Klassik und Club-Musik zu mischen kann ganz schnell ganz peinlich werden. Im schlimmsten Fall endet es, wie auf einzelnen David Garrett-Konzerten bei denen 40-jährige Mütter ihre persönlichsten Dinge auf die Bühne werfen: in einem Brei aus Vivaldi und irgendwas modernem. Das Ergebnis hat weder mit Klassik noch mit Club zu tun sondern nimmt sich eher wie eine überdrehte Volksmusik aus. Glücklicherweise muss das aber nicht so sein. Der Luxemburger Francesco Tristano zum Beispiel ist in beiden Lagern zuhause: er spielt sowohl die Goldbervariationen von Bach, versteht es aber auch in einem Club für Stimmung zu sorgen. Dass diese beiden Eigenschaften in einem Menschen vereint sind kommt schon selten genug vor, wie herrlich muss es also sein, wenn zwei Musikrichtungen in einem so brillanten Kopf, wie dem von Tristano, gemeinsame Wege gehen? Classic goes Club sozusagen. Das Ergebnis ist in jedem Fall herrlich und beachtenswert. Bestaunt werden kann es zum Beispiel auf der CD bachCage, die Tristano 2011 vorstellte. Darauf: eine ausgewählte Mischung von altem, aber nie verstaubten Bach und neuem und gehaltvollem John Cage. Diese Mischung ist schon gut. Noch interessanter wird es aber, wenn man das Feature zu dieser CD bei iTunes herunterläd: da stößt man auf einen Tristano-Bach-Remix, den man auch problemlos in jedem Club spielen könnte. Das bemerkenswerte: diese Musik ist gnadenlos ehrlich und versucht nie etwas zu sein, was sie nicht ist. Klassisches Klavierspiel trifft auf Club. Ganz pur, ganz unverschnörkelt. Davon wollen wir mehr! ×