Geschätzt landen bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll jährlich in den Weltmeeren.
Viel zu lange ist es nicht als solches erkannt worden und wird nun zum Glück mehr und mehr thematisiert. Große Supermarktketten stellen um auf Papiertüten und ändern ihr Sortiment, Menschen nehmen ihre eigenen Taschen mit, statt Plastiktüten in Geschäften zu kaufen.
Was können wir dagegen tun?
Bernhard Bauske, Plastikmüll-Experte der Umweltschutzorganisation WWF, erklärt die globalen Dimensionen des Problems. Die meisten Kunststoffe sind biologisch nicht abbaubar. Einmal in der Umwelt, wird der Müll zu einem dauerhaften Problem. Dazu kommt die schiere Menge an Abfall. Je nach Schätzung gelangen bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr in die Weltmeere. Das ist etwa so, als würde jede Minute ein großer Müllwagen ins Wasser entleert. Die Folgen sind überall sichtbar, vermüllte Strände, gewaltige Plastikansammlungen auf dem Meer oder Plastikmüll in den Mägen von Walen oder Meeresvögeln.
Wie gelangt der Plastikmüll in die Weltmeere?
Etwa 80 Prozent des Meeresplastiks kommt vom Land über große Flüsse ins Meer. Der Rest stammt aus der Schifffahrt und der Fischerei. Dort werden Plastikabfälle einfach über Bord geworfen, oder Fischernetze gehen verloren und werden nicht wieder geborgen.
Aus welchen Ländern stammt der Plastikmüll?
Ein Großteil kommt aus Ländern, in denen der Müll nicht richtig eingesammelt wird, also Länder in Afrika, Südamerika und vor allem Südostasien. Die Abfälle werden oft einfach in die Flüsse geworfen. Viele illegale Müllkippen liegen in der Nähe von Meeren und Flüssen. Mit der Strömung treibt der Abfall schnell weg und bleibt nicht vor der eigenen Haustür liegen. Entsprechend groß ist der Anteil dieser Länder am Meeresplastik. In Deutschland funktionieren die Mülltrennung und das Recycling besser. Natürlich wird auch an unseren Stränden achtlos Müll liegen gelassen, allerdings ist die Menge deutlich geringer.
Welche unterschiedlichen Arten von Plastik gibt es in den Meeren?
Ein Problem ist das Mikroplastik. Das sind kleinste Plastikteilchen, die entweder Kosmetikprodukten bewusst beigemengt werden oder durch Abrieb zum Beispiel beim Waschen von Kunststofftextilien entstehen. Das Mikroplastik gelangt über Abwassersysteme in die Flüsse und Meere. Die größeren Teile sind Plastiktüten oder Verpackungen. Auch sie haben negative Auswirkungen auf maritime Ökosysteme.
Was sind das für Auswirkungen?
Meeresschildkröten verwechseln Plastiktüten mit Quallen und fressen sie. Aus der Fischerei gelangen Taue und Netze in die Meere. Darin können sich Meeressäuger wie Delfine oder Robben verfangen und sterben, weil sie nicht mehr zum Atmen an die Oberfläche kommen können. Wale nehmen Plastikmüll auf, wenn sie mit ihrem Maul Plankton aus dem Wasser filtern. Meeresvögel fressen regelmäßig Plastik, weil sie den Abfall mit Nahrung verwechseln. Die Folgen sind dramatisch. Scharfkantige Teile können den Magen-Darm-Trakt verletzen. Plastiktüten verstopfen den Darm und erzeugen ein falsches „Sättigungsgefühl“. Am Ende können die Abfallreste nicht mehr richtig ausgeschieden werden und verstopfen das Verdauungssystem. Über kurz oder lang können die Tiere an dem aufgenommenen Müll sterben. Auch an den artenreichen Korallenriffen kann man die Auswirkungen gut beobachten. Der Müll lagert sich auf Korallen ab und stört dieses fragile Ökosystem. In der Tiefsee zerstört der Plastikmüll wichtigen Lebensraum und gefährdet die oftmals noch unerforschte Artenvielfalt.
Gelangt das Meeresplastik durch die Fische auch auf unsere Teller?
Die meisten Fische werden vor dem Verzehr ausgenommen und damit auch potenzieller Plastikmüll entfernt. Anders ist es bei Meeresfrüchten wie Austern oder Muscheln. Über sie nehmen wir auch Mikroplastik auf. Möglicherweise sind diese kleinen Plastikteilchen Träger von Schadstoffen. Ob dies auch bedeutende Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben kann, ist bisher unklar.
Es gibt zahlreiche Projekte, die den Plastikmüll aus dem Meer fischen wollen – zum Beispiel mit großen Netzen. Wie erfolgversprechend sind solche Ansätze?
Grundsätzlich ist das Einsammeln von Müll am Strand oder auf dem Meer eine gute Sache. Wir gehen aber im Moment davon aus, dass etwa 90 Prozent des Plastikmülls in die Tiefen der Meere absinkt. Das Abfischen an und direkt unter der Oberfläche löst nur einen kleinen Teil des Problems. Effektiver wäre es, den Müll an den Flussmündungen abzufischen. Dort gelangt in einigen Regionen nämlich massiv Müll in die Meere. Die beste Lösung ist aus meiner Sicht allerdings die Bekämpfung der Ursachen. Wir müssen deutlich weniger Abfall produzieren und den globalen Müllberg verringern. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass die Entsorgungssysteme auf der gesamten Welt funktionieren – auch in Ostasien, Afrika und Lateinamerika. Dafür sollten sich auch die globalen Unternehmen, die in diesen Ländern produzieren, am Aufbau und einer Finanzierung der Abfallsysteme beteiligen.
Was kann jeder von uns gegen den Plastikmüll im Meer tun?
Auch in Deutschland nimmt die Menge der Verpackungen immer mehr zu – zum Beispiel durch den Boom des Onlinehandels oder Kauf und Verzehr von Essen und Getränken unterwegs. Dadurch wächst der Müllberg, und der weltweite Ressourcenverbrauch, zum Beispiel von Erdöl, steigt. Deshalb sollte sich jeder Verbraucher, aber auch die Industrie, dringend Gedanken darüber machen, wie man Verpackungsmüll reduzieren kann. Ich selbst kann mit einer Jutetasche einkaufen gehen, unverpacktes Obst und Gemüse kaufen oder auf den Coffee to go verzichten. Und natürlich sollte man seinen Müll richtig trennen und entsorgen. Nur so kann der Abfall richtig recycelt werden und muss nicht verbrannt werden.
Eva, Carina, Rejana und Gina haben mal genau in ihren Einkaufswagen geschaut…