Drei Wochen, drei Monate.
– Tagebucheintrag von Sarah Strauch –
Das Eine war prognostiziert, das Andere traf ein. Kann man hier vom Traum eines jeden Schülers sprechen? Ich denke nicht. 3 Monate ,,Schulfrei“ vom Gebäude und den Lehrern in Person. Kurzer Beschluss: Die Schule muss weiter gehen. Die Lösung? Moodle! Diese Plattform hat es uns ermöglicht, unsere Aufgaben zu erhalten, uns daran erinnert, sie fristgerecht abzugeben und zum Bedauern mancher Schüler natürlich auch angezeigt, wenn etwas gar nicht oder zu spät abgegeben wurde. Online-lernen hat seine Vorteile, aber aus der Sicht einer Oberstufenschülerin in der 11. Klasse deutlich mehr Nachteile. Gerade in der EF ist es schwierig, den Anschluss zu behalten, aufgrund des rasch ansteigenden Leistungsniveaus von der 10 in die 11, und die Pandemie hat dies unter keinen Umständen verbessert. Neue Themen, die entscheidend in der 12ten und 13ten Klasse sind, werden kaum oder gar nicht besprochen und müssen im Selbststudium erarbeitet werden. Hierbei besteht die Gefahr, sich selbst den größten Quatsch beizubringen. Eine weitere Herausforderung ist die heimische Atmosphäre. Zu oft erwische ich mich dabei, wie ich neben der Arbeit mal eben einen Film schaue, Musik höre, die ein oder andere Nachricht beantworten muss, die vielleicht „mein Leben entscheidet“, oder wie ich mich gar nicht erst zum Arbeiten motivieren kann, weil ich zu viel am Handy „hänge“. Natürlich kann man jetzt sagen: ,,Hier ist Disziplin angebracht!“, aber kann man jemandem, der sein Zuhause nicht als Arbeitszimmer wahrnimmt, sondern als Pausenraum oder Rückzugsort, diesen Rat wirklich geben? Die Schule ist mein favorisierter Platz, um vernünftig zu arbeiten, zu lernen und Ergebnisse abzuliefern. Für mich ist das Zuhause ein Ort für Familie, Freunde und Entspannung. Nach drei Monaten im „Home Office“ habe ich für mich gelernt, dass ich lieber in einem Büro sitze wo ich konzentriert arbeiten kann, anstatt den ablenkenden Komfort meines Zuhauses zu nutzen.
Auch die sozialen Kontakte litten in dieser Zeit. Ich habe sechs Wochen niemanden von meinen Freunden gesehen. Meine Familie und fremde Menschen beim Lebensmitteleinkauf sind die einzigen Gesichter, in die ich während dieser Zeit geblickt habe. Mit den ersten Lockerungen durfte man einander auch wiedersehen, aber nur mit dem neuen Ersatz für die neuste Gucci-Tasche: dem Mundschutz. Lungenspezialisten hatten bis dahin die Sinnhaftigkeit eines Mundschutzes zwar vehement abgestritten, aber dann sollten wir das Ding doch tragen, sobald wir Bus, Bahn, Taxi und andere öffentliche Geschäfte und Plätze betreten. Die Aussichten wurden nicht besser. Dann überraschte diese Nachricht: ,,Am 25.05.2020 geht die Schule für die 11te Klasse wieder los“. Ich habe so ziemlich alles erwartet, aber nicht das, was letztendlich eintraf. Innerhalb von vier Wochen hatten wir 16 Schulstunden (im Vergleich zu normalerweise 120 Stunden in 4 Wochen, in meinem Fall), welche nur daraus bestanden, dem Lehrer dabei zuzusehen, wie er sich praktisch entzweit, parallel zwei Lerngruppen beschult und versucht, innerhalb von 45 Minuten das Wichtigste zu vermitteln. Meinen Respekt an die Lehrer, die das tatsächlich auch relativ solide über die Bühne gebracht haben.
Können wir aus dieser Zeit etwas mitnehmen, schulisch und menschlich? Definitiv! Unser Leben, wie wir es kannten, war ein reines Geschenk und jetzt werden wir mit den Konsequenzen von Covid-19 leben müssen. Also unterstützt die kleinen Leute, welche jetzt praktisch keine Existenz mehr haben, seid glücklich, Zeit mit euren Freunden verbringen zu können, denn ihr werdet nie wissen, ob ihr sie eine lange Zeit nicht sehen werdet. Und was die Schule betrifft, kann ich sagen: macht euch Notizen im Unterricht, versucht unbedingt den Anschluss zu halten und seid vor allem immer auf Home Office vorbereitet. Findet eine gute Balance zwischen in der Schule und zu Hause arbeiten, dann fällt euch so eine „Aus“-Zeit auch nur halb so schwer.
Die Angst vor dem Alltag
– Tagebucheintrag von Fabienne Manhold –
Gestern durfte ich das erste Mal nach acht Wochen wieder zur Schule gehen. Das erste Mal nach acht Wochen war ich wieder dazu gezwungen, früh aufzustehen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Was passiert, wenn der eigentliche Alltag wiederkommt… Man darf wieder in Restaurants gehen, im Hotel übernachten , Museen besuchen, in der Stadt shoppen gehen und vieles mehr. Natürlich freue ich mich, dass der gewohnte Alltag wieder ein wenig einkehrt ist, doch ich habe auch große Angst vor der alten „Normalität“. Nicht nur, weil die Zahlen der Infizierten mit Sicherheit in die Höhe steigen wird, sondern auch, weil ich gar nicht weiß, wie ich früher den Alltag meistern konnte.
Momentan sieht meim Tag so aus: um 9 Uhr aufstehen, Schulaufgaben erledigen, kreative Hobbys ausleben, Sport machen, schlafen… Wie haben da vor acht Wochen noch der Nebenjob, Treffen mit Freunden, mehrmals die Woche Training im Verein, Familienbesuche, Geburtstagsfeiern und Ausflüge am Wochenende reingepasst? Ich freue mich zwar jetzt schon darauf, wieder mehr machen zu können, früher aufzustehen und das Gefühl zu haben, wirklich etwas an dem Tag zu schaffen, doch es wird bestimmt einige Zeit dauern, bis jeder von uns wieder seine Routine findet. Ein Tag mit Struktur, in dem man nicht einfach nur vor sich hinlebt.
Ich bin ehrlich: Zeit für meine eigene Ruhe habe ich schon längst genug gehabt und der Alltagsstress kann gerne wiederkommen. Nur ob ich vom ersten Tag an wieder alles wie gewohnt schaffe, steht in Frage. In dem derzeitigen Alltag fühlen sich lange Schulzeiten, zwei Nebenjobs in der Woche, zweimal die Woche zum Training, Auftritte und Turniere, meinen Vater und die Großeltern besuchen, Freunde treffen, etwas mit meinem Freund unternehmen, für die Schule lernen, Hausaufgaben machen und auch mal einfach nur zuhause sein, ziemlich stressig an.
Wenn jetzt innerhalb kürzester Zeit alles wieder wie vorher abläuft, kann der Kontrast nicht größer sein. Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht? Vielleicht ist der Tagesablauf von einigen Menschen momentan nicht viel anders als vor Corona. Aber bei den meisten hat sich der Alltag schon umgekehrt und man wird noch viel Stress in den Zeiten nach Corona aushalten müssen. Und was ist, wenn man nach Corona noch viel mehr zu tun hat als vor Corona?
Du bist dann eh keinen Stress oder viele Aufgaben mehr gewohnt, warst schon vorher total überfordert mit Schule und allem drum herum und hast zusätzlich noch mehr zu tun!? Aber hey, Kopf hoch. Die letzten acht Wochen waren komisch und wir haben sie schon hinter uns gebracht. Die nächsten acht Wochen werden wir auch wieder schaffen!
Eure Fabienne