Der vergessene Weltkrieg

Britische Soldaten der Royal Irish Rifles in einem Schützengraben, Herbst 1916
Britische Soldaten der Royal Irish Rifles in einem Schützengraben, Herbst 1916

2014 ist wieder ein Jahr einer Vielzahl von Jubiläen, von denen der vor einhundert Jahren begonnene Erste Weltkrieg das wohl populärste darstellt. Die Thematik rund um den Krieg füllt schon seit Ende des letzten Jahres den Buchmarkt und die Feuilletons der großen Tageszeitungen, begonnen mit der Veröffentlichung des neuesten Bestsellers „Schlafwandler“ des englischen Historikers Christopher Clark. Doch ist die Beschäftigung mit und die Erinnerung an den Krieg, vor allem aus Sicht der heutigen Jugendgeneration überhaupt noch lohnenswert? Versperrt uns nicht der Hang an der Vergangenheit den Blick auf die Zukunft? Natürlich sind diese Fragen aus Sicht eines Studenten der Geschichtswissenschaft eindeutig zu beantworten. Die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ beinhaltet ein unglaublich weites Feld relevanter und auch aktueller Themenfelder und ist durch ihre Überlagerung angesichts des letzten Weltkrieges stark aus dem kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft verschwunden. Es bedarf Erinnerung an die vielschichtigen Ursachen, die Europa und die Welt nach einer fast 100-jährigen Friedensperiode 1914 in die Katastrophe führten und an die unwirklich wirkende Euphorie und Freude, die zu Beginn die öffentliche Stimmung charakterisierte. Der Krieg selbst, mit seinem unglaublichen Material- und Menschenverschleiß, dem Einsatz von Giftgas und den vernichtenden Stellungsschlachten bedarf der kontinuierlichen Aufarbeitung und Erinnerung. Vor allem mit Hinblick auf seine lang- und kurzfristigen Folgen, wie der Umsturz in Russland, die Auflösung des Habsburgerstaates oder die nach der Versailler Friedensordnung aggressiv revisionistische Stimmung von Weimar. Aber auch neben der politikgeschichtlichen Dimension bietet der Weltkrieg als eigentlicher Abschluss des 19. Jahrhunderts interessante Aspekte über die ganze Erfahrungswelt des menschlichen Lebens. Seine Aufarbeitung in Kunst, Literatur und Musik gewährt der heutigen Generation differenzierte, persönliche Einblicke in die damalige Sinnes- und Leidenswelt der Menschen auf einer emotionalen Ebene. Es lohnt sich also, im Laufe des Jahres die verschiedenste mediale Aufbereitung dieses Themenfeldes zu verfolgen, denn: fängt man einmal an sich zu beschäftigen mit der völlig neuen Art von Krieg, seinen Ursachen und der durch ihn völlig veränderten, desillusionierten Gedankenwelt der Menschen, begreift man auch die immerwährende Relevanz dieser großen Katastrophe. (_von Lukas Haines, Student der Politikwissenschaft in Aachen)

Weiterführende Links: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/100-jahre-erster-weltkrieg/ http://www.sueddeutsche.de/politik/serbien-und-der-erste-weltkrieg-missglueckterentlastungsversuch- 1.1857717 http://www.sueddeutsche.de/politik/-jaehrige-zeitzeugin-was-schuelerin-trudl-vom-erstenweltkrieg- mitbekam-1.1853080 http://www.zeit.de/2013/38/sachbuch-christopher-clark-die-schlafwandler-europa-erster-weltkrieg http://www.zeit.de/2014/02/erster-weltkrieg-internet-archiv-gedenkjahr

 

 

 

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