Nachhaltigkeit – noch nie haben wir dieses Wort so häufig gehört wie in den letzten vier Jahren.
Der Duden definiert das Wort Nachhaltigkeit so: Ein „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann.“, das klingt erstmal einleuchtend. Doch wie ernst nimmt die Politik, die Gesellschaft oder die Wirtschaft das Thema Nachhaltigkeit?
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sprach in seiner Eröffnungsrede auf der Pressekonferenz nach der Veröffentlichung des sechsten Berichts des Weltklimarats (IPCC) über die Auswirkungen des Klimawandels im vergangenen Monat, er fügte hinzu: „Ich habe in meinem Leben schon viele wissenschaftliche Berichte gesehen, aber keinen wie diesen“.
Damit spricht er das an, was auch viele Schülerinnen und Schüler denken, nicht nur die von Fridays for Future, sondern alle. Denn jedem Jugendlichen, der die Schule besucht, wird früher oder später das Thema Nachhaltigkeit über den Weg laufen.
„Der heutige IPCC-Bericht ist ein Atlas des menschlichen Leids und eine vernichtende Anklage gegen die verfehlte Klimapolitik. In diesem Bericht wird eine Tatsache nach der anderen aufgezeigt, wie die Menschen und der Planet durch den Klimawandel in Mitleidenschaft gezogen werden.“, so Guterres weiter. Nicht negieren kann man nämlich die Tatsache, dass fast die Hälfte der Menschheit gerade jetzt in einer Gefahrenzone lebt, denn für viele Ökosysteme gibt es kein Zurück mehr. Die unkontrollierte Verschmutzung durch Kohlenstoff führt die Schwächsten der Welt auf einen Zwangsmarsch ins Verderben – jetzt. Die Fakten sind unbestreitbar; dieser Verzicht auf Führung ist kriminell“, fuhr er fort.
Im Sommer 2018 kam „Bewegung“ in die Klimaschutzdebatte, als sich die schwedische Schülerin Greta Thunberg statt zur Schule zu gehen vor den schwedischen Reichstag setzte und ihren Klimastreik begann. Am 15. März 2019 fand der erste global organisierte Protesttag der nun gegründeten Bewegung Fridays for Future (FFF) statt. Die eigene Betroffenheit durch die absehbaren Folgen des Klimawandels in der nahen Zukunft mobilisiert gerade Jugendliche, denn sie werden die Versäumnisse der Gegenwart vor allem zu tragen haben.
An meiner Schule, der Gesamtschule Hardt wird das Thema Nachhaltigkeit sehr intensiv besprochen, nicht nur im Unterricht, sondern gerade in dem Erasmus-Projektkurs. Wo Schülerinnen und Schüler sich Gedanken über ihren Konsum um machen und sich aktiv Projekte für die Schulgemeinde überlegen, um ihre Mitschüler:innen auf das Thema aufmerksam zu machen und sie zu sensibilisieren.
Fast-Fashion ist gerade ein großes Thema, immer neue Trends und Kollektionen, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt kommen. Neuer Trend oder neue Kollektion, bedeutet neue Kleidung, bei der wir die „alte“ Kleidung nicht mehr tragen, sie vergessen. Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hat sich die globale Kleidungsproduktion von 2000 bis 2015 mehr als verdoppelt. Außerdem kaufen Verbraucher:innen in Deutschland im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahre, davon werden 40 Prozent der gekauften Klamotten nie oder nur selten getragen und der europaweite Konsum beträgt in einem Jahr 15 Kilogramm pro Kopf, so das Bundesministerium weiter.
Da man diese Fakten nicht negieren kann, hat sich eine Gruppe von Schülerinnen in dem Projektkurs überlegt einen Kleidertausch in den Pausen anzubieten. Damit die anderen Schüler:innen nicht immer neue Kleidung kaufen, sondern Anfang darüber nachzudenken ihre Klamotten mit Anderen zu tauschen, weil das „Alte“ eben auch cool und ein wiederkehrender Trend sein kann.
Das dieses Thema ein gesamtgesellschaftliches ist, wurde auch beim Debatten-Wettbewerb der Rheinischen Post und dem Chemiekonzern Evonik klar, denn dort wurde im Halbfinale über die Frage debattiert „Sollen die Bürgerinnen und Bürger für das Klima auf Konsum verzichten?“ und in der Final-Debatte lautete die Frage „Soll Nachhaltigkeit im Interesse der zukünftigen Generationen ins Grundgesetz?“. Die Kontra-Seite beantwortete die Final-Frage, so dass Nachhaltigkeit in seiner Relevanz nicht vergleichbar mit anderen verankerten Themen im Grundgesetz sei und das eine solche Entscheidung nicht dem Willen der Allgemeinheit entsprechen und es dementsprechend zu Konflikten führen könnte. Die Pro-Seite konterte „Nachhaltigkeit ist das ökologische, politische und ökonomische Gebot der Stunde“ und Gütesiegel waren zu oft ohne klare Vorgaben, Nachhaltigkeit aber stehe im absoluten Gemeinschaftsinteresse und sei ein wichtiges Zukunftsziel, das auch noch nachfolgende Generationen betrifft und beschäftigen wird. „Politik muss den Pfad vorgeben, auf dem wir wandeln, denn gerade Deutschland habe eine Vorbildfunktion für die gesamte Welt und diese Entscheidung würde weiterführend das Vertrauen in die Gesetzgebung stärken. (Das große Debatten-Finale)
Es wird also deutlich, dass uns dieses Thema nicht nur bekannt, sondern vertraut sein sollte, denn den Klimawandel erleben wir alle mit, ihn kann man nicht leugnen.
Wir sollten uns vielleicht gerade heute die Zeit nehmen, am „World Earth Day“ zu reflektieren.
Wie viel konsumieren wir? Brauchen wir so viel? Achten wir beim Einkaufen eigentlich darauf, was genau wir kaufen? Was bedeutet Nachhaltigkeit für einen selbst?
Fragen über die es sich lohnt Gedanken zu machen, denn dieses Thema wird uns noch lange beschäftigen und es wird immer mehr Aufmerksamkeit bekommen.