbst ewig nicht mehr im Klassenzimmer standen. Und wer sitzt dann mitten im Chaos? Genau: die Schüler*innen. Sie sind es, die am besten wissen, wie es wirklich läuft – oder eben nicht läuft – in der Schule.

Eine Schule für uns – Eine Schule für alle!“ – Schüler*innen in NRW streikten für bessere Bildung

Am 25. Juni war Schluss mit Stillhalten: In ganz NRW gingen hunderte Schüler*innen auf die Straße. Ihr Ziel? Eine Bildungsreform, die endlich mal Sinn ergibt – und bei den Menschen ansetzt, die davon direkt betroffen sind. In Städten wie Düsseldorf und Essen, aber auch in kleineren Orten wie Gummersbach oder Eitorf machten sie lautstark klar, was sie wollen: ein gerechtes, modernes und stressfreieres Schulsystem.

Die Landesschüler*innenvertretung hatte zum Streik aufgerufen, und viele folgten. In Münster waren etwa 150 junge Leute am Start, in Eitorf sogar rund 500 – einige kamen extra aus Bonn, Hennef oder Windeck angereist. Ihr gemeinsames Motto: „Eine Schule für uns – Eine Schule für alle!“

Die Schüler*innen hatten acht konkrete Forderungen dabei. Ganz vorne: mehr Geld für Schulen. Es ging ihnen nicht nur um neue Tafeln oder WLAN, sondern auch um sanierte Gebäude, gute Sportanlagen und kostenloses Mittagessen. Außerdem wollten sie weniger Leistungsdruck. Vorschläge wie kleinere Klassen, längere Grundschulzeit oder verkürzte Schuljahre kamen aus ihrer Mitte. Auch das klassische Notensystem stand in der Kritik – stattdessen wünschten sie sich ehrliche Feedbackgespräche.

Dazu forderten sie mehr Mitsprache und, dass kein Schüler wegen seines Aufenthaltsstatus aus dem Unterricht verschwinden muss. Es ging ihnen um echte Teilhabe – unabhängig von Herkunft oder sozialen Umständen.

In Eitorf zeigten sich sogar lokale Politiker auf der Bühne. Auch Gewerkschaftsjugenden wie Verdi oder GEW und Bündnisse wie „Bildungswende JETZT!“ unterstützten den Protest. Philippe Tambasco von der Linken NRW sagte dazu: „Die Bildungskrise in NRW ist real. Wenn von oben nichts passiert, nehmen die Schüler*innen das eben selbst in die Hand.“

Kritik kam vom Philologenverband, der die Forderung nach Einheitsschulen und das Abschaffen von Noten als „realitätsfernen Traum“ bezeichnete. Die Schüler*innen sahen das anders – sie wollten nicht mehr Teil eines Systems sein, das eher aussortiert als fördert.

Am Ende bleibt die Frage: Warum wird immer über junge Menschen entschieden, aber nie mit ihnen? Klar ist jedenfalls: Die Streikenden haben gezeigt, dass sie genug vom Dauer-Experiment Schule haben – und bereit sind, selbst Verantwortung zu übernehmen.