Am 10. und 11. November durften die Schülerinnen und Schüler der Sozialwissenschaftsleistungskurse von Frau Schnock und Herrn Jansen aus der Q1 und Q2 an einem Planspiel zum Thema „Die Zukunft Europas“ teilnehmen. Finanziert wurde das Planspiel von der Friedrich Ebert Stiftung und durchgeführt wurde es von zwei freien Mitarbeiterinnen Frau Batoul Abu-Yahya (24) und von Frau Sophia Simon (28) von Planpolitik.
„Ich mag die Idee von Politik auf Augenhöhe und finde die Formate super. Gerade weil ich das Gefühl habe, dass es in Schulen fehlt. Inklusive politische Arbeit funktioniert nicht, ohne sich auf Augenhöhe zu begegnen.“, sagte Frau Abu-Yahya zu Beginn, als sie den ersten Tag mit einer kleinen Vorstellungsrunde zur Begrüßung startete.
Begonnen wurde das Planspiel mit einem EU-Bingo zum Kennenlernen und im Anschluss folgte ein weiteres Spiel. Den Schülern wurden Fragen zu Europa gestellt und sie mussten sich dann den Antwortmöglichkeiten zuordnen. Daraufhin folgte das Rollenspiel zum Thema „Green Deal“. Den Schülern wurden die Rollen und Positionen von neun verschiedenen europäischen Mitgliedstaaten zugeteilt, zudem gab es zwei Generalsekretärinnen, welche eine moderierende Rolle übernahmen. Das Ziel war es, ein von der EU-Kommission vorgeschlagenes Klimaabkommen im Rat der EU zu verhandeln und die Interessen der einzelnen Mitgliedstaaten durchzusetzen. Am Ende des ersten Tages tagte der Rat der EU, die verschiedenen Positionen wurden diskutiert und man hat versucht, sich einheitlich auf einen Kompromiss zu einigen.
„Es war sehr interessant, aber man hat auch gemerkt, wie schwer es ist, eine gemeinsame Lösung zu finden.“, sagte Lucia Herraez (Q1). Die Schwierigkeit lag darin sich auf ein gemeinsames Jahr zu einigen, bis zu dem man die Klimaziele erreichen möchte.
Die Schülerinnen und Schüler vertraten insgesamt nur neun von 27 Ländern der EU und konnten sich schon nicht einigen. Ein ideales Rollenspiel, um die Herausforderungen eines gemeinsam beschlossenen Kompromisses in der EU nachzuvollziehen.
Lara Mund (Q2) hatte die Rolle der Generalsekretärin und sagte: „Es hat sich angefühlt wie im echten Leben, jetzt kann ich verstehen, warum solche Debatten so lange dauern und es schwierig ist Kompromisse zu machen, wenn jeder bei seinem Standpunkt bleibt.“.
Tag zwei begann mit einem weiteren Planspiel zum Thema „Europäer*innen im Wandel?“. Die Schüler trafen sich in Gruppen zusammen, die Gruppen bestanden jeweils aus 4-5 Schülern. Sie bekamen Themen und Positionen zugewiesen, die sie dann in den kleinen Gruppen diskutieren sollten. Diskutierte Themen waren „5G-schnelles Netz der Zukunft oder teures Experiment?“, „EU-weiter Kohleausstieg: Saubere Zukunft oder sozialer Sprengstoff?“ und ein weiteres Thema war „EU-weiter Mindestlohn: Soziale Gerechtigkeit oder wirtschaftlicher Irrsinn?“. Am Ende dieses Planspiels wurden alle Themen in einem Stuhlkreis besprochen und diskutiert, es fand eine Auswertung der jeweiligen Gruppenergebnisse statt. „Demokratie lebt davon, dass Menschen diskutieren und nicht einer Meinung sind, sie in den Diskurs gehen.“, sagte Matti (Q2).
Als letztes durften die Schüler ihr „Wunsch Europa 2030“ in Gruppen-Präsentationen vorstellen und die Ergebnisse regen wirklich zum Nachdenken an. Nun heißt es kreativ werden und gestalten. Wie soll aus Sicht der Schüler ihr Wunsch-Europa 2030 aussehen?
Das Wunsch-Europa 2030 soll mehr Mitsprache der europäischen Bürgerinnen und Bürger beinhalten sowie eine Veränderung der europäischen Institutionen; das Europaparlament soll wie der Deutsche Bundestag strukturiert sein, in der das europäische Volk seine Volksvertreter selber wählt. Die Wirtschaft soll gestärkt werden durch die Verlagerungen der Produktionsstätten in die EU. Migration war ein wichtiges Thema für die Leistungskursschüler. Das Dublin-3-Verfahren soll umstrukturiert werden und es sollte eine Vollharmonisierung des Asylrechts geben. Das Thema Klimawandel spielte auch eine große Rolle, Lösungsvorschläge wurden hier ebenfalls vorgestellt: Zum Beispiel soll es ab 2030 nur noch Neuzulassungen für Autos auf der Basis rein erneuerbarer Energie geben, diese sollen durch die CO2-Steuer finanziert werden. Ebenfalls werben die Schüler dafür, dass in die Forschung von erneuerbaren Energien deutlich mehr investiert werden sollte.
Deutlich wird, dass die Schüler sich ein Europa der Freiheit, ein friedliches, faires Europa, ein Europa der Vielfalt und ein Europa wünschen, dem es um Werte geht, die nicht nur ausgesprochen, sondern gelebt werden geht.
„Für mich war das Planspiel sehr hilfreich im Hinblick auf das Abitur, da mir noch mal das Wichtigste zu Europa auf spielerische Weise erklärt wurde.“, fasste Beritan (Q2) zusammen.
Frau Batoul Abu-Yahya reiste für das Planspiel extra aus Berlin an und Frau Sophia Simon aus NRW. Ihre Motivation, neben dem Studium diese Planspiele zu moderieren: „Uns geht es vor allem um die Förderung eines fairen Miteinanders, den Schülern die Möglichkeit zu geben, mitgestalten zu können und die Stimme der jungen Generation zu stärken und die Veränderung der Gedankenstrukturen live mitzuerleben.“.
Die Durchführung von Planspielen zum Thema „Europa“ sind fest in den Lehrplänen der Gesamtschule Hardt als Europaschule in NRW verankert. In der vergangenen Woche fand ein Planspiel der Friedrich-Ebert-Stiftung statt, die mehrere Planspiele für Schulen finanziert und sowohl Präsenzformate als auch digitale Varianten anbietet. Durchgeführt wurde die Veranstaltung von „planpolitik“.