…und vor genau 8 Jahren war der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales Interviewgast der Schülerzeitung in Hardt.
Kaum ein Referat oder eine Hausarbeit, in der nicht aus Wikipedia zitiert oder abgeschrieben wird. Vielleicht liegt es daran, dass die Online-Enzyklopädie zu den weltweit am meisten angeklickten Webseiten gehört und daher bei den Ergebnissen der Suchmaschinen immer ganz weit vorne steht. Aber das Internetportal bietet auch eine Fülle von Informationen zu allen Wissensgebieten, die allgemein zugänglich sind und von den Nutzern selbst erweitert und verändert werden können. Sie selbst beschreibt sich so.
Die Wikipedia ist ein am 15. Januar 2001 gegründetes gemeinnütziges Projekt zur Erstellung einer freien Internet–Enzyklopädie in zahlreichen Sprachen mit Hilfe des sogenannten Wikiprinzips.[…] Das Ziel ist dem Mitgründer Jimmy Wales zufolge „eine frei lizenzierteund hochwertige Enzyklopädie zu schaffen und damit lexikalisches Wissen zu verbreiten“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia
Nach 20 Jahren gibt es nun einen neuen Verhaltenskodex für mehr Vielfalt der Beitragenden.
Im Februar 2013 haben unsere Schülermagazinredakteure – damals noch für MITTELPUNKT – den Wikipedia-Gründer Jimmy Wales interviewt. Das Treffen hat die Redaktion bei einem Wettbewerb des Initiativkreises Mönchengladbach für die Konzeption und Gestaltung des Online-Locationguides ‚expedition[ät]MG‘ gewonnen. Anlässlich des 20 jährigen Wikipedia-Jubiläums werfen wir auch gerne einen Blick zurück auf den 8. Februar 2013…
Nach 20 Jahren gibt es einen neuen Verhaltenskodex für mehr Vielfalt der Beitragenden.
Aus dem Netz: Deutschlandfunknova zum Thema
Was in Wikipedia-Artikeln steht, entscheiden überwiegend weiße Männer höheren Alters. Ein neuer „Code of Conduct“, eine Richtlinie, die die Wikimedia Foundation jetzt veröffentlicht hat, soll das ändern.
Die meisten von uns benutzen und schätzen sie: die Wikipedia. Die freie Online-Enzyklopädie gibt es bereits seit Anfang 2001, das 20-jährige Jubiläum wurde gerade erst gefeiert. Doch die Zahl neuer Wikipedia-Autorinnen und Autoren sowie auch neuer Artikel ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
Als ein Hauptgrund gilt, dass eine bestimmte Gruppe von Administratoren eine ziemliche Entscheidungs- und Deutungshoheit darüber erlangt hat, was in der millionenfach angeklickten Wikipedia als Artikel erscheint. Welche neuen Artikel online gehen oder eben auch nicht, bestimmen meistens weiße Männer höheren Alters.
Respekt, Empathie, Kollegialität
Die Muttergesellschaft der Wikipedia, die Wikimedia Foundation, hat nun eine neue Richtlinie herausgegeben, die bestimmt, wie die Dinge bei Wikipedia laufen sollen. Im „Code of Conduct“ steht drin, in welchem Sinne und Geiste alle, die rund um die Welt bei Wikipedia mitarbeiten, miteinander umgehen sollen.
Von all diesen Menschen werde „gegenseitiger Respekt“, „empathisches Verhalten“ und „Kollegialität“ erwartet, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat.
„Auch Bezeichnungen und Schreibweisen, die Personen mit anderen ethnischen Hintergründen oder anderer sexueller Orientierung verwenden, sollen toleriert werden.“
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter
Ganz explizit werde auch die Bereitschaft gefordert, die unterschiedlichen Bezeichnungen und Schreibweisen zu tolerieren, die Personen mit anderen ethnischen Hintergründen oder anderer sexueller Orientierung verwenden. „Belästigung, Bedrohung, Hetze und Trollerei“ sowie das „Ausüben einer eigenen Machtposition“ werden verurteilt und seien strikt abzulehnen.
„Macht ausüben“ soll nicht mehr toleriert werden
Diese Aufforderung richte sich offensichtlich überwiegend an die Adresse der Administratoren, sagt Michael Gessat. Ohne Admins geht es natürlich nicht, denn sie erfüllen eine äußerst wichtige Aufgabe: Sie sorgen dafür, dass in Wikipedia-Artikeln kein Mist landet. Es gibt nämlich permanent Versuche von Trollen oder Spammern, Wikipedia-Artikel zu manipulieren.
Trotzdem haben diese Leute natürlich auch eine Tendenz, ein Weltbild und vielleicht Vorurteile. Das beginne ja bereits bei der entscheidenden Frage, was denn überhaupt „relevant“ genug ist, um als neuer Eintrag in der Wikipedia zu erscheinen, erklärt unser Netzreporter.
Eine Absichtserklärung
Die Wikipedia habe entscheidenden Einfluss auf gesellschaftliche – und auch wirtschaftliche – Einordnungen, sagt Michael Gessat. Der „Code of Conduct“, die Selbstverpflichtung, sei also sehr relevant. Inwiefern diese Absichtserklärung jetzt aber eingehalten wird, sei natürlich eine andere Frage.
Dahingehend gebe es auch bereits Kritik an der Erklärung: Sie müsste noch viel verbindlicher sein, so die Forderung. Doch auch das sei ziemlich schwierig, meint Michael Gessat. Denn bei der Wikipedia machen vor allem unbezahlte Freiwillige mit, deren Sicht logischerweise subjektiv ist.
Komplizierte Grenzfälle
Ein Beispiel, das zeigt, wie kompliziert die Situation ist: Gerade hat das Landgericht Koblenz entschieden, dass ein Wikipedia-Autor einem Komponisten 8000 Euro zahlen soll. Der Kläger sah sich in einem Artikel ungerechtfertigt als Verschwörungsmystiker kritisiert. Andererseits habe dieser Komponist Statements wie „Die 9/11-Anschläge waren ein Fake“ veröffentlicht und sich 2012 mit dem damaligen iranischen Ministerpräsidenten Ahmadinedschad getroffen, so unser Netzreporter. In diesem Fall liefen Wikipedia-Artikel unter Umständen in einen Bereich hinein, den man auch mit einem „Code of Conduct“ nicht mehr hinreichend klären könne.
Eins sei aber klar: Der beste Weg, um bei der Wikipedia etwas zu verbessern, steht eigentlich jedem und jeder offen: Ihr nehmt selbst Teil und schreibt oder korrigiert etwas.
Quelle: www.deutschlandfunknova.de