CREATiVE SPACE, KULTUR, OUT NOW

Spot an!

Auf den Moment, wenn der Vorhang sich hebt, fiebern alle vor und hinter der Bühne hin. Aber wie sieht es eigentlich hinter dem Vorhang aus? Dort, wo kein Zuschauer hin kommt? Wo ist das Ensemble in den Pausen? Wer lenkt die ganze Technik und das Bühnenlicht? Wo kommen die ganzen tollen Kostüme her? Und wer kümmert sich überhaupt darum, das man erfährt, was alles so läuft im Theater?

Foto Janina Brockmanns (Stufe 9)

Teilnehmende des CREATiVE TEAMS und dem WP Kunst Kurs der Gesamtschule Hardt hatten die großartige Gelegenheit zu einer Führung hinter die Bühnen des Theaters Mönchengladbach.

Foto: Farida Safari (Stufe 9)

„Wir haben eine Vorstellung davon bekommen, was alles alles vor, während und nach einer Vorstellung passiert.“

Kristina Heinen aus der Abteilung Kommunikation und Marketing präsentierte den 20 Schüler:innen die verschiedenen Arbeitsplätze und erklärte sehr anschaulich, welche Abteilungen an der Konzeption und Umsetzung einer Produktion beteiligt sind.

Hinter dem Vorhang zeigen sich die jungen Besucher ziemlich beeindruckt von der imposanten Höhe der Bühne und der mächtigen Technik mit Zugstangen und Scheinwerferbrücken. Die Regieassistentin Alla Bondarevskaya saß am Inspizient:innenpult und erklärte den Interessierten die Aufgaben einer Inspizient:in und Regieassistent:in.

Die Bühne ist die Schnittstelle von Kunst und Technik.

Foto: Fabienne Esteves

Inspizient:innen koordinieren den gesamten künstlerischen und technischen Ablauf einer Bühnenaufführung. Sie sind das Bindeglied zwischen Kunst und Technik.

Inspizient:innen mit der Inszenierung vertraut sein müssen und deshalb bereits bei den Bühnenproben organisatorisch und vermittelnd zwischen Regieteam, Künstler:innen und den verschiedenen technischen Abteilungen tätig sind.

Hauptarbeitsplatz ist das Inspizient:innenpult, von dem aus der Verlauf der Vorstellung gesteuert wird. Dieses ist mit Monitoren, Sprechverbindungen und optischen Signalanlagen ausgestattet.

Vor einer Vorstellung vergewissern sich Inspizient:innen, dass die Bühne korrekt und sicher eingerichtet ist. Sie regeln durch Einrufe und Klingelzeichen den zeitlichen Ablauf vor der Vorstellung, für die Mitwirkenden, aber auch für das Publikum.

Als Regieassistent:in unterstützt Alla Bondarevskaya die Regisseur:innen bei ihrer Arbeit. Regieassistent:innen führen das Regiebuch, in dem alle für eine Inszenierung bedeutsamen Daten notiert werden: Positionen, Gänge, Textänderungen und -streichungen, Auftritte und Abgänge etc. Diese Arbeit ist sehr wichtig und erfordert große Sorgfalt, denn das Regiebuch mit seinen Notizen ist die Grundlage für die späteren Repertoirevorstellungen und Wiederaufnahmen. Aus dem Regiebuch muss jederzeit ersichtlich sein, welches Konzept einer Inszenierung zugrunde liegt und wie das Stück verlaufen soll.

Des Weiteren haben Regieassistent:innen die Aufgabe, in Absprache mit dem:der Regisseur:in den Probenplan zu erstellen. Dabei muss man nicht nur künstlerische Aspekte, sondern auch Raum- und Dienstpläne des Theaters berücksichtigen. Jede Probe muss so effektiv wie möglich genutzt werden.

Zudem sind Regieassistent:innen die zentrale Kontaktstelle zwischen Regisseur:innen und den Mitarbeiter:innen der jeweiligen Produktion sowie allen betroffenen Abteilungen im Haus.

In der Kostümabteilung konnte die langjährige Garderobiere Annette Kuhnert allerhand Spannendes und Interessantes über ihre Arbeit und Kenntnisse berichten.

Garderobier:innen oder auch Ankleider:innen genannt, sorgen in erster Linie dafür, dass die Künstler:innen für die Vorstellung ordnungsgemäß angekleidet bzw. während der laufenden Vorstellung umgezogen werden. Das Umziehen muss manchmal in Sekundenschnelle erfolgen. Oft hat ein:e Garderobier:e viele Darsteller:innen gleichzeitig zu betreuen und ist für die Kostüme von verschiedenen Vorstellungen zuständig.

Garderobiere:n sind ebenfalls für die Pflege der ihr anvertrauten Kostüme zuständig und bessert kleinere Schäden selbst aus. Bei größeren Schäden werden die Kostüme rechtzeitig in die Werkstatt zur Reparatur gegeben. Improvisation ist in Notfällen gefragt, wenn auf der Bühne ein Reißverschluss versagt oder eine Rockschleppe einreißt.

Oft ist die Garderobier:e auch von Beruf Schneider:in. Die Arbeit in den Garderoben ist abwechslungsreich und nah am Bühnengeschehen, außerdem hat man mit tollen Stoffen, außergewöhnlichen Kleidungsstücken und Menschen zu tun.

Annette Kuhnert betonte, dass handwerkliches Geschick für diesen Beruf absolut notwendig ist. Auch Einfühlungsvermögen ist wichtig, denn oft sind die Künstler:innen vor ihren Auftritten nervös. Garderobiere:n müssen diskret sein und sollten sich nicht vor verschwitzten Kostümen ekeln. Ihr Tipp gegen lästigen Schweissgeruch: Wodka.

Im Rahmen ihrer Projekt-Mitarbeit und Workshops zum Konzert-Projekt “Tänze der Welt“ mit dem Sinfonieorchester Opus 125 hat die Schülerzeitungsredaktion ein Interview mit der Tanz- und Theaterpädagogin Silvia Behnke vorbereitet.

In ihren Ausführungen beschreibt Silvia Behnke die Aufgaben der Bühnentänzer:innen. Sie gestalten und interpretieren Tanzrollen für Ballett, Musiktheater oder Musical. Sie tanzen nach einer vor- gegebenen Choreografie im Ensemble oder als Solist:innen und müssen unterschiedliche Stile vom klassischen Ballett bis zu modernen Tanzformen beherrschen.
Der Standpunkt-Redakteur Thore Kraft fragt nach den Trainingsarten der Tänzer:innen. Der tägliche Arbeitsablauf der Tänzer:innen besteht erst einmal aus einem mehrstündigen Training und der Probenarbeit. Zusätzliches oder alternative Sportarten, die eher dem Ausgleich dienen wie Schwimmen oder Joggen aber auch Krafttraining im Fitnesscenter sind persönliche Entscheidungen. Wichtig ist nur, das jede Bewegung und Haltung auch eine ausgleichende Gegenbewegung braucht, um körperlichen Schäden vorzubeugen.

Das Ballett bildet innerhalb des Theaterbetriebs ein eigenes Ensemble eine sogenannte Compagnie, ähnlich wie Chor und Orchester. Bei ihrem kurzen Rückblick auf die Geschichte des Balletts erfährt das Team, dass Ballett, wie wir es heute kennen, seinen Ursprung in der Zeit der italienischen und französischen Fürstenhöfe des 15. und 16. Jahrhunderts findet. Fast kann man diese Zeit als ein Ausprobieren bezeichnen, da das Ballett damals noch keine eigene Kunstform und lange den Männern vorbehalten war. Höfische Tänze weckten zu dieser Zeit nur noch wenig Interesse, die Welt war reif für neue Formen und Techniken im Tanz. 

Überrascht waren die Schüler:innen zu hören, was der Sonnenkönig mit Ballett zu tun hatte.
König Ludwig XIV, DER Repräsentant des Barock und wichtigster Vertreter des höfischen Absolutismus, übernahm als junger Herrscher gerne selbst die Hauptrolle im Ballett. Und so entstammt sein Spitzname „Sonnenkönig“ einem Ballettstück, in dem er 1653 den Part der aufsteigenden Sonne übernahm. 

Unter seiner Regentschaft nahm die Bedeutung des Balletts immer weiter zu und so gründete der König 1671 sogar eine Musikakademie. Ihr Ziel war es Kindern – auch aus armen Familien – eine kostenfreie Ballettausbildung zu ermöglichen. Mit diesem Schritt öffnete sich das Ballett auch für diejenigen, die sich diese elegante Form des Tanzes vorher nicht leisten konnten, da Ballett nur dem Adel zugänglich war.

Ballett als eigenständige Kunstform gab es erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der aus dem bis dato noch mechanischen Tanz ein Handlungstanz wurde, der ganze Geschichte zu erzählen vermag.

Fabienne Esteves und Thore Kraft dokumentieren den Backstage-Besuch für die Sonderausgabe des Schülermagazins

Silvia Behnke begann ihre Tanz-Ausbildung in Lübeck an der dortigen Ballettschule Heino Heiden. Bereits mit elf Jahren debütierte sie als Solistin am Lübecker Kindertanztheater Heino Heiden und feierte bei Gastspielen in Hamburg, Berlin, Venedig, Kopenhagen, Helsinki und Moskau in verschiedenen Partien Erfolge. Nach Abschluss der Bühnenreife wechselte sie an die Stuttgarter John-Cranko-Akademie, um dann im Anschluss noch eine tanzpädagogisches Ausbildung zu absolvieren.
1988 wurde sie als Solisten ans Theater Krefeld und Mönchengladbach geholt und arbeitete hier u. a. mit bekannten Choreografinnen und Choreografen. Im Juli 2010 beendete Silvia Behnke ihre aktive Laufbahn als Tänzerin und arbeitet seither als Tanz- und Theaterpädagogin am Gemeinschaftstheater.

Als Tanzpädagogin vermittelt Silvia Behnke die Kunst des Tanzes. In Workshops bringt sie Jugendlichen bei, die Ausdrucksmöglichkeiten des eigenen Körpers kennenzulernen. Hier hat sie die Erfahrung gemacht, dass sie dabei viele Jugendlichen begeistern und überzeugen kann, sich auf Bewegung und Tanz einzulassen und über die Körpersprache auszudrücken.

Die Bewegungsabläufe einer Choreografie werden schriftlich aufgezeichnet. Mithilfe spezieller Symbole können so auch Choreografien, die nicht mehr getanzt werden, zu einem späteren Zeitpunkt rekonstruiert werden.

Als Theaterpädagogin regt Silvia Behnke am Theater Mönchengladbach insbesondere Menschen jüngeren Alters zum Theatermachen an und ermöglichen den aktiven Zugang zur Welt des Theaters. Sie vermittelt sie zwischen dem Theater und Bildungseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Jugendhäusern. Sie berät und betreut mit ihrer Kollegin Lehrer:innen und unterstützt bei der Vor- und Nachbereitung von Theaterstücken im Klassenunterricht.

Darüber hinaus leitet sie auch eigene Jugend-Theatergruppen und betreut den Theater-Jugendclubs. Sie arbeitet gerne mit Jugendlichen, weil der Tanz und das Theaterspiel eine Möglichkeit ist, sich auszudrücken und die eigene Persönlichkeit zu erweitern. Unter Ihrer Leitung entstanden zum Beispiel für den Jugendclub in Mönchengladbach, in Zusammenarbeit mit Jorge Escobar viele Tanz-Theaterproduktionen. Im Juni 2022 war nun nach der Pause endlich wieder eine Jugendclub-Produktion auf der Studiobühne Mönchengladbach zu sehen, Molières Komödie „Der eingebildete Kranke“. Auf der einen Seite bringt Silvia Behnke Jugendlichen das Theater näher, auf der anderen Seite bietet sie Workshops an, die auch zur Persönlichkeitsbildung beitragen können.

Natürlich konnten wir auch einiges über die Geschichte des Hauses und den Theateralltag durch die Mitarbeiterin des Besucherservices Kristina Heinen erfahren.

Die Theater Krefeld und Mönchengladbach gGmbH ist ein sogenanntes Dreispartentheater: Schauspiel, Musiktheater und Ballett gehören zum Programm. Außerdem gehören die Niederrheinischen Sinfoniker zum Haus, die auch die Aufgaben als Theater- und Sinfonieorchester übernehmen.

Seit mehr als 60 Jahren betreiben die Städte Krefeld und Mönchengladbach gemeinsam „ihr“ Drei-Sparten-Theater: Aus den „Vereinigte Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach“ ist inzwischen die gemeinnützige „Theater Krefeld & Mönchengladbach gGmbH“ geworden. 500 Mitarbeiter – vom Bühnentechniker über den Besucherservice bis hin zu den Künstlerinnen und Künstlern – sind in den beiden Städten beschäftigt.

Pro Spielzeit finden mehr als 500 Vorstellungen der Sparten Musiktheater, Ballett und Schauspiel statt. Hinzu kommen die vielfältigen Konzerte der Niederrheinischen Sinfoniker und die Aufführungen des Theater-Jungendclubs unter Anleitung der Theaterpädagogen. Vom großen Opernabend bis zum kleinen Rezitationsnachmittag ist für jeden Geschmack etwas dabei – und die Kinderstücke und – Konzerte bieten beste Unterhaltung auch für die Kleinsten.

Lust auf mehr vor der Bühne? Das CREATiVE SPACE Team hat sich auf jeden Fall schon mal für einen Theaterbesuch entschieden und bedankt sich für die tollen Gespräche und interessante Führung.

Hier gehts zum Programm