GESELLSCHAFT, UMWELT

Warten auf den erlösenden Regen.

Ein Bewusstseinswandel am Beispiel der Wasserkrise 2018 in Kapstadt.

Paula Vollmer // Fotoreportage

Eine jahrelange Dürre ist Ursache für die schwere Wasserkrise im südafrikanischen Kapstadt. Bislang hoffte die Millionen-Metropole auf ausreichende Regenfälle, die die Trinkwasserreservoire rund um die Stadt wieder füllen. Doch der Wasserspiegel sank in den letzten knapp fünf Jahren von fast 80 % auf nun mehr 23 % ab. Für die Kapstädter bedeutet dies eine drastische Reduzierung ihres täglichen Trinkwasserkonsums. Sie dürfen dann nur noch 50 Liter Frischwasser pro Tag nutzen. Zum Vergleich: In Deutschland werden pro Person und Tag mehr als 120 Liter verbraucht. Allein 30 Liter werden davon einfach die Toilette runtergespült.

Rund 120 Liter Wasser nutzen die Deutschen normalerweise pro Kopf pro Tag.

Zwischen Sparsamkeit und  Verschwendung

Mindestens 200 Liter Wasser nutzen die Bewohner von Kapstadt normalerweise pro Haushalt am Tag.

Das Wasser muss durch ein Leitungsrohr über die Hausmauern zur Straße für alle zugänglich sein. Hier wird es in Tankwagen und Kanister abgefüllt oder es läuft einfach die Straßenrinne entlang und verschwindet durch ein leckes Abwasserkanalsystem unaufgefangen ins Meer.Weltweit fließen 80 % der städtischen Abwässer unbehandelt in Flüsse, Seen oder ins Meer. In Entwicklungsländern sind es bis zu 90 %.

Die drastisch gestiegenen Wasserpreise sind für viele fast nicht mehr bezahlbar. Von Grundwasserbohrungen auf privaten Grundstücken profitieren die Bewohner aber auch die kommunalen Versorger gleichermaßen.

Der Erde geht das Trinkwasser aus.

Das meiste Trinkwasser wird weltweit in der Landwirtschaft verbraucht. Während 11 % der Wasserressourcen von den Haushalten gebraucht werden, fließen 19 % in die Industrie. Schon heute werden also rund 70 % des Trinkwassers für die Nahrungsmittelproduktion verbraucht. Um den Hunger der wachsenden Weltbevölkerung zu stillen, muss die Erzeugung von Nahrungsmitteln bis 2050 auch um 70 % wachsen; dafür aber würde noch mal ein Fünftel mehr Wasser gebraucht als heute.

Und das fehlt dann zum Trinken und für andere Nutzungen – zudem meist in Regionen wie dem Sahel oder Südasien, wo es ohnehin schon zu wenig Wasser gibt. In der Industrie und Landwirtschaft wird Wasser in diesem Zusammenhang auch als „virtuelles Wasser“ bezeichnet, für die Herstellung von Produkten benötigt. Als Beispiel wird um ein Kilogramm Rindfleisch zu bekommen, durchschnittlich 15.000 Liter Wasser benötigt und im Laufe der Produktion eines Autos werden insgesamt 400.000 Liter Wasser verbraucht.

Laut den Vereinten Nationen beträgt der durchschnittliche Wasserverbrauch einer Personin den USA 300 Liter pro Tag, in Ägypten dagegen gerade einmal 22 Liter (Stand 2002). In Deutschland verbraucht eine Person ca. 120 Liter Wasser pro Tag. Im Einzelnen:

  • Duschen und Körperpflege: 46 Liter
  • Toilettenspülung: 30 Liter
  • Wäschewaschen: 15 Liter
  • Putzen und Garten: 8 Liter
  • Geschirrspüler: 8 Liter
  • Trinken und Kochen: 6 Liter

Der weltweite Wasservebrauch hat sich in den vergangenen 100 Jahren verzehnfacht, dagegen nahm die Bevölkerung der Erde „nur“ um das vierfache zu.

Knapp drei Viertel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Experten warnen, dass der Klimawandel den Meeresspiegel steigen lässt. Davon sind aber nur rund 3 % trinkbar. Zwei Drittel des Süßwassers wiederum befindet sich als Eis an den Polen und ist daher für uns als Trinkwasser nicht zugänglich. Somit steht uns gerade einmal ein Drittel des weltweiten Süßwasservorrates in Bächen, Seen, durch Grundwasser und Niederschlag als Trinkwasser zur Verfügung.

Mehr als die Hälfte der weltweit verwendbaren Süßwasservorkommen finden sich laut WWF in gerade einmal neun Ländern: Brasilien, China, Indien, Indonesien, Kanada, Kolumbien, Kongo, USA und Russland. Aber auch hiervon steht nur ein kleiner Anteil des gesamten Süßwasservorrats der Erde für die Nutzung zur Verfügung. Dieser teilt sich in drei Hauptreservoire: die Oberflächengewässer, das Grundwasser und Gebirgsgletscher.

Wassermanagement und ein Umdenken der Verbraucher sind jetzt notwendig.

Die Aufbereitung von Brauchwasser in Kläranlagen etwa könnte zumindest einen Teil der Lücke schließen. Denn derzeit werden 80 % des Brauchwassers weltweit noch gar nicht aufbereitet. Doch dafür braucht es technische Expertise. Und sehr viel Geld. Mehr als 1,4 Milliarden Euro etwa hat alleine Peking zwischen 2001 und 2005 für den Schutz seiner Wassereinzugsgebieten ausgegeben. Von solchen Ausgaben können Entwicklungsländer nur träumen.

Naturschutz ist eine der billigsten Optionen zum Schutz des Trinkwassers. Feuchtgebiete etwa filtern Wasser und Waldböden, Seen und Sümpfe speichern riesige Mengen sauberes Wasser.

Bei der nötigen Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft darf die Natur und ihre milliardenschweren „Dienstleistungen“ nicht vergessen werden. Erfolgreiches Wassermanagement muss Landwirtschaft und Ökosystem dienen, damit nicht langfristig das Trinkwasser ausgeht.

Wasser und Boden sind unentbehrliche Ressourcen für unser Leben. Sie unterliegen einem natürlichen Kreislauf. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung werden sie nicht ver-, sondern nur gebraucht.

Vom Menschen verursachte Stoffströme – insbesondere Emissionen aus Industrie und Landwirtschaft – sorgen jedoch dafür, dass Oberflächen- und Grundwässer in einem ständigen, teils punktuellen, teils schleichenden Prozess kontaminiert werden.

Trotz aller Bemühungen um nachhaltige Nutzungsformen und effiziente Technologien, lässt sich diese Beeinflussung der Umwelt nur reduzieren, nicht aber gänzlich vermeiden. Luft, Wasser und Boden haben zwar ein natürliches Selbstreinigungspotenzial, aber dieses ist begrenzt. Insbesondere im Grundwasser verlaufen viele chemische und mikrobiologische Prozesse sehr langsam. Eine allmähliche Anreicherung von Schadstoffen bedroht die extrem empfindlichen und nur langsam erneuerbaren Grundwasserressourcen zukünftiger Generationen.

An den Waschbecken bitten Aufkleber um Verständnis, dass das Wasser abgestellt ist, weil jeder Tropfen zählt. Als Ersatz für die Handwäsche stehen Desinfektionssprüher zur Verfügung.

Auf öffentlichen Toiletten will man mit dem Hinweis „If it‘s yellow, let it mellow. If it‘s brown, flush it down.“ die Wasserspülung reduzieren. Spülen soll man also nur, wenn es auch wirklich notwendig ist.

Selbst das Schmelzwasser von den Eiswürfeln aus den Getränkekühlern wird zum Wischen der Tische genutzt.

Gespült wird später zuhause mit dem restlichen Kochwasser aus dem Wasserkocher.

Wasser war die Voraussetzung für die Entstehung des Lebens auf der Erde. In flüssiger Form gibt es Wasser erst seit Abkühlung der Erde vor ca. vier Milliarden Jahren. Auf dem Boden des Urozeans, der sich anschließend bildete, entstanden vor etwa 3,5 Milliarden Jahren die Urbausteine des Lebens. Leben auf dem Land wäre zu jener Zeit gar nicht möglich gewesen, da es keine Ozonschicht gab, die die Zellen vor der UV-Strahlung der Sonne schützte. Diese Aufgabe übernahm über lange Zeiträume der Erdgeschichte das Meerwasser. Erst vor ca. 400 Millionen Jahren setzte die Besiedlung des Festlandes ein. Dem Wasser sind aber auch die Lebewesen auf dem Land verhaftet geblieben. So besteht der Körper der meisten Pflanzen und Tiere zu 50 bis 80 % aus Wasser. Ohne Wasser würden Pflanzen ihre Nährstoffe nicht aufnehmen können. Wasser dient innerhalb der Organismen als Transportmittel für Nährsalze, Enzyme und Hormone und ist an fast allen wichtigen Lebensprozessen beteiligt. Eine ausreichende Wasserversorgung ist daher auch grundlegend für die Existenz des Menschen auf der Erde. Nur mit Wasser kann er die benötigten Nahrungsmittel erzeugen und nur durch ständige Wasseraufnahme kann er sich selbst erhalten.