Die Wahlnacht ist das herbe Ende eines zermürbenden Wahlkampfes. Es wäre nicht übertrieben, den Tag als eine tiefe Zäsur für die Welt zu beschreiben. Damit ist auch der 9. November um ein historisches Datum reicher. Heute vor 27 Jahren fiel die Mauer in Berlin. Hoffnung und Erleichterung verbinden sich mit dem Tag, an dem sich Deutschland nach Jahren der Spaltung wiedervereinte. Ein Neuanfang für Deutschland. Auch für die USA ist dieser Tag ein Neuanfang – keineswegs jedoch ein hoffnungsvoller. Minderheiten müssen mit weitreichenden Folgen rechnen. Noch in der Nacht meldet die kanadische Einwanderungsbehörde eine Überlastung ihrer Server.
Die Nation des „American Dream“ ist gespalten wie nie. Ebenso schwere Folgen dürfte eine Präsidentschaft Trumps für Europa und den Rest der Welt haben. Zusammenarbeit mit einem populistischen, diffamierenden US-Präsidenten? Was noch vor Wochen unmöglich schien, wird durch die Wahl Trumps zu einer unfreiwilligen Notwendigkeit. Denn eine internationale Zusammenarbeit ohne die USA wird mittel- wie langfristig nicht funktionieren. Wie die nächsten vier Jahre unter dem republikanischen Präsidenten aussehen werden, ist noch nicht abzusehen. Grund zur Hoffnung bietet letztlich aber ausgerechnet das politische System, das einen Präsidenten Trump erst ermöglicht hat. Wenngleich das befürchtete Horrorszenario eingetreten ist, in dem sowohl Präsident als auch Kongress in republikanischer Hand liegen, so hat auch ein Trump nicht alle Vollmachten. Da wäre vor allem die Ablehnung in den eigenen Parteireihen, die es Trump erschweren dürfte, die radikalsten seiner Vorhaben durchzusetzen. Nun liegt es in der Pflicht der republikanischen Basis, seine Machtposition im Kongress zugunsten einer Bändigung ihres Präsidenten einzusetzen. Das Land und viel mehr noch seine Nachbarn stehen vor schweren Zeiten.