
Von Elif Koca – Die Eskalation im Nahen Osten zählt zu den komplexesten und gewaltsamsten politischen Auseinandersetzungen unserer Zeit. Geprägt von historischen Entwicklungen, religiösen Spannungen, territorialen Ansprüchen und internationalen Interessen, hat der Konflikt weitreichende Auswirkungen – nicht nur für die direkt betroffenen Menschen, sondern auch für die globale Politik.
Die aktuelle Lage im Gazastreifen
Am 7. Oktober 2023 begann mit dem Großangriff der Hamas auf Israel ein neuer, besonders gewaltvoller Abschnitt im Nahostkonflikt. Über 1.000 Menschen wurden in Israel getötet, und Hunderte Geiseln nach Gaza verschleppt (1). Der Angriff löste eine massive Militäroperation Israels aus, die sich schnell zu einem langanhaltenden Krieg in Gaza entwickelte. Was als Verteidigungsmaßnahme begann, führte in kürzester Zeit zu einer der schwersten humanitären Krisen der Gegenwart. Bis heute sind laut der UN-Koordination für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) seit dem 7. Oktober mindestens 59.000 Palästinenser getötet worden (2).
Zehntausende gelten als vermisst oder verwundet. Die Infrastruktur in Gaza – vor allem Schulen, Krankenhäuser und die Wasserversorgung – ist weitgehend zerstört. Die UN unterhielt in Gaza bis Mai 2025 rund 400 Stellen für humanitäre Hilfe. Israel hat das UN-Hilfswerk UNRWA offiziell verboten. Seit dem dürfen nur noch vier Verteilzentren der „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF) aktiv sein. Laut UN wurden in diesen Zentren über 1.000 hilfesuchende Menschen getötet (3). Das Welternährungsprogramm warnt, dass ein Drittel der Bevölkerung in Gaza (700.000 Menschen) seit mehreren Tagen nichts mehr gegessen hat (4).
Schon Anfang 2024 beantragte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag Haftbefehle gegen führende Vertreter der israelischen Regierung – wegen möglicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Während Israel die Vorwürfe zurückweist, wächst die internationale Kritik am israelischen Vorgehen.
Seit 2024 haben mehrere europäische Staaten – darunter Spanien, Norwegen und Irland – Palästina offiziell als Staat anerkannt. Auch Frankreich, England und Kanada kündigten eine Anerkennung für September 2025 an. Aufgrund der wachsenden Kritik am israelischen Vorgehen kündigte die Bundesregierung Anfang August 2025 erstmals Einschränkungen bei Waffenexporten nach Israel an. Zudem besteht seit 2024 eine laufende Klage gegen Deutschland vor dem IGH wegen mutmaßlicher Beihilfe zum Völkermord aufgrund der Waffenexporte.
Um die aktuelle Eskalation besser einordnen zu können, ist ein Blick auf die historischen Wurzeln des Nahostkonflikts unerlässlich. Die Entwicklungen seit 1948 prägen bis heute das Verhältnis zwischen Israel und Palästina.
Ein Dossier von Elif Koca aus der Standpunkt-Redaktion:
Elif Koca
Quellen
- Foundation of Middle East Peace – Comprehensive Settlement Population 1972–2011
- Bundeszentrale für politische Bildung – Geschichte Palästinas
- Deutschlandfunk – Gazastreifen: Entstehung, Geschichte, Konflikte
- Wikipedia – UN-Teilungsplan für Palästina, Israelische Siedlungen
- Washington Post – Iranian Support for Hamas
- TRT Global – Geschichte des Gazastreifens
Fußnoten:
1 https://www.kas.de/de/angriff-auf-israel
2https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1417316/umfrage/opferzahlen-im-terrorkrieg-der-hamas-gegen-israel/
3 https:www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/gaza-bericht-ghf-entmenschlichung https:/www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/gaza-lebensmittelvergabe-ghf, https://trt.globaldeutsch/article/ca2721d85509
4 taz.dehttps://taz.deHunger im Gaza-Streifen:„Es entfaltet sich das Worst-Case-Szenario“
