Die Bedeutung von Klassische Musik in der Gesellschaft als Hochkultur nimmt seit längerem ab. Es gibt viele Innovationen im Musik- und Konzertwesen, die die Bedeutung von Klassischer Musik in der Gesellschaft verstärken sollen, indem sie Beziehungen und Anlässe zur Kommunikation und Interaktion schaffen.
Musik kann ein Netzwerk von Beziehungen zwischen MusikerInnen, Zuhörenden und Teilnehmenden sein, in dem alle miteinander kommunizieren und interagieren.
Der Musikwissenschaftler- und ethnologe Christopher Small beschreibt seinen Musikbegriff „Musicking“ und damit eine Tätigkeit: „Music is not a thing at all but an activity, something that people do.“
Konzert-Projekte wie „Tänze der Welt“ stiften Beziehungen zwischen Musiken, Musizierenden und Publikum und intensivieren und verfeinern sie.
Das Projekt des Sinfonieorchesters Opus 125 e.V. versteht sich wie ein Labor, das mit einem neuen Konzertformat und Angeboten zur aktiven Teilnahme ästhetische Erfahrungen ermöglicht. Es bietet Treffpunkte für SchülerInnen und MusikerInnen zwischen Musik und Lebenswelt. Im Dialog mit und über Musik und den Mitmenschen kann ein tieferes Verständnis von Musik entwickelt werden.
Die Zusammenarbeit mit SchülerInnen, Studierenden und MusikerInnen haben das Ziel, musikalisch-ästhetische Erfahrungen zu initiieren, genauer: in künstlerischen Kontexten Musik berührbar zu machen und Menschen zu berühren. Durch die künstlerischen Handlungen und Hörangebote können die Teilnehmenden das Musikalische in ihnen und die Bedeutung von Musik für das Leben der Menschen entdecken. Details zur Umsetzung und den Workshops im Rahmen des Projektes hier.
Musik vermittelt – Musik vermitteln
Das Projekt ist als eine außerschulische Musikvermittlung, das von der Nachhaltigkeit des Schlüsselerlebnisses im Konzert als Gemeinschaftserlebnis profitiert. Außergewöhnliche und außerschulische Projekte bleiben in der Erinnerung eher haften als kontinuierlicher Unterricht. Das Projekt kann als außerschulische Musikvermittlung nur Impulse setzen, und kann keine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Klassischer Musik bieten, ist aber kein Ersatz für musikalische Bildung an Schulen und Musikschulen.
Der sprunghafte Anstieg von Musikvermittlungsprojekten steht im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Veränderungen. Der Rückgang und die Überalterung des Konzertpublikums, ein erweiterter Kulturbegriff und neue Kulturfördermodelle fordern kulturelle Teilhabe, um Subventionen für Orchester und Oper zu legitimieren.
Musikvermittlungsprojekte wie „Tänze der Welt“ werden unter anderem vom Verein der Freunde und Förderer der Musik e.V. und der Elfriede Kürbel Stiftung gefördert.
Angesichts der Umwälzungen im Musikleben mussten sich Ende der 1990er Jahre viele Orchester und Ensembles mit der Frage beschäftigten, wie sie Klassische Musik ‚vermitteln’ können. Damit wurde etwas bis dahin Selbstverständliches zur neuen Aufgabe. Wenn eine Kultur nicht verloren gehen soll, muss sie sorgsam gepflegt und von früh auf weiter gegeben werden muss. Es gilt die individuelle Lust zur Wahrnehmung von Musik zu fördern. Über Kommunikation können Brücken zwischen den Menschen auf der Bühne und im Publikum aufgebaut und neue Präsentationsformen etabliert werden.
Musikvermittlung hat sich immer mit dem Konzertwesens und der musikalischen Ausbildung entwickelt. Heutige scheinbar innovative Formate wurden in ähnlicher Form bereits in früheren Jahrhunderten praktiziert. Klassische Konzerte entsprachen auch in der Geschichte nie einer bestimmten Norm, sondern entwickelten sich in einer Wechselwirkung von sozialen und musikalischen Praktiken. Für eine erfolgreiche Musikvermittlung muss man Perspektiven wechseln, damit Musik für alle zugänglich ist. So profitieren unterschiedlichste Künste und Gesellschaftsbereiche von einer fächer- und kulturübergreifenden Zusammenarbeit.
Im deutschsprachigen Raum fordert die Kulturpolitik der 1970er Jahre die Orchester aus finanziellen und gesellschaftlichen Gründen auf, Konzerte für Kinder und ein zukünftiges Publikum zu spielen. Pädagogische Konzepte für Kinderkonzerte werden erarbeitet, um Kindern und Jugendlichen die klassische Musik und das Konzertwesen näher zu bringen, denn es fehlt bei Schülerinnen und Schülern sowohl an der Praxis des Musizierens als auch an Kenntnissen über bekannte klassische Werke. Ein weiteres Anliegen von Schülerkonzerten ist das Hören und Erleben von Musik als Primärerfahrung. Seit der Jahrtausendwende werden Kinder und Jugendliche auch aktiv in Schülerkonzerte und andere musikalische Projekte mit eingebunden.
Hier geht‘s zum Beitrag der Rheinischen Post.