Europa lebt von Gegensätzen und Vielfalt. Klima und Umweltschutz, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft und Beschäftigung, Migration und Chancengleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie – das sind Themen, die jeden einzelnen in Europa unterschiedlich betreffen. Damit dies Europa nicht trennt, braucht es Verständnis und Kompromissbereitschaft und keine Abgrenzung. Aber wie sieht es aus mit den Ansprüchen, die sich die EU auf die Fahne schreibt? Kommen sie bei den Menschen an oder bleiben sie nur Vereinbarungen auf dem Papier?
Europa oder EU?
Um herauszufinden, was man als junger Europäer von Europa erwartet und wie man in Zukunft in Europa leben will, muss man seinen Ursprung, seine Geschichte und Bedeutung kennen. Europa ist ein Kontinent und die Europäische Union ein Staatenverbund. Europa hat 46 Staaten aber nur 27 davon sind Mitglied in der EU.
Von der Wirtschaftsgemeinschaft zur Union.
Die Europäische Union gibt es seit 1992. Entstanden ist sie durch die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) und EURATOM, die europäische Atomgemeinschaft. Daher liegen die Anfänge der EU schon in den 1950er Jahren, als die EWG gegründet wurde.
In Frieden zusammen leben.
Die Schaffung der Europäischen Union hatte zum Ziel, den zahlreichen Kriegen zwischen den Nachbarländern, die im Zweiten Weltkrieg mündeten, ein Ende zu setzen. Seit dem Jahr 1950 beginnt mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl die wirtschaftliche und politische Vereinigung der europäischen Länder zur Sicherung eines dauerhaften Friedens.
Gemeinsam handeln und gerecht verteilen.
Die ersten Errungenschaften der EU war die Abschaffung der Zölle auf den Handel zwischen den EU-Mitgliedstaaten und die gemeinsame Organisation von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, um alle Bürger ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen. Ziel war auch die Bereitstellung von Geldern für ärmere Mitgliedstaaten, um Infrastrukturen aufzubauen und Arbeitsplätze zu schaffen. In den 1970er Jahren werden die Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung verstärkt und die EU erlässt Vorschriften zum Schutz der Umwelt und führt das Verursacherprinzip ein. Im Jahr 1993 ist der Binnenmarkt vertraglich abgesichert und ermöglicht den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital. Auch im Bereich Umwelt, Sicherheit und Verteidigung kann Europa jetzt gemeinsam handeln.
Freiheit und ‚grenzenlos’ reisen.
Im Jahr 1995 dient ein kleines Dorf in Luxemburg als Namensgeber für die Übereinkommen von Schengen, die Reisenden die Möglichkeit geben, die Grenzen ohne Passkontrolle zu überqueren. Millionen junger Menschen studieren mit Unterstützung der EU in anderen Ländern.
Menschenrechte und Meinungsfreiheit achten.
In den letzten Jahrzehnten führten jedoch Unruhen und Kriege in verschiedenen Ländern dazu, dass viele Menschen aus ihrer Heimat fliehen müssen und in Europa Zuflucht suchen. Die EU steht vor der Herausforderung, sich um sie zu kümmern, ihr Wohlergehen zu wahren und ihre Menschenrechte zu achten.
Gemeinsam Verantwortung tragen.
Auch die COVID-19-Pandemie hat eine schwere Krise des öffentlichen Gesundheitswesens und einen beispiellosen Konjunkturrückgang ausgelöst. Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen zusammenarbeiten, um die Gesundheitssysteme zu unterstützen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Um den Wirtschaft wieder anzukurbeln, haben die Staats- und Regierungschefs das größte Konjunkturpaket beschlossen, das jemals aus dem EU-Haushalt finanziert wurde: Es beinhaltet unter anderem die Klimaneutralität der EU bis 2050 vor.
Die Zukunft Europas mitgestalten!
Europa lebt von Gegensätzen und Vielfalt. Klima und Umweltschutz, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft und Beschäftigung, Migration und Chancengleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie – das sind Themen, die jeden einzelnen in Europa unterschiedlich betreffen. Damit dies Europa nicht trennt, braucht es Verständnis und Kompromissbereitschaft und keine Abgrenzung.
Diese Herausforderungen können nur gemeistert werden, wenn man die Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche der Menschen kennt und ihnen zuhört. Nur so kann Europa eine soziale Gemeinschaft werden. Ein Europa, dem man nicht nur zusehen darf, sondern das man mitgestalten kann.
Ich wünsche mir ein Europa, in dem die Europa nicht nur von EU-Politikern vorgelebt und geplant wird, sondern von EU-Bürgerinnen und Bürgern belebt wird.
Ich wünsche mir ein Europa, in dem weitsichtig über Zukunftsthemen diskutiert, gestritten und debattiert und nicht nur kurzsichtig nach wirtschaftlichen Interessen entschieden wird.
Ich wünsche mir ein Europa, in dem EU-Bürgerinnen und Bürger leidenschaftlich für ihre Gemeinschaft eintreten können und nicht nur EU-Politikerinnen und Politiker distanziert ein Projekt verwalten.
Ich wünsche mir ein Europa, das Vielfalt und Individualität zulässt und auch die Werte lebt, die es sich auf die Fahne schreibt.