Donald Trump wurde zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Und das mit einem deutlichen Vorsprung vor Hillary Clinton: Trump sind im Electoral College, das den Präsidenten formal wählt, etwa 290 von 270 nötigen Stimmen sicher, Clinton nur 228. Die Demokratin liegt zwar USA-weit mehr als 221.000 Stimmen vor Trump, das komplexe Wahlsystem beschert dem Republikaner trotzdem den Sieg.
Der Einzug eines unerfahrenen Rechtspopulisten ins Weiße Haus war der Albtraum nicht nur europäischer, sondern auch kanadischer, australischer, japansicher oder mexikanischer Politiker. Kurzum: Die westlich geprägte Welt fürchtet den neuen US-Präsidenten Trump, weil der zunächst für Ungewissheit, Unberechenbarkeit und Unerreichbarkeit steht. Kaum jemand im politischen Berlin kennt Trump oder seinen Beraterkreis, „Hat jemand mal ́ne Nummer?“, kann man förmlich in Berlin fragen hören. Fest steht: Trump ist eine Bedrohung für den Zusammenhalt und die Stabilität internationaler Bündnisse und eine Herausforderung für Europa, insbesondere für Deutschland. Sein Sieg ist ein Schock. Noch nie fielen Reaktionen auf ein demokratisches Wahlergebnis in einem westlichen Land derart fassungslos aus. Doch Trumps Sieg ist auch eines: Ein logischer Schluss.
„America First“ – das ist Trumps Motto in der Außenpolitik. Und innenpolitisch? „Jobs first“ – und genau das bescherte ihm den Wahlsieg.
Entscheidend für den Erfolg des Donald Trump ist die schweigende weiße Mehrheit der amerikanischen Mittelschicht. In Umfragen im Vorfeld der Wahl schien Hillary Clintons Sieg schon beinahe eine Selbstverständlichkeit, sie führte alle Meinungsumfragen an, die E-Mail-Affäre konnte ihr offenbar nichts anhaben. Doch dann kam am Wahltag bekanntlich alles anders. Das liegt daran, dass sich viele Amerikaner, die Trump insgeheim unterstützt haben, bei den Wählerbefragungen entweder nicht teilgenommen oder falsche Auskünfte aus Angst vor Repressalien oder gesellschaftlichem Druck erteilt haben. Öffentliche Unterstützung für Donald Trump war polarisierender als jene für Clinton.
Eine CNN-Umfrage zeigte zudem, dass sich 38% vom nächsten Präsidenten vorrangig „Wandel“ (change) erhofften, nur 22% verlangten „Erfahrung“ (experience) vom Nachfolger Barack Obamas. Das deutete eindeutig auf Trump hin, denn Hillary Clinton verkörpert für viele Amerikaner das abgehobene Washingtoner Establishment, ihre 30 Jahre in der Politik standen für alles andere als Wandel. Trump warf dies völlig um: Keine Erfahrung in öffentlichen oder gewähren Ämtern und eine Hoffnung auf Wandel, die mit ganz anderer Tonalität daherkam als das „bekannte Angebot“ aus Washington.
Die weiße Mittelschicht bestimmt weiterhin entscheidend mit
Ein dritter wichtiger Faktor ist die Wählerzusammensetzung: Bei der US-Wahl waren 70% der Wahlberechtigten „weiß“ (white); Latinos, Afro-Amerikaner und Minderheiten wie Homosexuelle oder Asiaten machten zusammen etwa 30 Prozent aus. Die weiße mittelständische Wählerschicht ist Trumps Klientel: Von der etablierten Politik verlassen, häufig arbeitslos, nicht mehr als ein High School- Abschluss, abgehängt – viele Wähler der Bundesstaaten im mittleren Westen passen auf dieses Profil. Trump sprach die Angst der Menschen vor der Gegenwart und ihre Sorgen vor der Zukunft direkt an und nutzte sie für seine Zwecke. Hillary Clinton hat sich zu sehr darauf verlassen, dass in traditionell oder eher demokratischen Staaten wie Pennsylvania oder Michigan die Menschen auf ihre Person setzen, in Michigan hatte sie während des gesamten eineinhalbjährigen Wahlkampfes nicht einen Auftritt. Gerade dort, im sogenannten „rust belt“, dem „Rostgürtel“, blühte einst die amerikanische Eisen- und Stahlindustrie, viele tausend Arbeitsplätze gingen dort in der Vergangenheit verloren.
Auf den Straßen Berlins antworten die Menschen nach ihrer Meinung zum Wahlergebnis gefragt oft mit: „Frischer Wind tut gut.“ Das dürfte die schweigende Mehrheit der Amerikaner genauso sehen.
Foto: Gage Skidmore