Was geht eigentlich mit Dating-Apps?

Mal ehrlich: Wer hat heute nicht schon mal durch Tinder, Bumble oder OkCupid geswipet? Dating-Apps sind überall – egal ob aus Langeweile, Frust nach ’ner Trennung oder weil man einfach mal wieder ein bisschen Nähe will.

Man legt ein Profil an, sucht sich ein paar halbwegs okaye Bilder raus, schreibt einen kurzen Text – und dann heißt es: Wischen. Rechts = hot. Links = nope. Was sich easy anfühlt, kann aber schnell nerven oder sogar stressen. Denn bei all den Chats, Matches und Dates ist nicht immer klar: Meint es jemand ernst – oder ist das hier nur Spielerei?

Dating-Apps machen’s super leicht, neue Leute kennenzulernen – vor allem, wenn man im echten Leben nicht dauernd neue Gesichter trifft. Aber sie verändern auch, wie wir über Liebe, Nähe und uns selbst denken. Wie schnell wir andere bewerten. Und wie oft wir das Gefühl haben, selbst bewertet zu werden.

In nachfolgenden Chatverlauf geht’s genau darum: Was machen Dating-Apps mit unseren Gefühlen, mit unserem Körperbild, mit dem Wunsch nach echter Verbindung? Und warum fühlt sich das alles manchmal eher wie ein Casting an – statt wie ein echtes Kennenlernen?

Let’s talk about it: Hey, wie läuft‘s mit dem Typen?

Aus dem Chatverlauf zwischen Eva und Vivian.

Vivian / Hey du! Wie läuft’s bei dir mit dem Typen von neulich?

Eva / Hahaha, welcher? Es waren drei in einer Woche. Hab mich nach der Trennung ja auf OkCupid angemeldet… dachte mir, bisschen Ablenkung tut gut.

Vivian / Okay, erzähl alles. Wie war’s?

Eva / Also: Date 1 – Netter Typ, ganz sympathisch. Aber null Vibe. Hat sich angefühlt wie Kaffee mit meinem Bruder. Date 2 – Auf den Fotos sah er echt gut aus. In echt: komplett anders. Bin aus Höflichkeit mit ihm eine Runde spazieren gegangen und dann schnell weg.

Vivian / Ich muss lachen. Das klingt wie aus nem schlechten Film.

Eva / Und dann kam Date 3. Das war richtig intensiv. Wir haben uns getroffen, gequatscht, gegessen, sind einfach 18 Stunden durch die Stadt gelaufen. Ich dachte echt: Das ist was Besonderes.

Vivian / Wow. Das klingt voll schön.

Eva / Dachte ich auch. Und dann kam: nichts. Keine Nachricht. Kein „War schön“. Einfach Funkstille.

Vivian / Im Ernst? Wie mies ist das denn.

Eva / Hat sich angefühlt wie ein Schlag in den Magen. Ich dachte halt, wenn ich schon auf einer Plattform bin, die persönlicher ist als Tinder, ist es auch echter. Aber am Ende war’s nur wieder dieses Gefühl: Ich bin irgendein Profil unter Tausenden.

Vivian / Das kenne ich. Man fängt an, sich selbst wie ein Produkt zu fühlen.

Eva / Total. Man wischt, scrollt, liked – als wäre das alles ein Spiel. Und irgendwann bist du müde vom Mitspielen.

Vivian / Und trotzdem bleibt man drin. Weil man denkt: Vielleicht kommt ja doch noch jemand, der es ernst meint.

Eva / Ja. Aber ganz ehrlich: Dieses ständige Vergleichen macht einen kaputt. Ich hatte das Gefühl, die meisten wollen nur was Schnelles. Nähe auf Knopfdruck. Und wenn’s nicht direkt passt, wischen sie einfach weiter.

Vivian / Und du?

Eva / Ich hab die App gelöscht. Dann wieder installiert. Dann wieder gelöscht. Klassisches Chaos. Aber ich hab gemerkt: Ich will keine Beziehung, in der’s nur darum geht, was ich jemandem „bringe“. Ich will, dass jemand wirklich Interesse an mir hat – nicht nur am Bild oder daran, dass ich gerade verfügbar bin.

Vivian / Vielleicht muss man dafür echt raus aus dem App-Ding. Oder zumindest anders rangehen.

Eva / Auf jeden Fall. Ich schau jetzt erstmal auf mich. Was ich will, was mir guttut. Ohne Algorithmus.

Vivian / Klingt nach einem guten Plan. Du hast was Besseres verdient als irgendein Ghost aus dem Internet.

Eva / Danke. Ich geb nicht auf. Nur anders. Ehrlicher. Weniger Spiel, mehr echt.