Was verrät sie über die Zeit, in der sie entstanden ist? Warum finden wir bestimmte Musik schön und andere langweilig? Wieso klingt manche Musik für uns fremdartig? Und wie gehen wir mit Stücken um, die heute kritisch gesehen werden? Genau darum ging es beim ersten interdisziplinären Workshop des Sinfonieorchesters Opus125 im Rahmen des Konzert-Projekts „Vom Sommernachtstraum ins Morgenland“.
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Am 12. Februar trafen sich rund 50 Schüler:innen aus Mönchengladbach in der Zentralbibliothek, um mit dem chilenischen Dirigenten Javier Álvarez Fuentes über Musik, kulturelle Stereotype und Geschichte zu sprechen. Im Fokus stand die Aladdin Suite von Carl Nielsen – ein Werk aus dem frühen 20. Jahrhundert, das den Orient aus einer westlichen Perspektive musikalisch darstellt.
Nach einer kurzen Einführung wurde schnell klar: Musik ist nicht nur Klang, sie erzählt auch Geschichten – und manchmal sind diese aus heutiger Sicht nicht mehr verständlich oder auch problematisch. Der musikalische Leiter des Sinfonieorchesters Opus 125 machte den Teilnehmer:innen deutlich, wie sich unser Blick auf andere Kulturen verändert hat und welche Rolle Musik und Kunst dabei spielen. Anhand von Hörbeispielen und Vergleichen aus anderen Kulturen und Epochen wurde deutlich, dass wir ältere Werke oft langweilig finden oder wir nichts damit anfangen können.
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Musik einfach genießen – oder immer hinterfragen?
Eine zentrale Frage des Workshops war: „Darf man Musik einfach nur genießen, oder sollte man sie immer in ihrem historischen und kulturellen Kontext betrachten?“ Viele hatten sich darüber vorher noch nie Gedanken gemacht. „Ich hätte nie gedacht, dass man Musik so hinterfragen kann“, meinte eine Schülerin nach der Veranstaltung.
Ein anderer Teilnehmer fand: „Es hat mir gezeigt, dass Musik nicht einfach immer nur schön klingen muss, sondern auch kulturell eine Bedeutung hat. Und dass der persönliche Bezug und die eigene Erfahrung eine große Rolle dabei spielt, ob man die Musik versteht oder sie schön findet.“
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Der Workshop war der Auftakt zu einer Workshopreihe rund um das Konzert-Projekt. In den nächsten Wochen wird es weitere Workshops geben, die sich mit der Visualisierung von Musik und der Szenografie des Raumes beschäftigen. Das Ziel: klassische Musik aus einem neuen Blickwinkel betrachten und neue und gemeinsame Konzerterlebnisse schaffen.
Das dies gelingen kann, darüber konnten auch die drei Podcaster Justus, Simon und Emil berichten, die Javier Álvarez und das Sinfonieorchester Opus 125 bereits zum dritten Mal bei einem Konzert-Projekt begleiten. Im anschließenden Gespräch tauschten sie sich vor den Zuhörenden mit dem Dirigenten über ihre Erfahrungen aus den vergangenen Konzertprojekten wie „Tänze der Welt“ und „Ási suena España“ aus und stellten allgemeine Fragen zur Arbeit des Dirigenten und zum neuen Programm.
Musik sichtbar machen
Bevor die Teilnehmer:innen sich mit der Szenografie für den Konzertabend am 17. Mai in der Kaiser-Friedrich-Halle beschäftigen, geht es erstmal darum, die Musik richtig zu verstehen. „Man muss die Musik kennen und sich mit Ihr auseinandersetzen, bevor man sie visuell umsetzt“, erklärte Szenografin Paula Vollmer, die die Schüler:innen bei der Entwicklung kreativer Konzepte anleitet, die jenseits von stereotypen Vorstellungen der Märchen sein sollten.
Die Ergebnisse werden vorab in einer Ausstellung in der Zentralbibliothek zu sehen sein und gegebenenfalls sogar in das finale Bühnenbild einfließen. Zudem begleitet das Schülermagazin Standpunkt das Projekt mit Fotos, Filmen und Podcasts, um Einblicke in den kreativen Prozess zu geben.
Unterstützt wird das Konzert-Projekt von verschiedenen Stiftungen und Vereinen, darunter die Freunde und Förderer der Musik e.V., die Elfriede Kürble Stiftung, die Volksbank Mönchengladbach und der Landesmusikrat NRW. Mehr zu den Workshops und zum Konzert hier.