In eigene Sache: Zwischen Schulstress und stiller Einsamkeit – Was Jugendliche wirklich brauchen

In eigener Sache zu berichten, fällt uns als Schülerzeitungsredakteure häufig schwer. Wir wollen ja Distanz wahren zu den Themen, über die wir schreiben, wollen unvoreingenommen und objektiv sein. Wenn es um uns selbst als SchülerInnen geht, ist das eine Herausforderung. Doch wer sollte über unsere eigenen Anliegen und über die Schule aus unserer Perspektive berichten, wenn wir es nicht selbst tun? 

Endlich Ferien – und zwar sowas von verdient!
Monatelang Schule, Prüfungsstress, Dauer-Druck – und jetzt einfach mal nix tun. Durchatmen. Schlaf nachholen. Kopf frei kriegen. Klingt easy, oder? Nur: Viele Erwachsene checken gar nicht, wie sehr Schule heute auf die Psyche geht. „War bei uns früher auch so“, heißt’s dann. Klar, nur halt nicht mit Insta, Klimaangst und ständigem Leistungsdruck on top. Wie krass viele Jugendliche strugglen, zeigt der Fluter-Artikel „Comfort Food“. Darin geht’s um Mental Health Coaches, die an Schulen unterwegs sind.

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Was viele Erwachsene einfach nicht checken: Schule heute ist nicht mehr nur Mathe, Vokabeln und Hausaufgaben. Für viele ist sie ein Ort, an dem sie sich ständig beweisen müssen, wo sie funktionieren sollen – auch wenn’s innerlich schon längst kracht. Das sieht man nicht immer, aber es ist da. Im Fluter-Artikel „Comfort Food“ geht’s genau darum: Um Mental Health Coaches, die an Schulen helfen sollen, bevor es zu viel wird. Und das ist so wichtig – weil’s immer mehr Jugendliche gibt, die einfach am Limit sind.

Jeder kennt’s: Schule stresst, Zukunft ungewiss, Welt brennt. Kein Wunder, dass viele von uns manchmal einfach nur sagen wollen: „Leute, lasst mich alle in Ruhe!“ Aber vielleicht geht’s nicht nur ums Davonlaufen. Vielleicht geht’s auch darum, wie wir mit dem ganzen Chaos umgehen – und was wir daraus machen.

Der Kinder- und Jugendpsychiater Jakob Hein hat im Interview mit fluter ziemlich deutlich gemacht: Das Sprichwort „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker“? Voll daneben. Denn es tut oft eben doch weh – und zwar richtig. Aber Hein sagt auch: Herausforderungen gehören dazu. Und sie können uns echt weiterbringen – wenn wir lernen, wie wir mit ihnen umgehen. Hein kritisiert, dass die Schule uns zwar beibringt, Gedichte auswendig zu lernen und Formeln zu pauken, aber kaum, wie man Probleme wirklich löst. Am Ende wissen viele nur: „Ich bin gut in Bio und Sport.“ Aber was bringt uns das, wenn im echten Leben eher Dinge wie Flexibilität, Selbstvertrauen und die Fähigkeit, mit Rückschlägen klarzukommen gefragt sind?

Studien zeigen: Die Mehrheit von uns glaubt, dass es uns mal schlechter gehen wird als unseren Eltern. Nicht gerade motivierend, oder? Gerade wenn man hört, dass Jobs allein oft nicht mehr reichen, um wirklich was aufzubauen – außer man hat ein fettes Erbe am Start.


Hein erzählt aus seiner Praxis, dass viele Jugendliche mit Ängsten zu kämpfen haben – oft ausgelöst oder verstärkt durch die großen Krisen da draußen: Klimawandel, Kriege, Zukunftsangst. Und ja, das fühlt sich manchmal einfach überwältigend an. Angst ist an sich normal, klar. Aber wenn sie uns lähmt, wird sie zum echten Problem. Denn je öfter wir vor Herausforderungen kneifen, desto größer wird die Angst vor dem nächsten Mal.
Was also tun? Hein sagt: Resilienz – also psychische Widerstandskraft – kann man lernen. Am besten, wenn man schon früh merkt: Es ist okay, wenn mal was schiefläuft. Wichtig ist, dass man sich trotzdem wieder aufrappelt. Dazu braucht’s aber oft mehr als nur guten Willen. Eine unterstützende Familie, gute LehrerInnen oder ein Umfeld, das einem was zutraut, helfen enorm.

Hein beobachtet auch Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen im Umgang mit Herausforderungen. Viele Jungs testen ihre Grenzen auf die harte Tour – riskant fahren, saufen, sich selbst schaden. Mädchen dagegen stehen oft unter dem Druck, möglichst „perfekt“ zu sein – hübsch, hilfsbereit, angepasst. Beides ist gesellschaftlicher Bullshit, der eher einengt als hilft.

Also: Was nehmen wir mit? Herausforderungen werden nie ganz verschwinden – aber wir können lernen, mit ihnen umzugehen. Nicht durch „Augen zu und durch“, sondern durch echtes Ausprobieren, durch Fehler machen und daraus lernen. Und durch ein Umfeld, das uns nicht fertig-, sondern starkmacht.
Und vielleicht ist es ja wirklich so: Je öfter wir etwas zum ersten Mal tun – auch wenn’s uns Angst macht –, desto weniger schreckt uns das nächste Mal ab. Kann man schaffen. Muss man aber nicht allein.
Denn: Jeder Fünfte zeigt laut Studien psychische Auffälligkeiten. Und das nicht erst seit Corona. Social Media, Kriege, der Druck in der Schule – das alles knallt richtig rein. Viele Schüler*innen reißen sich den Arsch auf, lernen wie verrückt – und im Test? Komplett Blackout. Frust pur.

Aber es geht noch tiefer. Der Artikel „Suchen“ zeigt, wie sich Einsamkeit anfühlen kann. Und zwar nicht nur dann, wenn man wirklich allein ist, sondern auch mitten unter Leuten. In der Schule, im Bus, beim Scrollen durch Insta. Wenn du siehst, wie alle scheinbar das perfekte Leben haben – und du sitzt zu Hause und fragst dich: Warum klappt das bei mir nicht?

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Das Ding ist: Viele von uns fühlen sich lost. Emotional überfordert, unsicher, nicht genug. Und oft gibt’s niemanden, bei dem man wirklich drüber reden kann. Die einen erzählen von Depressionen, die anderen von Freundschaften, die es nie in echt gibt – nur online. Und alle sagen dasselbe: Ich will gesehen werden. Verstanden werden. Nicht allein sein. Mental Health Coaches können da echt was bewegen. Einfach weil sie zuhören. Nicht bewerten. Da sind. So was bräuchte es viel öfter – in jeder Schule. Nicht nur wegen der paar, die schon strugglen, sondern damit’s gar nicht erst so weit kommt.

Was beide Artikel richtig gut zeigen: Es geht nicht nur um Noten oder Leistungsdruck. Es geht um echte Gefühle, um das, was oft niemand sieht. Und das darf kein Tabu mehr sein. Es muss okay sein, zu sagen: „Ich fühl mich scheiße.“ Oder: „Ich brauch Hilfe.“
Wenn du wissen willst, wie sich Einsamkeit wirklich anfühlen kann – lies den Fluter-Artikel „Suchen“. Drei Jugendliche erzählen da ehrlich, was in ihnen abgeht. Und du merkst schnell: Du bist nicht allein damit.

Hier geht’s zum ganzen Artikel über Einsamkeit und was sie mit uns macht: 
Suchen – Drei Jugendliche erzählen, wie sich Einsamkeit anfühlt
(Fluter „Identität“, März 2025, Protokolle von Erik Hlacer – Lizenz: CC-BY-NC-ND-4.0-DE)
Comfort Food – Sorgen, Ängste und Stress nehmen zu. Mental Health Coaches sollen helfen. Erschienen in: Fluter „Schule“, März 2025, Text: Luise Land.  

Quellen & Empfehlungen:
– Interview mit Jakob Hein im fluter Nr. 90
– Studien zur Jugend und Zukunftsangst z. B. Shell-Jugendstudie 2021
– Infos zu Resilienz und psychischer Gesundheit bei Jugendlichen: z. B. bpb.de oder jup.berlin