Von Johan Proksch
Die Corona-Krise beschäftigt seit Anfang 2020 die ganze Welt. Mehr als 75 Millionen Menschen wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt mit dem Virus infiziert, mehr als 1,6 Millionen von ihnen starben. Weltweit wurden Reisen und Veranstaltungen abgesagt, Flugzeuge blieben am Boden und Schulen wurden zwischenzeitlich geschlossen. Die globale Wirtschaft wurde durch die Corona-Pandemie massiv beeinflusst. Auch auf den Deutschen Aktienindex und die internationalen Aktienmärkte hatte sie große Auswirkungen. Anleger verloren ihr Geld und Unternehmen ihren Platz im Leitindex.
Nachdem der DAX am 17. Februar 2020 seinen Jahreshöchststand erreicht hatte (13.795,24 Punkte) fiel er in nur einem Monat um 39 Prozent. Am 18. März hatte der DAX, bestehend aus den 30 stärksten börsennotierten Unternehmen mit 8.441,71 Punkten sein Rekordtief für dieses Jahr erreicht. Unternehmen wie SAP (-36,5 Prozent), Adidas (-43,1 Prozent) und Daimler (-49,4 Prozent) machten deutliche Verluste. Die Fluggesellschaft Lufthansa verlor sogar ihren Platz unter den 30 größten und liquidesten Unternehmen in Deutschland. Viele Experten befürchteten damals, dass der DAX noch weiter sinken würde, aber das tat er nicht. Gründe dafür waren ein milliardenschweres Rettungspaket der Bundesregierung, welches auch Mittel für Kurzarbeit beinhaltete und die „Bazooka“, die unbegrenzte Bürgschaften und Kredite ermöglichte. Diese waren vor allem für die am meisten betroffenen Freiberufler sowie mittelständische und kleine Unternehmen gedacht. Bei Betrachtung der Leitindizes anderer europäischer Länder wie Großbritannien, Spanien oder Italien fällt auf, dass sich diese bis heute nicht vollständig erholt haben, wohingegen der DAX wieder nahe dem Niveau vor der Pandemie liegt.
In den USA verlor der Dow Jones im März innerhalb von knapp drei Wochen mehr als 11.000 Punkte und stürzte ab auf 18.592 Punkte. Allerdings erholte sich der Dow Jones ziemlich schnell und kletterte bis Ende Mai wieder auf über 25.000 Punkte. Die Gründe dafür sehen Experten vor allem darin, dass die Corona-Krise nicht durch die Wirtschaft ausgelöst wurde, wie es bei anderen Krisen wie der Dotcom-Krise im Jahre 2000 oder der Bankenkrise 2009 der Fall war. Daher stiegen die Aktienkurse fast genau so rasant, wie sie gefallen waren.
Auch in den Schwellenländern hinterließ die Pandemie ihre Spuren an den Aktienmärkten. Während Brasilien mit einem Minus von über 50 Prozent besonders stark betroffen war, waren die Auswirkungen in China sehr gering. In der Volksrepublik fielen die Werte nur um maximal 20 Prozent und der Markt erholte sich sehr schnell. Unterschiede waren auch beim Umgang der Regierung mit der Pandemie zu beobachten. Während der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro lange die Auswirkungen verharmloste,riegelte China ganze Millionenstädte ab. Länder weltweit sind von Chinas Herstellung medizinischer Produkte abhängig.
Laut des Beratungsunternehmens Capco und dessen Berechnungen hat der Einbruch der Aktien durch die Corona-Krise weltweit einen Schaden von ca. 7,342 Billionen Euro verursacht. Durch den sinkenden Wert ihrer Aktien verkauften viele Anleger panisch ihre Unternehmensanteile – mit deutlichem Verlust. Viele Privatanleger sahen ihre Chance auch darin, Aktien von Top-Unternehmen zu sehr geringen Kursen zu kaufen und sie entweder bei Stabilisierung des Marktes wieder zu verkaufen oder langfristig in das Portfolio aufzunehmen. Auffällig viele deutsche Staatsbürger investierten in den DAX. Experten rieten von vorschnellen Verkäufen ab und empfahlen beispielsweise eben jene Investitionen in Unternehmen, die schon jahrelang an der Börse notiert sind und bereits einige Krisen überstanden hatten.
Denn der DAX und auch die internationalen Aktienmärkte haben bewiesen, dass sich die Märkte bis jetzt immer von Krisen erholt haben. Große Gewinnchancen hat derjenige, der sein Geld während der Krisenzeiten anlegt.
Da an der Börse mit Zukunftsperspektiven gehandelt wird, gab es eine schnelle Erholung des Marktes, denn die Anleger erwarteten eine wirtschaftlich erfolgreiche Zeit nach Corona.
Während anfangs sogar der Preis der „Krisenwährung“ Gold sank, bestätigte sich der gute Ruf mit einer Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Jahrestiefpunkt Anfang Januar.
Auch einige Betrüger wollten in der Krise Gewinn machen. Sie versuchten Anleger anzuregen, Aktien von Unternehmen zu kaufen, die angeblich Impfstoffe oder Medikamente herstellen. Damit wollten sie eine Kurssteigerung eben dieser Aktien anregen, um eigene Aktien gewinnbringend zu verkaufen.
So waren ein Lichtblick am Ende des Tunnels für viele Anleger die Pharmakonzerne.
Nach Expertenmeinung birgt die langfristige Investition in Unternehmen, die Impfstoffe entwickeln, jedoch eine gewisse Gefahr. Einerseits muss ein Impfstoff zugleich wirken und sollte dabei möglichst keine Nebenwirkungen hervorrufen. Demnach ist es sehr schwer, zu entscheiden, in welche der zahlreichen Entwickler man sein Geld investieren soll. Darüber hinaus ist ein Impfstoff für ein Unternehmen nicht langfristig gewinnbringend und daher auch nur für kurze Zeit eine Chance für Anleger. Dadurch, dass auch private Anleger in Kurzarbeit sind, stehen ihnen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, sodass sie nicht investieren können und vielmehr auf bereits angelegtes Geld angewiesen sind. Experten empfehlen jedoch die Depots nicht aus Geldnot zu verkaufen, da dies zu immensen Verlusten führen kann. Wer allerdings Geld zur Verfügung hat, ist gut beraten, während der Höhepunkte der Krise zu investieren, um nach überstandener Corona-Pandemie das finanziell Beste aus der Krise gemacht zu haben.
Die Corona-Pandemie traf alle Unternehmen im DAX, allerdings unterschiedlich schwer.
Eines der größten Opfer, das die Pandemie auf Börsenebene forderte, war die Lufthansa. Die Fluggesellschaft war seit dem Start des Deutschen Aktienindex am 1. Juli 1988 ununterbrochen unter den Top 30 Unternehmen vertreten. In Folge der Corona-Krise verlor die erstmals 1926 gegründete Lufthansa ihren Platz unter eben diesen 30 Unternehmen. Während des ersten Lockdowns wurden sämtliche Flüge gestrichen. Zur Eindämmung der Pandemie wurden außerdem weltweit Reiseverbote erteilt, was weiterhin zu deutlich sinkenden Passagierzahlen führte und damit auch zu sinkendem Umsatz. Durch diese Verluste konnte die Lufthansa die Kriterien für die Zugehörigkeit zum DAX, welche sich aus Börsenumsatz und Börsenwert zusammensetzen, nicht mehr erfüllen. Zum 22. Juni 2020 stieg die Lufthansa dann erstmalig in den MDAX, in dem mittelgroße Unternehmen gelistet sind, ab. Tausende von insgesamt 138.000 Stellen waren und sind in Gefahr. Um das Überleben der Lufthansa und die Zukunft ihrer Mitarbeiter zu sichern, schnürte die Bundesregierung ein Hilfspaket mit einem Gesamtwert von 9 Milliarden Euro. Als Gegenleistung übernahm ein staatlicher Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) 20 Prozent der Aktien des Unternehmens mit Sitz in Köln. Außerdem besetzt der Bund zwei der 20 Plätze im Aufsichtsrat. Die Aktionäre stimmten diesen Maßnahmen am 25. Juni diesen Jahres zu.
Von dem Jahreshoch des Aktienwertes mit 16,71 Euro am 02.01.2020 ist die Lufthansa auch knapp 10 Monate nach Pandemieausbruch noch weit entfernt (9,84 Euro, Stand: 15.12.2020). Auch die folgende Zeit wird schwer für die Lufthansa. Steigende Infektionszahlen und die Erklärung vieler Regionen zu Risikogebieten werden die Zahl der Reisenden nicht erhöhen, sondern eher stagnieren lassen. Eine Lösung dafür sah die Lufthansa in der Gründung einer Tochter-Airline, die Ocean. Jobs für die Ocean werden nur innerhalb der Lufthansa ausgeschrieben. Allerdings werden nur 70 Prozent-Stellen angeboten, was weniger Arbeitszeit und so auch weniger Gehalt entspricht. Mithilfe dieser Umstrukturierung soll Geld gespart werden. Die Lufthansa will die Piloten von anderen kleineren Tochter-Airlines zur Ocean überführen und sie unabhängig von vorherigen Dienstjahren mit Einsteiger-Gehalt und halbjährlicher Probezeit einstellen. Viele Experten kritisieren dieses Vorgehen und fordern von der Lufthansa dieses Programm vorerst wieder einzustellen. Durch die große Ungewissheit gibt es keine Planungssicherheit für die nächste Zeit. Je länger die Pandemie anhält, desto größer werden die Probleme der Lufthansa. Denn, wenn nicht geflogen werden darf oder die Nachfrage nach Flügen zu gering ist, werden die Flugzeuge am Boden bleiben und somit wird es schwer, die Mitarbeiter zu bezahlen. Als Folge könnten weitere Hilfspakete vom Staat notwendig werden, die höchstwahrscheinlich weiteren staatlichen Einfluss in die Geschäfte der Lufthansa zur Folge haben. Somit bleibt auch für die Lufthansa zu hoffen, dass die Pandemie mithilfe von Impfstoffen schnellstmöglich beendet wird und auf der Welt wieder normal gereist werden kann.
Neben den zahlreichen Verlierern der Covid-19-Krise gab es auch einige Gewinner, die sich durch die Krise einen Vorteil verschafften. So verdiente der New Yorker Hedgefondsmanager Bill Ackman durch die Krise 2,6 Milliarden Dollar. Zu verdanken hat er dies einem mutigen Schachzug. Er investierte in Versicherungspapiere, die ihn schützen, wenn Unternehmen zahlungsunfähig würden. Mit einer Investition von 27 Millionen Dollar ging er allerdings auch ein großes Risiko ein. Dieser Mut wurde durch den weltweiten Börsencrash belohnt. Auch Firmen, welche Produkte herstellten, die in der Pandemie besonders gefragt waren (z.B. Beatmungsgeräte) erzielten Erfolge. Selbstverständlich schafften es auch einige Pharmakonzerne, die Corona-Krise zu ihrem Vorteil zu nutzen, indem sie ankündigten, Impfstoffe zu entwickeln. Durch zahlreiche Angestellte im Homeoffice und Schulunterricht über das Internet profitierten auch Softwarefirmen und andere Unternehmen in der Tech-Branche machten deutlich mehr Umsatz. Auch Streaming-Dienste legten an der Börse zu. So zum Beispiel der US-Konzern Netflix, dessen Aktie durch die Pandemie Mitte Juni auf 493,80 US-Dollar anstieg. Weitere Gewinner waren auch viele private Aktionäre, die ihre Aktien im richtigen Moment kauften und so nach Stabilisierung des Marktes gewinnbringend verkaufen konnten.
Nach einem der größten und schnellsten Kurseinbrüche der Geschichte hat sich die Börse weltweit in Teilen wieder stabilisiert. Trotz überraschend schneller Erholung nach dem ersten Lockdown sind die Folgen für einige Unternehmen immer noch verheerend. Die Fluggesellschaft Lufthansa, aber auch andere Unternehmen aus der Reisebranche stecken immer noch mitten in der Krise und ihre Zukunft ist ungewiss. Wie in jeder Krise gab es auch Gewinner, die in dieser unvorhersehbaren Situation durch Zufall oder clevere Handlungen viel Geld verdienten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird und somit auch die Situation im Deutschen Aktienindex und an den internationalen Börsen. Aber auch viele Erfahrungen kann man aus der Pandemie mitnehmen, beispielsweise, welche Unternehmen krisen- und welche Branchen zukunftssicher sind.