Teuflisch gut und alles andere als altmodisch.

K.Reinfeld
Foto: www.gruenderzeiten.com

Es hat sich gelohnt neugierig zu sein und heraus zu finden, was alles möglich ist auf der Mundharmonika. Der Kempener Abiturient Konstantin Reinfeld ist auf seiner Mundharmonika wohl einer der besten Jazzspieler der Welt und war gerade mit seiner Band „Konstantin Reinfeld & Mr. Quilento‘ auf der legendären Jazz Rally in Düsseldorf zu erleben.

Drei Tage lang spielten 500 Musiker in 77 Konzerten auf 30 Bühnen im Rahmen der Jazz Rally in Düsseldorf. Fast 300.000 Besucher hörten und erlebten nicht nur Jazz-Musik, sondern auch Klassik, Rock und Pop. Denn genau das ist die Mischung der Jazz Rally, die alle Musikliebhaber, unabhängig vom Alter, anspricht. Schon der Freitag brach mit seinen 22 Konzerten alle Rekorde.

Mit dabei war auch das 18-Jährige Ausnahmetalent aus Kempen. Das Konzert seiner Band „Konstantin Reinfeld & Mr. Quilento“ war mehr als gut besucht und bekam tosenden Applaus. An diesem Abend bewies Konstantin Reinfeld einem begeisterten Publikum, wie die Mundharmonika als Soloinstrument im Jazz für Furore sorgen kann. Begleitet wurde er von seiner exzellenten Hamburger Band mit Christoph Spangenberg (piano), Daniel Stritzke (bass), Hajo Schüler (drums), mit der er Blues, Jazz und Funk traditionell als auch modern interpretierte sowie von ihm geschriebenen Stücke zu Gehör brachte.

In einen warmen Sound gebettet, groovte die Mundharmonika eingebettet in dem harmonischen Spiel der Musiker. Dabei klingt Reinfeld wie ein erfahrener Jazzmusiker. In so jungen Jahren schon den Blues und das gewisse Jazzfeeling zu haben, zeigt sein herausragendes Talent. Erst Recht, wenn man bedenkt, dass Konstantin Reinfeld das Instrument erst seit 5 Jahren spielt. 2010 wurde er sogar jüngster offizieller Endorser der Firma Hohner, die ihn beim World Harmonica Festival 2013 als einen der besten Jazzspieler der Welt auf der diatonischen Mundharmonika ankündigte. Nicht nur für Jazzliebhaber sondern auch für Neugierige, die sich von modern interpretiertem Blues, Jazz und Funk begeistern lassen, ist Konstantin Reinfeld eine echte Entdeckung, von der wir sicher noch viel hören werden.

Sein Debutalbum überzeugt!

Fotos: www.gruenderzeiten.com

In unserem Interview haben wir Konstantin danach gefragt, wie alles angefangen hat und was er noch so plant…

Der Mundharmonika-Spieler Konstantin Reinfeld ist ein unglaublich vielseitiger Musiker und unser „Künstler des Monats“. Er stammt aus Kempen und steht nach seinem soeben abgelegten Abitur vor einer vielversprechenden musikalischen Karriere als einer der weltbesten Jazzmusiker auf der Mundharmonika.

Ob als Solo-Musiker oder mit seiner Hamburger Band – der sympathische Ausnahmemusiker begeistert jedes Publikum. Im Interview spricht er nun darüber, wie er zur Mundharmonika gekommen ist, seine musikalische Experimentierfreude und seine Liebe zum Jazz.

/standpunkt/ Konstantin, wie kamst Du denn zur Mundharmonika?

Obwohl ich wie viele als Kleinkind schon einmal eine Mundharmonika in der Hand hatte, war es ein langer Weg, bis ich die Mundharmonika als Instrument für mich entdeckt habe. Musikalisch war ich wohl schon immer und habe früh angefangen, Klavier und später auch Klarinette zu spielen. Ende 2008 hat mich der Auftritt von Michael Hirte beim Supertalent und dabei ganz besonders der Klang des Instruments so begeistert, dass ich unbedingt anfangen wollte, Mundharmonika zu lernen. Das habe ich dann weitestgehend autodidaktisch mit Hilfe von Lehrbüchern, dem Internet und Foren mit einer kleinen, aber sehr aktiven Mundharmonika-Szene getan, bis ich meine großen Vorbilder auf dem Instrument um Unterrichtsstunden online via Skype gebeten habe. Von dem Zeitpunkt an habe ich dann bis vor einem Jahr zusätzlich Unterricht von Spielern wie Howard Levy (Béla Fleck and the Flecktones) und anderen Größen der Szene bekommen.

/standpunkt/ Du trittst sowohl als Solist oder mit Deiner Band „Mr. Quilento“und auch in Projekten wie „Floating Creep“ auf. Worin unterscheiden sich Deine verschiedenen Projekte? Eignet sich ein bestimmtes Projekt für bestimmte Anlässe besonders gut?

Mit meiner Band Mr. Quilento sind wir im Quartett, das heißt ich spiele mit einem klassischen Klavier-Trio im Rücken. Wir spielen jedoch auch oft mit einem Fender Rhodes statt einem Klavier und einem E-Bass statt einem Kontrabass. Somit sind wir ziemlich flexibel und können sowohl in Clubs, als auch konzertant auftreten. Die Musik ist jazzig und voller Improvisation, aber wir spielen auch viele Stücke, die von ganz anderen Musikrichtungen inspiriert sind.

Die Musik, die ich als Floating Creep mache, ist hingegen elektronische Beat-Musik und eigentlich nur eine kleine Sache, mit der ich erst vor einem halben Jahr begonnen habe. Ich wurde so stark von elektronischer Musik beeinflusst, dass ich es einfach auch selber ausprobieren wollte, Beat-Musik zu produzieren. Ich arbeite dabei viel mit Samples und ich liebe es dabei Klänge zu entdecken, zu manipulieren und zu überlagern. Viele Sounds nehme ich dafür aber auch selber auf, seien es Feldaufnahmen oder Instrumente, die ich dann einspiele.

/standpunkt/ Wie würdest Du Dein musikalisches Repertoire beschreiben?

Ganz klar einordnen lässt es sich mein musikalisches Repertoire sicherlich nicht. Ich versuche keinerlei Einflüsse zu verstecken und diese können aus allen Richtungen kommen. Natürlich hatte der Blues anfangs einen großen Einfluss, jetzt sind es aber besonders elektronische Musik oder Hip-Hop. Ich bin offen für jegliche Musikrichtungen und spiele sie jeweils so authentisch wie möglich. Wichtig ist für mich aber immer, dass dabei der improvisatorische Anteil aus dem Jazz Teil der Musik bleibt.

/standpunkt/ Die Mundharmonika wird eher dem Blues zugeordnet. Als Mundharmonikaspieler spielt Jazz für Dich aber eine große Rolle. Gibt es Stücke, die das Publikum dabei besonders begeistern?

Natürlich ist es schon sehr ungewöhnlich, mehr als Blues oder Volksmusik von einer Mundharmonika zu hören. Schon alleine das begeistert das Publikum oft. Besonders gut kommen aber Stücke an, in denen die Mundharmonika ihre Vielseitigkeit zeigt. Zum Beispiel imitiere ich bei meinem Song Dronin‘ die Klänge eines Dudelsacks. Oft sprechen mich Besucher der Konzerte später auf so etwas an, denn mit geschlossenen Augen erinnert sie der Klang der Mundharmonika an ein Saxophon, eine Trompete oder andere Instrumente. Auch unsere Versionen von Stücken aus der elektronischen Musik kommen immer gut beim Publikum an.

/standpunkt/ Und hast Du musikalische Vorbilder aus der Jazz-Welt, die Dich inspirieren?

Im Jazzbereich gibt es natürlich viele Musiker, die mir da in den Kopf kommen. Besonders Pianisten wie Robert Glasper oder Brad Mehldau gefallen mir sehr. Sie sind unglaublich vielseitig und einfach wahnsinnig gute Musiker, Komponisten und Produzenten, die sich nicht von Genregrenzen irritieren lassen. Ich versuche aber, überall Inspiration für die Musik zu finden.

/standpunkt/ Gibt es einen Auftritt, der Dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Wenn ja, warum?

Das war ganz bestimmt mein Auftritt in Südkorea im letzten Herbst anlässlich des 1st International Harmonica Festivals in der City Hall von Seoul in Südkorea. Die City Hall hat eine wunderbare, große Konzerthalle, doch ich lernte meinen Pianisten aus Japan für das Konzert erst eine Stunde vorher kennen und wir hatten bestimmt nur 15 Minuten Zeit zu proben. Letztendlich hat aber alles super geklappt! Zudem war es auch ein tolles Treffen einer Familie von Mundharmonikaspielern aus der ganzen Welt, die das Instrument und die Musik verbindet. Bei dem Festival durfte ich auch den Mundharmonikahersteller Hohner am Stand vertreten und bei den Mundharmonika-Wettbewerben in der Jury sitzen. Es ist auch wirklich unglaublich, wie verrückt die Asiaten nach der Mundharmonika sind. Das war in jedem Fall eine tolle Erfahrung!

/standpunkt/ Was planst oder wünschst Du Dir für Deine musikalische Zukunft in den nächsten 2 Jahren?

Ich werde voraussichtlich anfangen Musik zu studieren und dieses Jahr ein zweites Album in Hamburg aufnehmen, für das ich schon viele Ideen habe. Das wird ein großes Projekt. Bestimmt folgen auch viele Auftritte und ich könnte mir auch sehr gut Gigs in größeren Clubs mit DJs und Produzenten im Programm vorstellen. Es fließen auch immer mehr elektronische Elemente in meine Musik mit ein und ich wünsche mir, dass die Genregrenzen gesprengt werden. Die Jazzmusik muss wieder aufwachen und sich von anderen Musikrichtungen inspirieren lassen. Hierzu möchte ich meinen Beitrag leisten.

/standpunkt/ Vielen Dank für das Gespräch!

Neugierig?

http://www.konstantinreinfeld.com

https://soundcloud.com/floating-creep

 

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