Melinda Tatraku ist in Albanien geboren und lebt seit vier Jahren in Deutschland. Erst in der Grundschule hat sie die deutsche Sprache gelernt und direkt das Schreiben für sich entdeckt. Im Standpunktmagazin schreibt die Sechsklässlerin über ihre Erfahrungen in ihren Schulen in Albanien und Deutschland.
Ihr fragt euch jetzt sicher: „Was meint sie nur mit Lerntempo Duett?“ Kommen wir zur Sache. Mit Lerntempo Duettmeine ich andere Schulen wie z.B. die albanische Schule, die ich in meiner Heimat besucht habe. Dort ist es ganz anders als auf der Gesamtschule Hardt. In der albanischen Schule 28/29 nëntori (Kuçove) ist das Lerntempo viel schneller und der Umgangston strenger. Ich möchte euch hier mal erzählen, wie es auf der Schule war und immer noch ist. Ihr fragt euch jetzt sicher: „Was meint sie nur mit Lerntempo Duett?“ Kommen wir zur Sache. Mit Lerntempo Duettmeine ich andere Schulen wie z.B. die albanische Schule, die ich in meiner Heimat besucht habe. Dort ist es ganz anders als auf der Gesamtschule Hardt. In der albanischen Schule 28/29 nëntori (Kuçove) ist das Lerntempo viel schneller und der Umgangston strenger.
Als ich sieben oder acht Jahre alt war, besuchte ich eine albanische Grundschule. Was heißt Grundschule. In Albanien gibt es keine Grundschule. Man kann nur zwischen schlechten oder sehr strengen Schulen wählen. Meine Mutter hat sich natürlich entschieden, mich auf eine sehr strenge Schule zu schicken. In meinem Alter kapierte ich die Welt und den Ort, an dem ich war noch nicht so richtig.
Das Alltagsleben in Albanien war kurz und anstrengend. Der Schultag verlief so, dass man immer nur vier oder sechs Stunden Unterricht hatte und dazwischen 15 Minuten Pause – also nicht mehr als in den deutschen Schulen. Nicht mehr.
Wie ich es euch gesagt habe, es war eine strenge Schule, in der ich ging. Wenn man sechs Stunden unterrichtet wurde, hatte man zuerst drei Stunden Unterricht, dann15 Minuten Pause und danach die restlichen drei Stunden entweder mit Sport, Albanisch oder auch Mathe. Wir hatten jede Stunde ein anderes Fach. Man hatte in der Schule keine Mittagspause, aber man durfte sich am Kiosk außerhalb des Schulhofes etwas Süßes holen. Wir machten auch keine Partnerarbeit, es gab nur Einzelarbeit. Mit dem Nachbarn durfte man auch nicht reden, auch wenn man ihn nur etwas fragen wollte oder sogar mal abgucken musste. Die Lehrerin merkte alles, ich spreche da aus eigener Erfahrung.
In Albanien gibt strenge Regeln für Schüler aber auch für Lehrer. Die Klasse darf zum Beispiel nur aufzeigen, wenn es der Lehrer oder die Lehrerin erlaubt. Wenn die Schüler nicht aufzeigen dürfen, bedeutet dies, dass der Lehrer/die Lehrerin selber jemanden drannehmen wollte. So zeigt man auch nie mit nur einem Finger auf, sondern immer mit der ganzen Handfläche. Während der Klassenarbeiten durfte man keine Fragen stellen, um nicht zu stören und konzentriert arbeiten zu können. Wenn die Schüler der 1. Klasse bis zur 12. Klasse laut waren, gab es harte Strafen. Es gab kein Silentium als Strafe.
Schon im Kindergarten hat man angefangen Zahlen zu lernen und wie man welches Wort schreibt. Natürlich hat man im Kindergarten und auch in der Schule auch coole Spiele gespielt. Bei guten Wetter draußen, bei schlechtem Wetter drinnen, aber fast immer gemeinsam mit der Klasse oder Kindergartengruppe.
Sport hatten wir einmal in der Woche in unserer Schulturnhalle. Die Turnhalle war nicht groß und hatte auch nicht unbedingt viele Sportgeräte. Aber dafür hatten wir einen großen Schulhof. Darauf gab es einige Sportinstallationen, z.B. für Turnball oder Basketball.
Die Toiletten waren zwar kein Luxus dafür aber immer sehr sauber. Die Klassenräumen hatten Stühle und Tische für sehr viel Schüler zur Verfügung.
In der albanischen Schule hat man selten Ausflüge gemacht, eigentlich gar keine. Es gibt Schulbücher die du selber bezahlen musst. Für ein Kind kosten die Schulsachen ungefähr 100€. Da müsst ihr euch vorstellen, was es bedeutet, wenn eine Mutter drei Kinder hat.
In der Klasse durfte man allerdings auch Haustiere haben. Die Klasse meiner Mutter hatte z.B. eine Babykatze. Sie fanden sie draußen auf dem Schulhof und fragten die Lehrerin und die Schulleiterin ob sie es behalten durften. Tatsächlich durften sie die Katze behalten. Die Kinder ließen sich nicht von der Katze ablenken, erzählte mir meine Mutter. Sie sagte auch noch, dass die Katze einen Namen bekommen hatte. Die Katze wusste wie die Kinder sich zu verhalten hatten und auch wann sie Klassenarbeiten schrieben. Die Katze war sozusagen auch auf einer sehr guten Schule und zwar der 28/29 nëntori Schule in Kuçove (Albanien). Jetzt aber nicht so viel von der Katze schwärmen und zurück zu Thema.
Alle Schüler müssen eine Schuluniform tragen, damit ärmere Kinder nicht für ihre Kleidung ausgelacht werden. Die Mädchen tragen ein schwarz-weißes Kleid und die Jungen eine lange schwarze Hose mit einem weißen Hemd. Für jeden gab es eine passende Uniform.
Bevor man in die erste Klasse kommt, müssen die Erstklässler einen Vortag halten. Das kann zum Beispiel ein auswendig gelerntes Gedicht sein, das dann vortragen wird. Bei der Einschulungsfeier tragen die Mädchen weiße Kleider und die Haare sind schön gemacht. Die Jungs tragen einen Anzug mit Krawatte oder etwas anderes Schönes.
Seit zwei Jahren bin ich nun Schülerin der Gesamtschule Hardt und denke oft, dass manche Schüler diese Schule dringend mal für ein paar Wochen eine albanische Schule besuchen müssten, um zu wissen, wie toll es hier ist. Ich besuchte die ersten Jahre eine Schule in Albanien, schließlich wurde ich in Albanien geboren und bin dort auch aufgewachsen. Ich ging dort in den Kindergarten, danach in die 1. Klasse. Danach kam ich nach Deutschland und auf eine deutsche Grundschule. Und jetzt bin auf der großen und spannenden Gesamtschule Hardt.
Melinda Tatraku, Klasse 6.1