CREATiVE SPACE, OUT NOW

„Vor Weihnachten, nach Weihnachten, sei zu Hause.“

Die Familie von Sofija stammt aus Mazedonien. Sie ist Schülerin der Gesamtschule Hardt und Teilnehmerin des CREATiVE SPACE. Hier schreibt sie über die Traditionen rund um Weihnachten und andere Feiertage in Mazedonien.
Der Tag vor Weihnachten wird in Mazedonien als „Badnik“ bezeichnet. Das Wort „Badnik“ stammt wahrscheinlich aus dem Altslawischen und bedeutet wachsam zu sein. An diesem Tag werden traditionell Zweige von Eichenholz geschnitten und damit das Zuhause geschmückt. Der Badnik-Zweig symbolisiert Gesundheit, feiert das Leben und das ewige Glück. Eichenholz galt immer als das widerstandsfähigste und langlebigste Holz.
Es ist Brauch, dass Kinder am Morgen von Badnik von Haus zu Haus gehen und traditionelle Badnik-Lieder singen, um die Nachricht von Christi Geburt zu verbreiten. Die Kinder erhalten Geschenke von den Gastgebern als Symbol für die Geschenke, die die Weisen zu Jesus Christus brachten.
Mit diesem Tag beginnen die Weihnachtsfeierlichkeiten. Am Abend vor Weihnachten, an Badnik, enden die Adventsfasten. In der Fastenzeit soll man Buße tun, beichten, die Seele erleichtern und sich reinigen. Es ist nicht ratsam zu fasten, wenn man wütend ist oder Streit hat. Die Fastenzeit erfordert Vergebung und ein reines Herz.
Die Weihnachtsfasten in Mazedonien dauern vom 28. November bis zum 7. Januar. Es ist eine Zeit der Hingabe und Spiritualität, in der Gläubige 40 Tage lang auf Fleisch und tierische Produkte verzichten (vegan). Die Fastenzeit bedeutet nicht nur körperliche Enthaltung, sondern auch spirituellen Reichtum, der Gebet, Reflexion und Wohltätigkeit umfasst. Es ist eine Zeit der Selbstfindung und Vorbereitung auf die Geburt Jesu Christi.
Am ersten Tag von Weihnachten, dem 7. Januar, läuten morgens die Kirchenglocken, die Menschen nehmen an der festlichen Morgengottesdienst in den Kirchen teil und diejenigen, die gefastet haben, nehmen am Ende des Gottesdienstes die Kommunion mit einem Schluck Wein und einem selbstgebackenen Brot ein, das von den Omas und Frauen der Stadt liebevoll vorbereitet wurde.
Es ist Brauch, sich an Weihnachten mit „Christus ist geboren“ („ Христос се роди „) zu grüßen und mit „Wahrhaftig ist er geboren“ („Навистина се роди“)zu antworten. Weihnachten ist ein Fest, bei dem die ganze Familie zusammenkommt, und es wird gesagt: „Vor Weihnachten, nach Weihnachten, sei zu Hause.“ („Пред Божиќ, зад Божиќ дома да си“ ).

Ein weiteres wichtiges religiöses Fest in Mazedonien ist Ostern. Am Gründonnerstag, vor Sonnenaufgang, färbt jemand in der Familie, meistens die Mutter oder die Großmutter, traditionell drei Eier rot. Das erste Ei wird bis zum nächsten Ostern aufbewahrt, und das alte Ei wird für das Glück der Familie vergraben. Das rote Ei symbolisiert das Blut Christi und das Ei steht für das Leben.
Es ist Tradition, alle Eier rot zu färben, aber die heutigen Generationen färben auch in anderen Farben. An Ostern besuchen Verwandte und Freunde, die Snacks vorbereitet haben, besucht. Bevor sie gehen, wird jedem Gast ein Ei gegeben.
Am Abend des Karfreitags geht man in die Kirche, wo die Menschen zusammenkommen und die Liturgie bis spät in die Nacht hören. Um Mitternacht schlagen die Menschen die Eier aneinander und essen das Ei, mit dem das 40-tägige Fasten endet.
In der orthodoxen christlichen Tradition markiert der Gründonnerstag (13. April) das letzte Abendmahl, der Karfreitag (14. April) den Tag der Kreuzigung und den Tod von Jesus Christus, und der Karsamstag (15. April) ist die Zeit seiner Ruhe im Grab. Ostern (16. April), das am Ostersonntag gefeiert wird, ist der Tag der Auferstehung Jesu Christi und gilt als wichtigster christlicher Feiertag.
In Deutschland können wir leider nicht mit der Familie feiern, da sie in Mazedonien ist. Um es hier dennoch schön zu gestalten, bereiten wir alles so vor wie früher, als wir dort noch gelebt haben, und telefonieren mit der Familie. Es ist nicht so wie früher, aber es ist das Beste, was wir tun können. Manchmal nutzen wir die Weihnachtsferien, um dorthin zu fahren und dort festlich zu feiern. Ostern mit der Familie zu Hause zu feiern ist leider nicht möglich, da die Ferien nicht zusammenfallen.