Bereits kurz vor den Kommunalwahlen im September dieses Jahres hatten Lara Mund und Marie Sophie Neumann aus der standpunkt-Redaktion den neuen Oberbürgermeister Felix Heinrichs um ein Gespräch gebeten. Am 13. September hatten fast 90.000 Wählerinnen und Wähler in Mönchengladbach über einen neuen Stadtrat und den Oberbürgermeister abgestimmt. Im Rathaus hat es nun einen Amtswechsel geben. Bei der Wahl zum Oberbürgermeister setzte sich in der ersten Runde Felix Heinrichs (SPD) vor Frank Boss (CDU) durch. Felix Heinrichs verpasste die absolute Mehrheit und so musste das Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters am 27. September durch eine Stichwahl entschieden werden. Hier siegte der SPD-Kandidat Felix Heinrichs mit 74 Prozent der Stimmen gegen Frank Boss (CDU).
„Unglaublich, ein Gefühl voller Freude aber auch Respekt vor dem Amt. Man muss jetzt zeigen, dass man es kann.“
Das war die Reaktion des 31 Jahre alte Heinrichs auf das Ergebnis. Der bisher jüngste Oberbürgermeister in NRW sieht den Umgang mit der Corona-Krise als erste große Aufgabe seiner Amtszeit.
Die Redaktion des Schülermagazins standpunkt hatte bereits vor der Kommunalwahl mit Berichterstattungen zum Thema Mitschülerinnen und Mitschüler ab 16 zum Urnengang aufgerufen, denn wer wählt kann auch mitbestimmen, was in Mönchengladbach läuft.
In diesem Rahmen haben sich Lara und Marie Sophie mit Felix Heinrichs zu einem lockeren Gespräch verabredet. Sie waren neugierig auf die private und politische Person, sein Leben und den Anspruch, den er an seine politische Arbeit stellt.
So erzählte er, dass ihm schon früh der Wunsch am Herzen lag, in die Politik zu gehen. Bereits mit 14 Jahren trat Heinrichs in die SPD ein. Mit den Zielen der Partei, ihrer weitreichenden Geschichte und ihrer sozialdemokratischen Politik konnte er sich gut identifizieren. Durch seine Motivation und sein Engagement schaffte er es, 2014 als Fraktionsvorsitzender in den Rat gewählt zu werden. Für Heinrichs der Zeitpunkt, aktiv in der Politik mitzumachen.
Im Privaten wie auch Beruflichen zeichnet er sich besonders durch seine Empathie und seinen Einsatz für Menschen aus. Für uns stellte sich daher die Frage, weshalb er sich unbedingt in die Politik und nicht in einem sozialen Bereich engagieren wollte. Für Felix Heinrichs bietet die Politik beste Chancen, sozial etwas bewegen zu können. Politik auf kommunaler Ebene ist dabei für ihn der spannendere aber auch direktere Weg, weil man näher an den Bürgerinnen und Bürgern ist. Natürlich ist ihm dabei immer bewusst, dass gerade die Kommunikation und der Diskurs auf dieser Ebene viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen wird.
„Politik macht mir Spaß. Und wenn etwas Spaß macht, dann schaut man nicht auf die Uhr. Deswegen macht es mir nichts aus, den Aufgaben des Oberbürgermeisters meine volle Aufmerksamkeit zu schenken“, sagt Heinrichs auf die Frage, wie er mit den Belastungen eines Oberbürgermeisters umgehen würde.
Natürlich möchten die Redakteurinnen eines crossmedialen Schülermagazins gerne mehr über seine Einstellung zum Thema Digitalisierung an Schulen erfahren. Heinrichs ist der Ansicht, dass manche Schülerinnen und Schüler erfahrener im Umgang mit digitalen Medien sind als einige ihrer Lehrerinnen und Lehrer. Dies könnte man nutzen und gezielt in die Weiterentwicklung mit einbinden. Nicht nur die Beschaffung von WLAN, Computern und iPads seien von höchster Bedeutung, sondern auch das Training der Bedienung solcher Geräte ist grundlegend. Die Kommunikation und die Nutzung des Internets erfordern heute mehr denn je ein hohes Maß an Medienkompetenz. Auch hier kann eine Zusammenarbeit von Schülern und Lehrern auf Augenhöhe sehr konstruktiv sein.
Junge Menschen und ihre Wünsche und Ziele ernst nehmen, dies ist Heinrichs sehr wichtig, denn nur mit Wertschätzung kann man das Interesse von Jugendlichen an Politik wecken. Er ist als Politiker neugierig auf junge Menschen und ihre Ideen. Gerade Fridays for Future zeige, dass es der Jugend nicht egal ist, was auf der Erde passiert. Und dieses Bewusstsein und Interesse möchte er auch auf kommunaler Ebene wecken.
Tiere stehen oft sinnbildlich für Eigenschaften und Verhaltensweisen. Auf die Frage, welches Tier zum Politiker Felix Heinrichs passen würde, antwortet er: „Der Kranich. Er ist auch unser Kampagnensymbol und steht für Aufruf, Mut und Glück und das möchte ich dieser Stadt bringen oder sie bewegen. Der Kranich steht natürlich stellvertretend für unsere Wahlkampagne aber privat waren Schildkröten schon immer meine Lieblingstiere.“
Auf die Frage der Redaktion, ob er lieber fliegen können oder unsichtbar sein wolle, antwortet er entschlossen: „Lieber klimaneutral sein und in Farbe fliegen, als sich zu verstecken.“
„Gab es Momente in ihrem Leben, die sie wirklich frustriert haben und welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen? Und was würde Sie als Ihre größten Stärken bezeichnen?“
Es sind die verlorenen Wahlkämpfe die Heinrichs frustrieren, insbesondere wenn man dabei erleben muss, dass eine Idee, in die man viel Zeit und Leidenschaft investiert hat, nicht gut ankommt.
Felix Heinrichs sieht seine Stärke in der Fähigkeit, gut auf Menschen zugehen und sie vernetzen zu können. Auch seine Gelassenheit und Ruhe und sein positiver Umgang mit Kritik erleichtern ihm viele Situationen.
Auf die Frage, ob er es sich vorstellen könnte, als Oberbürgermeister zu Gast in der Boroussia VIP-Lounge zu sein, antwortet er: „Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht. Ich unterstützte unseren Verein sehr gerne, obwohl ich nie der Sportler war, aber ich werde bestimmt immer wieder mal zu einem Spiel gehen. Gerade das Stadion ist ein sozialer Ort, um für andere nahbar und da zu sein. Um ehrlich zu sein, brauche ich aber auch niemanden, der meine Karte bezahlt oder das Eis in der Pause, denn das Gemeinschaftsgefühl ist mir wichtiger.“
Vielen Dank an Felix Heinrichs für das sehr ausführliche Gespräch.